Gladbeck. . Bei der landesweiten Kampagne „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ gibt die Polizei auch in Gladbeck Tipps zum Einbruchschutz. Sie informiert auf dem Wochenmarkt und bei der Wohnmesse „Bau! Gladbeck“. Hintergrund sind die alarmierenden Zahlen bei den Einbruchsdelikten in Nordrhein-Westfalen.

Die Polizei ruft in dieser Woche in ganz Nordrhein-Westfalen zum zweiten Mal zum Kampf gegen Einbrecher auf. Auch in Gladbeck sind bei der Aktionswoche „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ zwei Veranstaltungen geplant, bei denen sich die Bürger kostenlos und individuell beraten lassen können, wie sie ihr Hab und Gut am besten vor Einbrechern schützen.

Am heutigen Dienstag informiert die Polizei von 8 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt mit Flyern und persönlichen Gesprächen über das Thema Einbruchschutz. „Dort machen wir auch auf unsere dauerhafte Beratung im Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz in Recklinghausen aufmerksam“, sagt Michael Pillipp, Sprecher der Kreispolizeibehörde.

Polizei zeigt, wie Einbrecher Fenster aufhebeln

Am Sonntag, 26. Oktober, gibt die Polizei an einem Info-Stand auf der Wohnmesse „Bau! Gladbeck“ (11 bis 16 Uhr) in der Mathias-Jakobs-Stadthalle Tipps zum Schutz vor Einbrechern. Mitglieder von Kriminalkommissariat, Kriminalprävention und Opferschutz sowie Bezirks- und Schwerpunktdienst werden zusammen mit Partnern des Netzwerks „Zuhause sicher“ an einem Aufhebelstand Einbrüche simulieren. „Mit Hilfe eines transportablen Fensterblocks wird darauf aufmerksam gemacht, wie leicht herkömmliche Fenster mit einfachen Werkzeugen aufgehebelt werden können“, so Pillipp.

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Polizeibeamte werden in dieser Woche im Rahmen der Aktion „Offenes Fenster“ auch durch Wohngebiete gehen und Infozettel in gekippte Fenster werfen. „Gekippte Fenster sind offene Fenster“, mahnt Michael Pillipp, diese bei Verlassen des Hauses zu schließen.

Zahl der Wohnungseinbrüche seit Jahren hoch

Ins Leben gerufen wurde die Aktionswoche „Riegel vor!“ aufgrund der seit einigen Jahren steigenden Fallzahlen von Wohnungseinbrüchen in Nordrhein-Westfalen. Auch im Kreis Recklinghausen und in Gladbeck lässt sich dieser Trend beobachten. Gab es in Gladbeck im Jahr 2004 noch 174 Wohnungseinbrüche, wurde mit 286 Fällen im vergangenen Jahr ein neuer Höchststand erreicht. Oft seien überörtlich agierende Einbrecherbanden in Gebieten mit guter Verkehrs - bzw. Autobahnanbindung unterwegs, erklärt Pillipp.

Neben dem materiellem Schaden ist für Einbruchsopfer vor allem die psychische Belastung groß, betont Außenstellenleiter Alfred H. Voigt vom Weissen Ring Bottrop-Gladbeck. „Gestohlene Wertsachen lassen sich ersetzen. Das Schlimme für die Betroffenen ist das Eindringen in die Privatsphäre.“ Eine Gladbeckerin habe man monatelang beraten, bis sie sich nach einem Einbruch in ihrer Wohnung wieder einigermaßen sicher gefühlt habe.

So machen Sie die eigenen vier Wände einbruchsicher 

Von außen erscheint das Drei-Parteien-Haus in einer ruhigen Wohnsiedlung unscheinbar, fast unauffällig. Dennoch könnten Einbrecher es als lohnendes Ziel betrachten, macht Kriminalhauptkommissar Peter Beckmann den Bewohnern Anke und Stefan Meier (Namen geändert) klar. Der Experte berät das Ehepaar im Rahmen der landesweiten Aktionswoche „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ zum Thema Einbruchsschutz.

