Hattingen. Backwinkel-Chef bietet vom Kita-Streik betroffenen Mitarbeitern an, ihre Kinder mit in die Firma zu bringen.
Zwar lagert in der Halle von Backwinkel, Lieferant für Lehrmittel, Schul- und Kindergartenausstattung an der Ruhrallee, immer viel Spielzeug, doch dass das vor Ort genutzt wird, ist mehr als selten: Leonie (5) und Alexander (6) sausen in der Lagerhalle mit dem zweisitzigen Dreirad vorbei an schon fertig adressierten Paketen, an Kindersofas, Weißwandtafeln und Fahrzeugen statt in ihren Kindertagesstätten Oberwinzerfeld und Südring zu toben. Der Grund: der Streik der Erzieherinnen und Erzieher an städtischen Kitas. Alexander begleitet seit Montag seine Mama Sandra Schwensfeger (30) zur Arbeit, Leonie ihren Papa Manuel Ströher (35).
„Unser Chef hat von sich aus angeboten, wir könnten die Kinder doch mitbringen“, lobt Ströher, Kaufmann Groß- und Außenhandel. „Er hat sogar nachgebohrt“, ergänzt Schwensfeger, die als Buchhalterin arbeitet. Ihr kam das sehr gelegen. In der ersten Streikwoche hatte sie einige Überstunden abgefeiert, drei Tage hatte ihre Schwester die Betreuung übernommen. „In der zweiten Woche hätte ich Probleme gehabt. Ich bin allein erziehend, die Überstunden, die ich noch habe, möchte ich für die anstehende Einschulung aufsparen.“
Ströher ist froh über das Angebot seines Chefs. Denn immerhin hat ihm die erste Streikwoche schon den Sommerurlaub verhagelt: „Nach Holland hätte es in der einzigen gemeinsamen Urlaubswoche meiner Frau und mir gehen sollen. Aber sie hatte die Woche Urlaub nun in der ersten Streikwoche genommen, weil wir auch keine Familie vor Ort haben.“ Und die normalen Ferienschließzeiten müssten ja auch überbrückt werden.
Gerade sind die Kinder von der Halle in den Besprechungsraum bei Backwinkel gegangen. Gesellschaftsspiele haben sie mitgebracht, aber u.a. der Spielherd steht immer hier, ist ein „Fotomuster“. Zwischendurch schauen sie Mama und Papa am Schreibtisch über die Schulter, bringen andere Mitarbeiter kurz zum Lachen. „Aber sie wissen, wenn das Telefon klingelt, dann ist Ruhe.“
Schwensfeger und Ströher kennen die Produkte zumeist nur aus ihren Katalogen, jetzt sehen sie, wie die Kinder mit dem Dreirad düsen. Schwensfegers Arbeitstag endet mittags, dann geht sie mit Alexander heim. Leonie wird um 14.30 Uhr von ihrer Mama abgeholt.
„Ich hätte mir in der zweiten Woche Urlaub nehmen müssen, ihn aber nur schwer bekommen, weil hier gerade viel zu tun ist“, so Ströher. Umso dankbarer ist er für diese Lösung. Und die Kinder finden sie toll. Das Schönste? „Dass ich mit Papa bei der Arbeit bin“, so Leonie.