Hattingen. „Die Arbeit der Musikschule hat sich verändert. Vom Lernen um zu lernen im Einzelunterricht hin zu Kooperationen und Angeboten für alle Altersklassen“, sagt Musikschulleiter Peter Brand im Interview.

Die Musikschule der Stadt Hattingen hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Durch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ständig neue Gesichter hinzugekommen. Und für diejenigen, die über viele Jahre dort arbeiten, haben sich die Anforderungen und Aufgaben mit der Zeit so geändert, dass man sagen kann: Die Musikschule hat in jeder Hinsicht ein neues Gesicht bekommen. Redakteurin Brigitte Ulitschka sprach darüber mit Musikschulleiter Peter Brand.

Herr Brand, Sie haben die Leitung der Musikschule vor mehr als 14 Jahren übernommen. Wie war die Situation damals?

Peter Brand: Ich kam sehr unvorbereitet hier nach Hattingen. Es gab keine Räume für die Lehrer. Friedhelm Deis hat mit vier Stunden die Leitung der Einrichtung übernommen. Das Konzept der Musikschule war in jenen Jahren eher konservativ geprägt. Es gab fast ausschließlich Einzelunterricht und keine einzige Kooperationen mit einer anderen Schule.

Was hat sich seither verändert, personell und bei den Angeboten?

Ich habe versucht, die Musikschule breiter aufzustellen, Kooperationen zu initiieren. Es kamen Honorarkräfte hinzu. Neue Angebote wurden installiert. Ich denke da an die Musikzwerge für die Kleinen und Kleinsten sowie spezielle Kurse für Seniorinnen und Senioren.

Wie viele Mitarbeiter gab es damals, wie viele sind es heute?

Am Anfang gab es elf ganze Stellen, die verteilten sich auf insgesamt 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Heute gibt es 18 Festangestellte und 25 Honorarkräfte.

Welche Anforderungen wurden an Musiklehrer gestellt, was mussten sie mitbringen?

Die Anforderungen zu jener Zeit entsprachen voll und ganz denen eines klassischen Musikschul-Unterrichts: Einzelunterricht stand im Mittelpunkt. Es gab kaum Gruppen und keine Einbettung in andere pädagogischen Funktionen.

Wie sieht es heute aus?

Heute ist die Arbeit viel differenzierter. Es gibt sehr viele und sehr unterschiedliche Angebote, unterschiedliche Gruppengrößen, unterschiedliche Räume, in denen unterrichtet wird.

Was für ein Gesicht hat die Musikschule heute?

Ich hoffe, ein offeneres, da für alle Bevölkerungsgruppen Angebote existieren, wir sehr breit aufgestellt sind und auch Randgruppen wie Behinderte und Förderschüler nicht vergessen.

Kann ein Musiklehrer mit dem Wissen von vor 20 Jahren heute noch etwas anfangen?

Mit instrumentalem Wissen kann er natürlich noch etwas anfangen, pädagogisch hat sich viel verändert.

Was waren die einschneidendsten Veränderungen?

Die Anforderungen an die Lehrer haben sich geändert, es wird heute mehr kulturelle Bildung in Zusammenhängen in den Vordergrund gestellt. Das humanistische Weltbild, lerne um zu lernen, existiert so nicht mehr.

Hat die Musikschule einen positiven Verlauf genommen?

Aus meiner Sicht ganz bestimmt. Wir haben den Auftrag, für die Hattinger Bürgerinnen und Bürger Angebote zu machen, dies wird von uns umgesetzt und erfolgreich praktiziert – als ein Beispiel nenne ich nur das Altstadtfest, bei dem ein Großteil von der Musikschule bestritten wird.

Wie sah Unterricht früher aus, wie kann man ihn heute beschreiben?

Peter Brand: Die Eins-zu-eins-Situation war die Regel, heute ist es die Ausnahme.

Wie alt waren Schüler früher, wie ist es heute?

Früher waren sie zwischen vier und 18 Jahren, heute zwischen zehn Monaten und 80 Jahren.

Deckt die Musikschule heute eine größere Bandbreite ab?

Auf jeden Fall, wir haben um 100 Prozent mehr Angebote.

Was braucht ein Musiklehrer heute unbedingt?

Spaß an Menschen, Spaß am Unterrichten, Offenheit.

Macht die Arbeit mehr oder weniger Spaß?

Mir macht sie auf jeden Fall Spaß, ich unterrichte sehr gerne, bin aber auch gerne Leitung, um Ideen umzusetzen.

Wo sehen Sie die Musikschule in fünf, zehn oder noch mehr Jahren?

Wenn es die Finanzen der Kommune erlauben, da sie eine freiwillige Einrichtung ist, werden wir noch da sein – das allerdings verändert: noch mehr integriert in Unterricht, noch mehr Angebote für Migranten, noch offener aufgestellt.