Hattingen. . Das Bügeleisenhaus sieht heute längst nicht mehr aus, wie vor 400 Jahren. Balken wurden versetzt oder gekappt, was dem Haus fast zum Verhängnis wurde.
„Das Haus wie wir es heute kennen, ist Fantasie“, sagt Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins, über eines von Hattingens berühmtesten Denkmälern. Das steht zwar ganz real am Haldenplatz, das Bügeleisenhaus sieht aber längst nicht mehr so aus, wie zu der Zeit, als es erbaut wurde. Streng genommen ist es nicht einmal ein Haus – es sind zwei.
Im Inneren des Gebäudes ist ein Giebel zu sehen – mitsamt verzierten Knaggen. Die zieren auch die Außenseite des Gebäudes und verraten: Nicht das gesamte Bügeleisenhaus stammt aus dem Jahr 1611. Zwar weist die Inschrift über dem Türbalken das Jahr als Baujahr aus, der vordere Teil des Gebäudes entstand aber erst 30 bis 40 Jahre später. An den Knaggen sieht man den Unterschied. „Die älteren sind sehr figürlich geschnitzt“, weiß Lars Friedrich. Die etwas jüngeren Verzierungen dagegen mit Perlenstab oder Blättern eher schlicht gehalten. Außerdem sind sie mit Fratzen versehen. „Zwei davon haben sogar ein Piercing in der Zunge“, lacht Friedrich. In der Hochzeit der Pest sollten sie das Böse vom Haus fernhalten.
Und warum das Haus nun Fantasie ist? Weil heute vieles ganz anders ist, als ursprünglich: „Vom Giebel bis zur Farbe und auch der Innenschnitt der Räume“, zählt Friedrich auf. Überhaupt wurde am Haus durch seine Besitzer in mehr als 400 Jahren so viel geändert, dass an ein Wunder grenzt, dass das Bügeleisenhaus noch steht.
Schon Metzger Salomon Schmidt, der das Haus 1856 gekauft hatte, nahm wesentliche Veränderungen vor. Das klassizistische große Fenster neben dem Eingang stammt aus dieser Zeit. Vor am Haus hatte er außerdem einen etwa drei Meter langen Stall angebaut. Der ist inzwischen aber wieder verschwunden.
Ebenfalls verschwunden ist ein Teil der tragenden Deckenbalken im Innern. Um eine Wendeltreppe einbauen zu können, die in die zweite Etage führt, schuf der Eigentümer kurzerhand Platz und griff zur Säge. Als der Heimatverein das Haus 1955 kaufte und dann sanierte, war die Decke schon zehn Zentimeter abgesackt. „Es wurde ein neuer Eichenbalken eingebaut.“ Grundsätzlich wurden viele Fenster, Türen und ganze Balken bei der Sanierung verschoben.
Übrigens ist auch die typische schmale Vorderseite des Hauses nicht original. Einst war sie verschiefert, dann war die als reines Fachwerk zu sehen. „Aber es ist die Wetterseite. Das Holz trocknet dort nie richtig und die Wand setzt Moos an“, weiß Friedrich. Deshalb durfte zumindest der obere Teil verkleidet werden, obwohl das nicht dem Zustand zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung als Denkmal entspricht.