Gladbeck. Das Krankenhaus erfüllte alle Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Ziel ist die bestmögliche Versorgung für Schwerverletzte im Traumanetzwerk Ruhr. Das strukturierte Vorgehen gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass die Stressbelastung in der Behandlung von Schwerverletzten abnimmt
Eine eher ungewöhnliche Situation für Dr. med. Thomas Bredendiek im Schockraum der Notaufnahme am St. Barbara-Hospital: Wie bei der praktischen Prüfung eines jungen Assistenzarztes wurde kürzlich jeder Handgriff des erfahrenen Chefarztes bei der Erstbehandlung eines schwerverletzten Unfallpatienten von externen Prüfern mit Argusaugen beobachtet und notiert.
Die mit spezieller Knetmasse und Kunstblut präparierten Verletzungen waren, wie das ganze Szenario, zwar kein realer Notfall, hatten aber für die gesamte Klinik umso wichtigere Auswirkungen. Die Prüfung unter Realbedingungen war Teil der Zertifizierung des St. Barbara-Hospitals zum Regionalen Traumazentrum zur Versorgung Schwerverletzter im Traumanetzwerk Ruhrgebiet.
Grob gesagt, ein auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) etablierter Qualitätszirkel von mittlerweile mehr als 30 Krankenhäusern in der Region. „Mit dem Ziel, eine flächendeckende hohe Versorgungsqualität für Schwerstverletzte und Unfallverletzte durch abgestimmte Versorgungsstandards rund um die Uhr bestmöglich zu gewährleisten“, so Chefarzt Bredendiek. Innerhalb von 30 Minuten soll jeder im Ruhrgebiet schwerverletzte Patient in einer auf schwere Traumata spezialisierten Klinik erstversorgt und behandelt werden. Im Ergebnis sollen so die Sterblichkeit gesenkt und Dauerfolgen von schweren Verletzungen minimiert werden.
Neben dem Chefarzt stellte sich weiteres ärztliches und pflegerisches Personal der Bewertung durch die Prüfer. Denn um die Zertifizierung zu erreichen, muss nach vorgegebenen Standards behandelt werden. „Eine Art Checkliste, wonach zunächst die lebensbedrohlichsten Verletzungen und Störungen der Vitalfunktionen wie Atmung oder Blutkreislauf schnell zu erfasssen und zu stabilisieren sind“, erklärt Dr. Christian Wedemeyer. Der Oberarzt war für die Ausbildung der Klinikbelegschaft, der Notärzte und des Rettungsdienstes der Feuerwehr nach den DGU-Standards zuständig. „Das standardisierte und strukturierte Vorgehen gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass die Stressbelastung in der Extremsituation der Behandlung eines Schwerverletzten abnimmt.“
Gut zwei Jahre lang bereitete sich das Hospital auf die Zertifizierung vor. Mit Erfolg, denn St. Barbara ist jetzt nicht nur ein Lokales, sondern zertifiziertes Regionales Traumazentrum. Auch Chefarzt Bredendiek erlaubte sich bei der Prüfung keinen Patzer. „Mein Patient hatte einen Messerstich im Rücken, den man nur finden konnte, wenn man den Schwerstverletzten umdreht.“ Auch hier helfen die DGU-Standards, Leben zu retten.
Hohe Anforderungen wurden erfüllt
Im Traumanetzwerk Ruhrgebiet sind die beteiligten Kliniken als Lokale, Regionale oder Überregionale Traumazentren (Uni-Kliniken) mit entsprechend steigenden Anforderungen zertifiziert.
Die Anforderungen für die Zertifizierung eines Krankenhauses als Regionales Traumazentrum umfassen die 24-stündige Aufnahmebereitschaft von Schwerverletzten, einen Helikopter-Landeplatz, eine Notaufnahme, einen Schockraum, eine Intensivstation, ein Notfall-Labor, Mikrobiologie sowie eine Blutbank mit Reserven.
24-stündige Aufnahmebereitschaft
Zudem ist für die schnelle Diagnose der Verletzungen des Unfallpatienten als apparative Ausstattung ein CT, ein MRT, ein Bildverstärker und Notfall-Sonograf vorzuhalten.
An ein Regionales Traumazentrum werden auch personelle Anforderungen gestellt. Zur Notfallbehandlung Schwerverletzter muss ein mindestens zehnköpfiges Team kurzfristig im Schockraum bereit stehen. Darunter ein Oberarzt der Unfallchirurgie und der Anästhesie und Fachärzte verschiedener Disziplinen wie Innere Medizin oder Neurologie und Neurochirurgie (letzteres in Kooperation mit dem Bergmannsheil in Buer).
Außerdem besteht die Verpflichtung zur Mit- und Weiterbehandlung von Verletzungen im Verbund des Traumanetzwerkes Ruhrgebiet und die Beteiligung an spezifischer Aus-, Fort- und Weiterbildung.