„Einbrecher sehen von außen nicht, was in einem Haus zu holen ist, können aber einschätzen, mit wie viel Aufwand und Risiko ein Einbruch verbunden ist“, so der Experte. Anwohner können helfen, dass viele Einbrecher gar nicht erst zur Tat schreiten. Um sich in einen Einbrecher hineinzuversetzen, helfe es sich vorzustellen, man habe sich ausgeschlossen und wolle ins Haus. „Wo ist der Punkt, an dem man ansetzen kann“, fragt Peter Beckmann Stefan Meier auf der Veranda. Der erste Blick fällt auf die verglaste Verandatür.

Einbrecher suchen gezielt nach Schwachpunkten

Die meisten Einbrecher suchen den Weg ins Haus über Schwachpunkte wie Fenster, Türen oder Fenstertüren, über die 75 Prozent aller Angriffe erfolgen, erzählt Beckmann. „Meist reichen die einfachsten Hilfsmittel, beispielsweise ein Schraubendreher, um Türen oder Fenster aufzuhebeln und sich Zugang zu verschaffen.“ Solche Werkzeuge finden Einbrecher oft vor Ort, beispielsweise in Laube oder Garage. Diese sollten daher immer abgeschlossen werden.

Zur Abwehr eines Angriffs oder noch besser zur vorherigen Abschreckung empfiehlt Beckmann sichtbar angebrachte Zusatzschlösser an Fenstern und Türen. „Diese sind samt Einbau ab rund 200 Euro pro Stück erhältlich.“ Lichtschächte zum Keller als mögliches Einfallstor sollten – falls nötig – ebenfalls gesichert werden, beispielsweise mit einem Gitter.

Auch wachsame Nachbarn könnten helfen, Einbrüche zu verhindern. „Die Hecken im Garten sind hoch und verdecken die Sicht auf das Grundstück erheblich“, gibt Berater Beckmann Stefan Meier zu verstehen. Zudem biete die Hecke kleine Schlupflöcher.

Rollläden bieten oft keinen Schutz

Auch Licht spiele bereits bei der Abschreckung der Täter eine wichtige Rolle, so der Experte. Statt Bewegungsmeldern empfiehlt er Leuchten, die in der Dämmerung zunehmend heller werden und einen breiten Lichtkegel erzeugen. „Müsste ein Einbrecher ins Licht laufen und dort agieren, wäre seine Hemmschwelle direkt größer.“

Fast die Hälfte der Einbrüche findet entgegen der landläufigen Meinung jedoch am Tag statt. Von NRW-weit 54 953 Wohnungseinbruchdiebstählen im Jahr 2013 waren 25 632 Fälle (46,6 Prozent) Tageswohnungseinbrüche. Beckmann warnt vor dem üblichen Fehler, tagsüber bei Abwesenheit die Rollläden herunterlassen. „Die meisten Rollläden, gerade aus Plastik, bieten keinen Schutz vor Einbrechern und signalisieren, dass niemand zuhause ist.“

Treppenhaus im Mehrfamilienhaus ist halböffentlicher Raum

Auch ein Mehrfamilienhaus wie das der Meiers biete da keinen zusätzlichen Schutz. „Das Treppenhaus ist quasi ein halböffentlicher Raum. Rein kommt man immer irgendwie“, sagt Beckmann. Daher solle man anstatt in den Schutz der Haustür lieber in die Wohnungstür investieren, die „aus einem Guss“ ohne Schwachstelle sein sollte.

Die Meiers folgen aufmerksam Beckmanns Ausführungen, erhalten einen Beratungsbogen, der mögliche Schwachstellen auflistet. Stefan Meier will den Experten-Empfehlungen folgen und sein Haus künftig besser schützen: „Wir werden Zusatzschlösser für die Fenster und Fenstertüren kaufen.“