Hattingen. . Das markante rote Haus an der Kost wurde 1910 gebaut. Es war Station der Fuhrleute, Ausflugslokal mit Badegelegenheit und Flüchtlingsunterkunft.

An der Kost befand sich einst die bedeutendste Fährstelle Hattingens. Der Fährmann Heinrich Kosthaus setzte über die noch deutlich breitere Ruhr über. Auf der Hattinger Flussseite gab es an dieser Stelle längst eine Siedlungsstätte: den Kosthof. Zu dem gehörte eine eigene Brennerei und eben die Kostfähre. Doch als eine Brücke gebaut wurde, die Fähre also nicht mehr nötig war, entstand ein markantes rotes Haus: das Gasthaus an der Kost. Wo einst Fuhrleute den Zoll zahlten und übernachteten, die Hüttenarbeiter den Staub aus der Kehle spülten und Asylbewerber untergebracht wurden, können jetzt Besucher der Stadt zum Beispiel im Turmzimmer übernachten.

Vor gut zehn Jahren kaufte Familie Buchholz das Haus an der Ruhr, das Anja Buchholz heute als Hotel und Gasthaus betreibt. „Ein Jahr dauerte die Renovierung“, erinnert sich Geschäftsführer Werner Lennemann. Denn zuvor hatte das Haus lange Zeit im Dornröschenschlaf gelegen. Übergangsweise hatte es die Stadt angemietet, um hier Flüchtlinge unterzubringen. „Aus den Sälen waren einzelne Räume gemacht worden. Das mussten wir alles zurückbauen.“

Dazu wurde die Außenfassade erneuert – natürlich im typischen Rot – und auch das Treppenhaus musste renoviert werden. „Einen Fahrstuhl durften wir allerdings aufgrund des Denkmalschutzes nicht einbauen“, berichtet Lennemann. Auch Anja Buchholz erinnert sich an die harte Arbeit, die in dem Haus steckt. „Heute würde ich das nicht noch einmal machen“, sagt die 50-Jährige und betont, dass man so ein Haus nur mit viel Herzblut betreiben könne.

Werner Lennemann kennt das Gasthaus noch von früher. „Auf unseren Sonntagswanderungen mit der Familie von Weitmar aus nach Blankenstein haben wir hier immer Rast gemacht.“ Jetzt hat er sich intensiv mit der Geschichte des Hauses beschäftigt.

Gebaut wurde das Gasthaus 1909/1910 – etwa zur selben Zeit wie die alte Kosterbrücke. Wegen des Fährrechts war die Brücke zunächst mautpflichtig. Gegen Abgabe der Fährkonzession erhielt der Hofbesitzer aber das Recht, hier das Gasthaus zu betreiben. „Und das war eine Goldgrube“, sagt Werner Lennemann. Denn die Brücke begann unmittelbar nebenan. Er erklärt: „Unten ist die Remise. Dort haben die Fuhrleute ihre Pferdewagen abgestellt.“ Im charakteristischen Turm des Hauses gab es eine Sattlerei für Reparaturarbeiten. Heute kann die Remise als Veranstaltungssaal gemietet werden. Inzwischen ist die Brücke zwar verschwunden, der Brückenkopf blieb aber erhalten: als Terrasse des Hauses.

Nach den Pferdefuhrwerken brachte die Bahn viele Gäste. „Direkt vor der Tür war ein eigener Bahnsteig für die Mitarbeiter der Hütte“, beschreibt der Geschäftsführer. Entsprechend beliebt war das Haus an der Kost. „Und eine Wendeltreppe führte von der Brücke hinunter zur Ruhr. Dort haben alle gebadet.“ Inzwischen ist der Fluss verengt und es herrscht eine zu starke Strömung.

Nur wenige Meter flussabwärts wechselt der Treidelpfad die Uferseite. „Es wäre toll, dort wieder eine Fährverbindung zu haben“, betont Anja Buchholz. Dann könnten Radfahrer übersetzen und müssten nicht den Umweg über die neue Brücke nehmen.