Hattingen. . Zwölf Überlebende aus Hattingen und Sprockhövel berichten im Buch über den „Bombenkrieg im Ruhrgebiet“ von den Erinnerungen ihrer Kindheit.

„Feuersturm an der Ruhr. Leserinnen und Leser der WAZ erinnern sich an den Bombenkrieg im Ruhrgebiet“ heißt das Buch, das die Folgen der WAZ-Serie über Erinnerungen von Bürgern an Bombennächte in vielen Städten des Reviers zusammenfasst. Auch die Berichte von zwölf Überlebenden aus Hattingen und Sprockhövel finden sich darin.

Städteweise — sortiert nach dem Alphabet – sind die bewegenden Schilderungen abgedruckt. 27 der 304 Seiten widmen sich Hattingen, hilfreich ist eine Zeittafel zum Zweiten Weltkrieg im Anhang ebenso wie ein Glossar. „Die Schilderungen, die auch heute nichts von ihrer Dramatik und ihren Emotionen verloren haben, liefern auch einen Beitrag gegen das Vergessen. Zugleich sind sie Warnung und Dank. Warnung, weil uns das Grauen des Krieges vor Augen geführt wird mit der klaren Botschaft: Verhindert Kriege, findet andere Lösungen! Und Dank, weil mit den Nachkriegsjahren in Deutschland eine Ära des Friedens begann“, schreibt WAZ-Chefredakteur und Herausgeber Andreas Tyrock in seinem Vorwort.

Eine Warnung hat Elisabeth Plett in Gedichtform gebracht: „Mutter wird Witwe, Kinder verwaist, die Erde vernichtet, die Seele vereist“. Sie und Bruder Alfred Uhlig lebten in der Straße, die heute Auf dem Haidchen heißt. Uhlig glaubte im Keller des Elternhauses sein Augenlicht verloren zu haben. Seine Schwester erzählt, wie er in den Bunker kam.

Die letzten Worte der Mutter

Werner Dezelski erinnert sich an die letzten Worte seiner Mutter, bevor sie im Bombenhagel starb: „Bleibt unten, es kommt noch mehr.“ Noch heute „das Frieren“ bekommt Irmgard Rolke, wenn sie sich an die Bombardements erinnert. In ihr Gedächtnis eingebrannt sind die Toten, die sie sah. Als Abenteuer fasste Peter Kuhweide als Kind die Aufenthalte im Bunker auf. Von seinem Löscheinsatz während der Bombardierung berichtet Gerhard Wojahn. Inge Bergers Mutter schützte ihr Kind mit dem eigenen Körper, und fast im Bunker verschüttet wurde Doris Ebbing-Drumann. Ein Tiefflieger beschoss Gertrud Brenne: „Die Geschosse explodierten hinter und vor mir im Erdreich.“ Sie konnte den Piloten sehen – und wie ein 17-jähriges Mädchen tödlich getroffen wurde. Ohrfeigen vom Bunkerwart fing sich Friedel Tholl ein. „Als wir den Bunker verließen, roch es nach Pulver.“ Dass Bruder Walter mit einer Trage in den Bunker getragen wurde, daran erinnert sich Helmut Kalsbach. Erika Zinns Cousine starb im Bombenhagel. Sie war nach Hattingen gekommen, um Bomben auf Düsseldorf zu entfliehen.

Nahe gehen die Erzählungen. Das Buch mit Bildern, biografischen Informationen und Lagekarten macht Geschichte auch Jüngeren emotional erfahrbar.