Sebastian Dick ist mit 27 einer der jüngsten selbstständigen REWE-Lebensmittelhändler. Als Kaufmann vertritt er eine eigene Philosophie und engagiert sich für den Stadtteil Brauck.
Butter, Eier, Milch . . . Nein, das reine Verkaufen von Lebensmitteln kann nicht alles sein, was einen Lebensmittelladen ausmacht, findet Sebastian Dick (27). Der mit Abstand jüngste Pächter eines REWE-Lebensmittelmarktes mit über 30 Angestellten hat seine eigene Kaufmanns-Philosophie und ein Herz für seine Braucker Kunden. Was das heißt, erzählt er im Adventsgespräch WAZ-Redakteurin Maria Lüning.
Ein Leitspruch Ihrer Philosophie lautet „Das Miteinander am Ort verbessern”. Ein Beispiel dafür ist Ihre Sterntaler-Aktion in diesem Advent.
Dick: Ja, wir haben die Kunden dazu aufgerufen, bedürftigen Kindern Weihnachtswünsche zu erfüllen. Das hat gut funktioniert, wir haben die Wünsche über die Kindergärten, den Kinderschutzbund und die Tafel erfahren und 150 Wunschzettel im Laden aufgehängt. 100 Wünsche – von Buntstiften bis zur Barbiepuppe oder einer Holzeisenbahn – wurden schon erfüllt. Die übrigen 50 schaffen wir auch noch.
Was hat Sie dazu veranlasst?
Dick: Man sieht schon, dass es in dieser Stadt Menschen gibt, denen es finanziell nicht gut geht. Ich selbst war lange Jahre Pfadfinder. Da bekommt man einen Blick dafür und lernt, anderen Menschen zu helfen, wenn es einem selbst besser geht.
Sehen Sie sich als Kaufmann alter Schule? Oder verkörpern Sie eher den neuen Typ?
Dick: Ich bin sicher eher der neue Typ. Der Kunde soll gern hierher kommen, er bekommt ein ehrliches Angebot, wird freundlich bedient, die Ware ist frisch. Natürlich will ich auch Geld verdienen damit. Ich sehe mich aber auch als Dienstleister vor Ort. Anders als die Discounter-Ketten zahle ich hier in Gladbeck meine Steuern, beauftrage einen lokalen Handwerker, wenn eine Scheibe kaputt ist, schaffe wesentlich mehr Arbeitsplätze und bilde außerdem aus. Wir haben sieben Auszubildende.
Abgesehen von der Ladengröße klingt das ein wenig wie bei „Tante Emma”.
Dick: Naja, ein bisschen ist das schon so. Wir haben viele ältere Kunden. Wenn die nur ein Pfund Butter kaufen, sich dafür eine halbe Stunde im Laden aufhalten und ein Pläuschchen halten, ist das ganz okay.
Honorieren Ihre Kunden Ihre Bemühungen?
Dick: Nicht alle natürlich, es gibt viele arme Leute, die müssen einfach auf die Preise gucken. Wir stellen uns mit unserem Sortiment darauf ein und haben die ,aldinativen' Angebote. Aber eben auch andere Waren, die das Angebot reichhaltiger machen. Und wir bekommen viel Lob von unseren Kunden. Ohne meine Mitarbeiter wäre ich allerdings nichts. Das ist wie auf einem Schiff. Hier ist jede Schraube wichtig.
Als jetzt einziger Lebensmittelladen haben Sie hier in Brauck ein Alleinstellungsmerkmal.
Dick: Das ist auch gut so. Aber wir nutzen das nicht aus und ruhen uns nicht auf unseren Lorbeeren aus.
Das heißt, Sie arbeiten viel?
Dick: Wir haben täglich von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Meine Arbeitswoche hat 60 bis 70 Stunden, jetzt in der Vorweihnachtszeit auch mal mehr.
Hat der Kaufmannsberuf wie Sie ihn ausüben, Zukunft?
Dick: Ich denke ja. Gegessen wird immer. Ich weiß, dass viele Einzelhändler jammern. Manchmal ist es nicht leicht, über die Runden zu kommen. Aber es gibt auch die Kunden, denen Qualität wichtig ist.
Ein Familien-Betrieb
Sebastian Dick ist eher zufällig zum Lebensmittelhandel gekommen. Der gebürtige Essener jobbte nach dem Abitur in einem REWE-Laden, wurde vom dortigen Filialleiter so gefordert und gefördert, dass er schließlich statt eines Studiums eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann machte, eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt und Meister anschloss. Mit 24 Jahren übernahm er 2005 als Pächter das Geschäft in Brauck an der Vehrenbergstraße, und ist heute noch der jüngste unter den 300 selbstständigen REWE-Pächtern im Großraum Dortmund. Die Sterntaler-Aktion (www.sterntaler-info.de) hat Dick gemeinsam mit zwei Händler-Kollegen in Dortmund und Marl entwickelt.
Seit Dick den Laden 2005 mit 25 Angestellten übernahm, ging es stetig bergauf. Alle Aushilfen mitgerechnet beschäftigt der tatkräftige Kaufmann heute fast 40 Leute. Und hat dabei die eigene Familie mit im Boot. Bruder Florian macht gerade den Fachwirt, Bruder Jan-Phillip ist ebenfalls im Handel tätig und die Mutter des Dick-Trios sitzt im Büro und macht die Buchhaltung.
So viel Familie im Betrieb sorgt für familiäre Atmosphäre: Einmal im Jahr entführt Sebastian Dick sein Team zur Betriebsreise. Wohin es geht, verrät er vorher nicht. Aber freut sich schon jetzt auf die überraschten Gesichter.
Der Kaufmann hat sich nun auch privat für Brauck entschieden und ist kürzlich mit seiner Frau in der Gertrudstraße eingezogen.