Gladbeck. . Jede dritte Rettungsfahrt ist kein echter Notfalleinsatz, ergab eine bundesweite Stichprobe des DRK. Gladbecks Feuerwehrchef Josef Dehling glaubt indes: Wer die 112 wählt, ist in Not. Wie die Rettungsdienste reagieren, entscheiden Disponenten in der Leitstelle der Feuerwehr.

„Jeder dritte Einsatz ist kein Notfall“ lautet das Ergebnis einer deutschlandweiten Studie, an der sich 120 Rettungsdienste des Deutschen Roten Kreuzes beteiligt haben. Grundlage dieser Studie ist eine Stichtagsabfrage.

Das Ergebnis zweifelt Gladbecks Feuerwehrchef Josef Dehling jedoch an. „Ich kann mich nicht vorstellen, dass wir bei den 15 Einsätzen, die wir heute morgen im Rettungsdienst gefahren haben, fünfmal umsonst ausgerückt sind“, sagte er am Donnerstag.

Wobei er nicht abstreiten möchte, dass es durchaus dumme Streiche gibt. „Fest steht, dass mit dem Notruf ganz schön Schindluder getrieben wird.“ Allerdings sei die Zahl der Telefonscherze merklich zurückgegangen, seit die Leitstelle auch Anrufe mit unterdrückter Rufnummer zurückverfolgen könne. Sicherlich gebe es auch Menschen, die den Notruf strapazieren – er erinnere sich an einen alten Bekannten zu seinen Dorstener Zeiten, der sich regelmäßig betrunken auf Bahngleise legte. „Und wir haben den da immer wieder weggeholt.“ Letztendlich sei aber auch dieser Mensch in Not gewesen.

Disponent schätzt den Notfall ein

„Natürlich gibt es auch Anrufe von Nachbarn, die sagen: Ich glaube, dem geht’s schlecht, da müsst ihr mal hin.“ Wie ernst die Lage sei, müsse dann der Disponent in der Kreisleitstelle versuchen, herauszufinden. Und für den gelte: „Im Zweifelsfall das höhere Rettungsmittel schicken.“ Rettungsmittel bezeichnen die verschiedenen Fahrzeuge des Rettungsdienstes, wie Krankentransport-, Rettungs- und Notarztwagen.

Die fünf großen W

Die Hilfen im Rettungsdienst, in Notfallambulanzen und beim Bereitschaftsarzt könnten effektiver geleistet werden, wenn Anrufer die fünf großen W im Kopf hätten.

Wo ist es geschehen? Was ist geschehen? Wie viele Verletzte? Welche Verletzungen (sind zum Beispiel Personen eingeklemmt)? Und, wichtig: Warten auf Rückfragen.

Wählt jemand die 112, erreicht er dort einen Disponenten. Der fragt dann nach Symptomen, welche Beschwerden vorliegen, und trifft dann eine Entscheidung. Das kann sowohl die Alarmierung von Rettungswagen und Notarzt sein, als auch die Empfehlung, sich an die hausärztliche Bereitschaft ( 116 117) zu wenden.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten werde dieser Bereitschaftsdienst in Gladbeck mittlerweile auch gut angenommen. Ob Anrufer und Disponent am Ende richtig liegen, steht auf einem anderen Blatt. „Oft sagt man, es hätte gereicht, am nächsten Morgen zum Hausarzt zu gehen“, sagt Josef Dehling. „Wenn wir zu einem Einsatz rausfahren, wo der Notarzt dann doch nicht benötigt wird, kann es ja auch sein, dass er woanders dringend gebraucht würde.“

Er warnt jedoch davor, Patienten zu verunsichern. Wer glaubt, einen gesundheitlichen Notfall zu erleiden, soll die 112 anrufen. Wenn die Mitarbeiter auf der Leitstelle nach ihrer Befragung zu dem Schluss kommen, dass der Rettungswagen ausrücken muss, wird dieser das tun. Frei nach dem Motto: „Lieber einmal zu viel mit Blaulicht ausrücken als einmal zu wenig.“