Gladbeck. . Am Welthospiztag informierten engagierte Gladbecker am Infostand des Hospiz-Vereins über Sterbebegleitung und Palliativmedizin: Themen, die viele Menschen scheuen. Der Verein sucht neue Ehrenamtliche: „Ob diese Aufgabe zu schwer ist, kann man nur herausfinden, wenn man es ausprobiert.“
Die Mitglieder des hiesigen Hospiz-Vereins betreuen sterbende Menschen und ihre Angehörigen. Mit einem offenen Gesprächsangebot begegnete der Verein am Samstag vor dem Hospiz-Büro an der Horster Straße 8 der Scheu vieler Menschen vor diesem Thema. Anlass war der Welthospiztag am 11. Oktober.
Beistand für Betroffene
Sie verbringen Zeit mit den Sterbenden, entlasten die Angehörigen und geben Antworten auf Fragen rund um Sterben, Hospiz und Palliativmedizin. Die 25 aktiven Ehrenamtler des Hospiz-Vereins machen immer wieder die Erfahrung, wie nötig Betroffene ihren Beistand brauchen und wie gut ihre Arbeit beiden Seiten tut: „Da kommt ganz viel zurück“, sagt Traute Oldenburg und wendet sich einem Ratsuchenden am Infostand zu: „Das nächste Hospiz ist in Bottrop am Knappschaftskrankenhaus“, erklärt die 76-Jährige und rät: „Nehmen Sie rechtzeitig Kontakt auf, die Wartelisten sind mitunter lang.“
Vor dem Hintergrund der Debatte um die in Deutschland illegale (aktive) Sterbehilfe macht sich der Verein für einen Ausbau der Palliativversorgung in Gladbeck stark. Ein erstes Ergebnis: Einige Ärzte bilden sich weiter, unheilbar kranke Menschen optimal zu versorgen. „Die Hospizbewegung distanziert sich von jeglicher Form der Sterbehilfe“, sagt Beate Letzel. Sie koordiniert die Einsätze der Freiwilligen und weiß, dass viele Menschen vor allem Angst vor Einsamkeit und Schmerzen haben. „Aber da kann man was tun.“
Menschenfreundlichkeit notwendig
Etwas Sinnvolles nach der Arbeit tun, das wollte auch Traute Oldenburg. Fast seit seiner Gründung 1998 unterstützt die Rentnerin aktiv die Arbeit des Vereins und steht mit zwei weiteren Freiwilligen gerade an der Seite einer 64-jährigen sterbenden Frau. Wenn es zwei Sachen gibt, die Traute Oldenburg dafür braucht, sind es Menschenfreundlichkeit und Zurückhaltung: „Wir zeigen Nähe und machen Vorschläge, aber wir sind nicht dafür da, etwas besser zu wissen.“
Um Interessierte auf diese Aufgabe vorzubereiten, bietet das Katholische Bildungswerk Gladbeck ab Frühjahr 2015 wieder eine entsprechende Ausbildung an. Oldenburg macht Mut: „Ob diese Aufgabe zu schwer ist, kann man nur herausfinden, wenn man es ausprobiert.“
Es ist ein Thema, das abschreckt und das viele Menschen am liebsten verdrängen möchten – bis sie selbst direkt oder indirekt betroffen sind. „Der Verein ist eine wichtige Einrichtung“, findet Matthias Mindermann (59) mit Blick auf die Infomaterialien am Stand. „Wenn man dann in die Situation kommt, weiß man, an wen man sich wenden kann.“