Der Arbeitstitel für das Kinofilm-Vorhaben lautet „Berlin 1936”. Es geht um die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann und um ihren Traum von Olympia 1936, den die Nazis zerstörten: Das Gladbecker Stadion wird am Donnerstag zur Drehort-Kulisse der 30-er Jahre.
Doch dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass es sich bei der Vestischen Kampfbahn keineswegs um ein nationalsozialistisches Bauwerk handelt.
Der Bau des Stadions in den 20-er Jahren, also zur Zeit der Weimarer Republik, fällt in eine entscheidende Phase der Stadtentwicklung.
Im Jahr 1919 erhielt die boomende Bergbau-Gemeinde Gladbeck die Stadtrechte. Im darauffolgenden Jahrzehnt wuchs die urbane Infrastruktur in atemberaubenden Tempo. Zu einem echten Aushängeschild der Stadtentwicklung wurde die „Volkserholungsstätte Wittringen samt Sport- und Schwimmstadion”, wie es damals so schön hieß.
Im Jahr 1922 kaufte die Stadt das verfallene Herrenhaus Wittringen und den Wittringer Wald; 1925 begannen die Umbauarbeiten, wobei ein völlig neuer Schloss-Trakt entstand. Das neue Wasserschloss Wittringen wurde so zur Keimzelle einer Entwicklung, die schließlich am 16. und 17. Mai 1928 in die feierliche Einweihung von Sportstadion und Volkserholungsstätte Wittringen mündete.
Der demokratisch gewählte erste Gladbecker Oberbürgermeister, Dr. Michael Jovy (Foto oben), der von 1919 bis 1931 regierte, hielt die Ansprache zur Stadion-Einweihung. Mehrere tausend Brieftauben starteten am Nachmittag des 17. Mai 1928 in den Gladbecker Himmel, um der gesamten Region die frohe Kunde zu überbringen.
Schnell wurde das Stadion zu einem wichtigten und lebendigen Treffpunkt der Gladbecker Sportler.
Doch das bittere Ende der Weimarer Republik ist zu Beginn der 30-er Jahre auch im Veranstaltungskalender des Gladbecker Stadions abzulesen: Am 24. Juli 1932 hielt Adolf Hitler, wenige Monate vor der nationalsozialistischen Machtergreifung, eine Wahlkampfrede in der Vestischen Kampfbahn. Er kündigte dabei an, alle anderen Parteien verbieten zu lassen, sollte er eines Tages Reichskanzler werden. . .