Hattingen. Hans Hartung revanchiert sich gern für die Gastfreudschaft, die er selbst auf vielen Reisen erfahren hat. Für den Verein wünscht er sich aber jüngere Mitstreiter und aktive Helfer, die vor Ort mit anpacken.
Hans Hartung möchte mit 75 eigentlich kürzer treten in seinem Engagement für Kinder und Bildung in Gambia. Gleichzeitig denkt er in die Zukunft, überlegt, wie auch nach der Schule der Anschluss ans Berufsleben für die Schützlinge ermöglicht werden kann.
„Die Entwicklung da unten war rasant in den vergangenen zwei Jahren“, bilanziert der pensionierte Lehrer. Um mehr als ein Fünftel stieg die Zahl der Schüler in Jabang, die inzwischen bei 1230 Jungen und Mädchen liegt. Das sind fast fünfmal so viel wie beim Start vor acht Jahren, als 280 Schüler unterrichtet wurden. Von kleinen Klassen können die Kinder, die mit sieben eingeschult werden, in dem Dorf mit mehreren tausend Einwohnern nur träumen. Bis zu 63 Jungen und Mädchen lernen in einem Raum.
Kein Platz für Ganztag
Solche provisorischen Räume aus Knüpppeln, Wellblech und Planen hatten den Verein Kindergarten Linden, Schul- und Dorfentwicklung in Gambia, damals noch als „Hattingen hilft“, aktiv werden lassen. Ganztag wie bei uns gibt es nicht, „dafür ist gar kein Platz“, sagt Hartung. Die Schüler haben entweder am Vormittag oder am Nachmittag bis 19 Uhr Unterricht.
Der frühere Sonderschullehrer, der seit 14 Jahren in Rente ist, möchte sich nicht als „Gutmensch“ in den Mittelpunkt rücken. Reisenden, die fremde Länder nur als Touristen besuchen, ohne Leid und Elend zu sehen, nicht die Laune daran vermiesen. Doch Hans Hartung ist schon immer gern gereist. „Sehr viel Gastfreundschaft“ hat er erfahren im Lauf vieler Jahre, ist immer wieder von vielen Menschen so herzlich aufgenommen worden, dass er sich in Afrika engagiert, so lange Kraft und Gesundheit es hergeben.
Nach 14 Reisen – die letzte im Mai, die 15. steht im November an – macht er aber keinen Hehl daraus, dass die Einsätze mit zunehmendem Alter schwierig werden und dem Verein auch eine Verjüngung und neue Mitstreiter gut täten. „Ich mach’ ja keinen Urlaub, sondern arbeite“, sagt er. Häufig fährt seine Frau mit. Bei der letzten Reise waren auch Sohn Jonas und dessen Freundin dabei.
Der Kindergarten, der in diesem Jahr seit 15 Jahren besteht, Gesundheitsfürsorge und Dorfentwicklung (unter anderem durch Gartenaktivitäten) sind weitere Schwerpunkte, um die sich Ernst Feller, Dr. Barbara Fröber und Dr. Jürgen Fröber kümmern.
Der Verein, so Hartung, stoße an seine Grenzen. Er wächst nicht in gleichem Maß wie die Aufgaben in Gambia und die Zahl der Menschen, die Unterstützung brauchen. „Fragt doch eure Regierung“ bekommen die Helfer aus Hattingen manchmal in Gambia zu hören.
Vorsitzender des Vereins ist Wolfgang Stiller, der auch Sonderbotschafter für den Gartenbau ist. Jeden vierten Montag im Monat ist Gambia-Stammtisch im Lokal Lux, Große Weilstraße 31.