Hattingen. . Amtsgericht bestellt für Hattinger und Sprockhöveler die Betreuer, kreisweit werden 4000 Erwachsene unterstützt. 700 Anträge im Jahr 2014.

Knapp 4000 Menschen stehen im Ennepe-Ruhr-Kreis (außer Witten) unter Betreuung. Die Zahl steigt – trotz sinkender Bevölkerungszahlen – seit Jahren kontinuierlich an. Dabei sind es nicht nur ältere Menschen, die unter vom Gericht bestellter Betreuung stehen, sondern zunehmend auch jüngere. In Hattingen und Sprockhövel wird ak­tuell 857 Erwachsenen durch das Amtsgericht ein Betreuer bestellt oder eine Betreuung vorbereitet.

Der Betreuer ist ein rechtlicher Vertreter für Personen, die ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können – z.B. bei Amtsgeschäften oder gesundheitlichen Fragen. Einer der häufigsten Gründe dafür ist das hohe Alter – wenn Miet- und Vertragsangelegenheiten nicht mehr allein bewältig werden können, weiß Katrin Johanna Kügler, Abteilungsleiterin der Betreuungsstelle beim Kreis.

Aber auch junge Menschen werden unter gerichtliche Betreuung gestellt. Zum einen Menschen mit einer Behinderung: Neu ist hier, dass Eltern behinderter Menschen die Betreuung ihrer Kinder abgeben. „Zum Glück werden behinderte Menschen heute älter“, sagt Kügler. Einige Eltern kämen deshalb aber inzwischen an den Punkt, wo sie sich selbst nicht mehr kümmern können.

Geänderte Familienstrukturen

Der zweite Grund für die steigende Zahl jüngerer Betreuter: „Die Familienstrukturen haben sich geändert, die Bindung ist nicht mehr so stark“, erklärt Kügler. So müssten sich die Betreuer auch um „junge Menschen, die es nicht gelernt haben, mit dem Leben zurecht zu kommen“ kümmern. Noch sei das die Ausnahme, „aber es ist erschreckend“, findet Kügler.

Die Anträge für eine gerichtlich bestellte Betreuung erreichen die zuständige Stelle beim Kreis von verschiedenen Seiten. Neben dem Sozialpsychiatrischen Dienst kommen Hinweise von der Kontaktstelle- und Informationsstelle, Altenpflegeeinrichtungen, Kliniken et cetera – und von den Betroffenen selbst und aus ihrem Umfeld. Gegen seinen Willen wird aber niemand unter Betreuung gestellt.

Doch seit einigen Monaten müssen die Mitarbeiter der Betreuungsstelle beim Kreis für jeden Antrag – im Jahr 2014 waren es etwa 700 – einen Bericht erstellen, zuvor hatte das Sozialgericht die Berichte für bestimmte Fälle in Auftrag gegeben. Grund ist eine Gesetzesänderung durch die der Betreuungsstelle zusätzliche Aufgaben zugewiesen wurden. Das Personal wurde um anderthalb Stellen aufgestockt, denn: „Es ist deutlich mehr Arbeit. Wie beraten, ob alternative Hilfen möglich sind und vermitteln dorthin“, sagt Katrin Johanna Kügler. Die Betreuungsstelle arbeitet deshalb intensiv an der Bildung eines Netzwerkes, „Das ist viel Aufwand, aber ein guter“, ist sie überzeugt.