Hattingen. . WAZ öffnet die Pforte zum Deutschen Aphorismus-Archiv. Experten begeistern die Teilnehmer. Neue Idee für Kooperation zwischen Heimatverein und Archiv.
In der Kürze liegt die Würze. Warum das zwar ein Sprichwort ist, aber darum noch lange kein Aphorismus, erfuhren WAZ-Leser, als ihre Zeitung am Donnerstag für sie die Pforte zum Deutschen Aphorismus-Archiv in den Räumen des Stadtmuseums öffnete.
Ins Schwärmen geraten Jürgen Wilbert, Vorsitzender des Fördervereins, und Friedemann Spicker, Leiter des Archivs, wenn sie über Aphorismen reden. „Wahnsinn, wie viele Aphorismen die beiden auswendig kennen“, sagt Karin Klemt (63). Und lauscht der Erklärung, dass Sprichwort wie Aphorismus Weisheiten vermitteln, das Sprichwort aber eher dem Volksmund zuzuordnen ist, während der Aphorismus als Kunstform gilt.
Viele Informationen
Und schon halten die Experten für die Neugierigen ein Infoblatt bereit: Merkmale des Aphorismus – mit Beispieltexten. Ein Aufsatz der Literaten folgt, ebenso eine Broschüre mit dem aphoristischen Porträt Friedrich Nietzsches.
Eine Pointe zeichnet einen Aphorismus aus. Er gibt einen Impuls zum Weiterdenken – und der Verfasser ist bekannt. Überhaupt Verfasser: Aphoristiker Peter T. Schulz ist aus Mülheim angereist, bekannt unter anderem durch sein „Olle Hansen-Atelier“. Er sagt: „Auch Hirschhausen hat einen meiner Aphorismen verwendet, er schrieb mir, das sei Allgemeingut. Und er schickte mir sein signiertes Buch. Oft werden die Autoren nicht genannt. Einen Satz kann man nicht schützen. Das ist ein Problem.“
Lichtenberg stellen die Experten als bedeutendsten deutschsprachigen Aphoristiker vor, erklären, warum in Reclam-Ausgaben, die nach dem Hitler-Regime erschienen sind, Passagen geschwärzt sind: Sie enthielten Unschönes über Juden.
Spicker erzählt vom gerade abgeschlossenen Projekt über Aphorismen von Frauen. Ergebnis ist das Buch „Der Geist ist nicht männlich – nur sein Artikel“, das er am 30. September in der Mayerschen Buchhandlung vorstellt. Twittertexte, Poetry-Slams, Songtexte sind für ihn Fundgruben. Immer wieder ist Zeit für Fragen wie diese: Wie kann man Aphorismus übersetzen? Spicker: „Von der Herkunft her bedeutet das Wort Definition.“ Wilbert ergänzt: „Denkspruch, Denkanstoß.“ Archivschätze präsentiert das Duo: das Notizheft des Aphoristikers Norbert Wokart, den Brief an die Hattinger Aphoristiker von Robert Gernhardt.
Einen Denkanstoß gibt an diesem Mittag nicht nur ein Aphorismus, sondern die Idee von Wolfgang Hermes vom Heimatverein Blankenstein: „Wir wollen eine Bank aufstellen, darauf könnte doch ein Aphorismus zur Natur stehen. Die Nähe Gethmannscher Garten und Archiv sollte man nutzen. Ich stelle mir an verschiedenen Stellen im Garten zum Beispiel Tafeln mit Aphorismen vor.“