Gladbeck. An der Talstraße kehrt mehr und mehr Ruhe ein: Die RBH Logistics, das letzte ehemalige Bergbauunternehmen in der Stadt, räumt das Fed: Über 90 Prozent der Betriebsflächen und Werkshallen sind bereits freigezogen, die Arbeitsplätze verlagert. Bis Ende des Monats muss RBH alles „besenrein“ übergeben.
Der Rückzug von RBH treibt nicht nur alten und derzeitigen Belegschaftmitgliedern Tränen in die Augenwinkel. „Die Kollegen sind naturgemäß nicht alle begeistert“, gibt Betriebsratschef Ingo Bleyel zu. Auch Bergbaunostalgiker, Eisenbahnfreunde sowie manche Nachbarn in Schultendorf sehen den Rückzug mit Wehmut. „Ein Stück Ruhrgebietsidentität geht damit verloren“, schreibt Eisenbahnfreund Stefan Ponzlet.
Von den einst stolzen ZuH, 1913 gegründet und in Spitzenzeiten mit 1600 Mitarbeitern nicht nur einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Stadt, sondern vor allem eine unerlässliche Stütze des Bergbaus, wird an der Talstraße nicht viel mehr als der Verwaltungssitz übrig bleiben.
Sämtliche Lokomotiv- und Waggonreparaturen sind inzwischen zu drei Werkstatt-Standorten der Deutschen Bahn verlagert worden – RBH gehört seit 2005 zum DB-Schenker-Konzern. Rund 200 Arbeitsplätze wurden damit verlagert. Inzwischen werden die RBH-Züge in Hagen, Köln-Gremberg und in Oberhausen gewartet. Oberhausen unterhält zudem zur Zeit noch eine Zweigstelle auf dem Bergwerk Auguste Victoria (AV) in Marl, wo die Loks gewartet werden, die auf und für AV im Einsatz sind.
Die RBH-Werkstatt für Infrastruktur sind inzwischen, so Bleyel, zur Brüsseler Straße in den Gewerbepark Brauck gezogen. Rund 80 Mitarbeiter haben dort eine Bleibe gefunden. Sie sind für die Instandhaltung von Gleisen, Fahrleitungen, Signalen und Bahnübergängen zuständig. Auch der Betriebsrat sitzt dort. Am 24. Oktober schließt an der Talstraße auch die Kaue. Ansonsten finden dort jetzt nur noch Aufräumarbeiten statt. „Loks fahren an der Talstraße nur noch durch – zu Ineos Phenol, BP und zum Kraftwerk Scholven.“
Das Betriebsgelände war gemietet
Das Betriebsgelände (15 000 qm) mit den Werkshallen und Gleisanlagen gehört der Ruhrkohle, von der RBH alles gemietet hat. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert, so muss geräumt werden.
Fest steht, dass die Gleise bis auf die Durchfahrtstrecken zu Ineos Phenol, BP und zum Kraftwerk abgebaut werden. Wahrscheinlich ist auch der Abriss der Gebäude. Eine Neunutzung soll folgen.
Noch immer macht RBH, so der Betriebsratschef, Geschäfte mit dem Bergbau: 35 bis 40 Prozent des Umsatzes werden mit Kohlentransporten für AV in Marl und Prosper/Haniel in Bottrop gemacht. Auch für die Kokerei Arcelor Mittal in Bottrop fährt RBH. In diesem Jahr wird das Logistikunternehmen einen Umsatz von noch 128 Mio € erzielen. In besten Jahren machte das Unternehmen laut Betriebsrat bis zu 190 Mio € Umsatz.
Der Umsatzrückgang dokumentiert letztlich die Anpassung und Umstrukturierung von RBH innerhalb des DB/Schenker-Konzerns. Mit der Übernahme, so hört man aus Insiderkreisen, kaufte DB letztlich einen Konkurrenten, dessen Kapazitäten nun angepasst werden.