Hattingen. . Victoria Durek fährt ihre Ente seit 13 Jahren.Das Auto war ein Geschenk zu ihrem 18. Geburtstag.Seitdem holt sie alles aus ihrem Wagen heraus. Sie erlebte schon viele kuriose Geschichten.

Seit 13 Jahren fährt Victoria Durek ihre Ente. Für sie bedeutet das Kult-Gefährt die „kleine große Freiheit“. Und mit der Ente erlebte sie viele witzige und spannende Geschichten, aber auch die ersten Unfälle. „Die Ente gehört zu meinem Leben. Kein Mann war länger in meinem Leben als die Ente“, sagt sie lachend. Klar also, dass die Ente auch bei der Hochzeit dabei war – und gleich Spuren am Kleid hinterließ.

„Ich habe die mit 18 Jahren gekriegt“, erinnert sich die heute 31-Jährige. Eigentlich hatte der Citröen der Nachbarin gehört. Als die ihn verkaufen wollte, war Victoria sofort begeistert. Immerhin war ihr Spitzname im Internet Ente – das würde hervorragend passen, fand sie. Und Victorias Vater, der übrigens selbst mit 18 Jahren Ente gefahren ist, kaufte den Wagen. Verraten hat er seiner Tochter aber nichts. „Ein halbes Jahr stand sie in einer Garage und ich wusste nichts davon“, sagt die Hattingerin. Zum 18. Geburtstag gab es dann die Riesen-Überraschung. Seitdem sind Victoria und ihre Ente unzertrennlich.

Dabei stieß die junge Frau mit ihrem Gefährt nicht immer auf Begeisterung. „In der Schule haben mich die anderen ausgelacht“, erzählt sie und ergänzt lachend: „Aber die hatten gar kein Auto und mussten Bus fahren.“ Und alle, die mitfuhren, wollten sich festhalten. „Weil sich die Kabine in der Kurve mitbewegt. Aber sie fällt nicht um.“

Die Ente ist eben ein Auto für Individualisten und schüchtern darf ein Enten-Fahrer nicht sein, betont Victoria Durek. Man fällt automatisch auf, wird viel angesprochen. „In meinem Job heißt es dann oft: ,Ach, Sie sind die Enten-Fahrerin.’“

Hilfe von anderem Enten-Fahrer

Auch unter Enten-Fahrern gibt es viel Solidarität. So sei sie einmal im Café gewesen, als ein Platzregen sie überraschte. Problem: Das Dach der entfernt geparkten Ente war offen. „Das ist so ein Sardinendach zum Aufrollen.“ Als sie beim Auto ankam, war bereits ein anderer Entenfreund dabei, das Dach zu schließen. „Bei der Ente passt jeder dritte Schlüssel“, hatte der Mann ihr lachend erklärt, wie er in ihr Auto gekommen war.

In dem Kult-Auto gibt es eben wenig Schnickschnack. Die Heizung ist an oder aus, auch bei den Scheibenwischern gibt es keine Abstufungen der Wischintervalle und die „Klimaanlage“ besteht aus einer einzelnen Schraube, an der gedreht sich ein Blech an der Motorhaube aufbiegen lässt und so Frischluft in den Motorraum lässt.

Im Winter gibt es eine Abdeckung für den Kühlergrill, um die kalte Luft draußen zu halten. „Die sollte man aber rechtzeitig runter nehmen“, berichtet die 31-Jährige von einem Zwischenfall, bei dem sie das vergessen hatte. Die Ente begann mächtig aus dem Motorraum zu rauchen. „Zum Glück war mein Mann dabei. Der ist bei der Freiwilligen Feuerwehr.“

Bei ihrem ersten Unfall erlebte Victoria Durek, was es heißt, ohne Antiblockiersystem zu fahren. Die Räder blockierten und die Ente rutschte auf eine Treppe zu, über einen Poller und kam gerade noch zum Stehen. „Für mich ist die Ente aber ein Glücksfall, denn welche Frau weiß schon, wo die Lichtmaschine sitzt und die Sicherungen. Hier lernt man das automatisch.“

Mit der Hattingerin am Steuer ist der Wagen auch eine echte Renn-Ente. „Langsam fahre ich nicht“, sagt sie. Zumindest so schnell, wie es die 27 PS – gern im Windschatten der Lkw – zulassen. „Mit Rückenwind den Berg runter habe ich mal 130 Stundenkilometer geschafft.“ Das Maximum sind aber sonst 110 km/h – „und da kriegt man schon Angst, weil alles klappert“. Aber wenn sie einen Berg überwunden hat, dann streichelt Victoria Durek ihr Herzens-Auto und lobt: „Das hast du gut gemacht.“

Gemütlich war dagegen die Fahrt am Tag ihrer Hochzeit. Nur ein Problem gab es: Das Brautkleid passte nicht in die Ente. „Da habe ich mir den untersten Reifen im Kleid kaputt gemacht. Das war dann doch einfach zu eng.“