Gladbeck. Ein guter Markt zieht viele Kunden an - und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die City.

„Mal eben” auf den Markt gehen – das geht eigentlich gar nicht. So schnell kommt man da gar nicht weg, zumindest nicht am Donnerstag oder Samstag. Es gibt so viel zu gucken, zu fühlen, zu riechen und schließlich zu kaufen. „Genau das ist ja das Einzigartige an diesem offenen Lebensmittelmarkt im Gegensatz zum Supermarkt”, findet Gabriele Grollmann, von Berufs wegen und aus persönlicher Leidenschaft absolut überzeugt vom Handel unterm freien Himmel. Mehr noch: Für die Leiterin der städtischen Gewerbeabteilung steht und fällt das Wohlfühl-Gefühl einer Stadt mit dem Wochenmarkt. Wenn der ein gutes Flair hat, sei vieles andere auch gut: „Der Markt hat eine Sogwirkung. Markt und Einzelhandel nähren sich wie die Bienen gegenseitig, denn die Leute kaufen dann oft noch andere Dinge in der Stadt ein, sie verweilen länger”, sagt Frau Grollmann. Den Einzelhändlern, auch den Gladbeckern, sei das aber gar nicht so bewusst. Überhaupt sei der Wochenmarkt als Wirtschaftsfaktor in der Vergangenheit von vielen Stadtverantwortlichen in vielen Städten viel zu stiefmütterlich behandelt worden.

Weil sie vielleicht (noch) nicht über das Wissen von Gabriele Grollmann verfügen. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema, zählt als Gesandte der Stadt zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Wochenmarkt, und ist als Referentin beim kommunalen Bildungswerk in Berlin gefragt. Wo sie einem Fachpublikum noch weitere Pluspunkte für den Wochenmarkt aufzählt: Abgesehen vom zentralen Nahversorgungsfaktor ist so ein Markt nämlich das reinste Kommunikationszentrum. Am Obststand, an der Kaffeebude, zwischen den Ständen werden Neuigkeiten ausgetauscht, Bekanntschaften gepflegt, soziale Kontakte geknüpft. Gabi Grollmann: „Das alles passiert im Supermarkt nicht.”

Märkte sind in die Jahre gekommen

Dennoch kämpfen die Wochenmärkte und mit ihnen die Händler ums Überleben. Auch weil, darin ist die Fachfrau in Sachen Wochenmarkt, ganz ehrlich, die Märkte in die Jahre gekommen sind. So wie ihre Kunden: Die Generation 50plus ist stark vertreten, die Generation 30minus so gut wie gar nicht. Das hat eine Umfrage auf dem Gladbecker Wochenmarkt vor anderthalb Jahren ergeben. Was dagegen zu tun ist?

Gabi Grollmann hat Antworten: Andere Öffnungszeiten sind ein probates Mittel, um die berufstätigen jüngeren Kunden anzulocken. Stichwort Nachmittagsmarkt. Andere Produkte wären auch eine Möglichkeit. Zum Beispiel vorbereitete Salate mit fertigem Dressing, oder eine vorbereitete Geflügelpfanne für die Mikrowelle.

Atrmosphäre und Qualität sind wichtig

Den Marktkunden generell sind die Preise übrigens gar nicht so wichtig, widerlegt eine Untersuchung des Frische-Kontors Duisburg das Argument, die starke Discounter-Konkurrenz mache die teuren Märkte kaputt. Qualität (34,9 %), Atmosphäre (35,6 %), frisches Obst und Gemüse (87,4 %) zählen für die Kunden. Was es kostet, interessiert nur 15,3 % und gute Erreichbarkeit durch marktnahes Parken zählt sogar nur zu 9,8 %! Sagen die Duisburger.

Hat ein Markt einen guten Ruf, weiß Gabi Grollmann, wird er zum Selbstläufer und die Händler stehen Schlange für einen Platz – wie in Bottrop, seit der Markt in den Innenstadtstraßen ist. In Gladbeck ist das (noch) anders: Da müssen Händler für den Marktplatz gesucht und gelockt werden.

Apropos Händler: Bei den Gladbeckern stößt Gabi Grollmann mit ihren Ideen auf offene Ohren.