Gladbeck. Die neue kleine Straße steht für die ehemalige wegweisende Bekleidungsfertigung von Schneidermeister Heinrich Buschfort, die er nach dem Krieg an der Bottroper Straße aufbaute. Der Unternehmer beschäftigte in den besten Jahren bis zu 800 Mitarbeiter. Zur Zeit wird das alte Firmengelände bebaut.

Der Buschfortweg ist die jüngste, die 440. Straße der Stadt. Eigentlich ist er auch noch gar keine richtige Straße, sondern eine Baustraße, mit der das neue kleine Wohngebiet auf dem alten Buschfort-Gelände zwischen Bottroper- und Friedenstraße erschlossen wird. Aber die Straßenschilder stehen schon.

Erst im Frühjahr diesen Jahres fasste der Hauptausschuss den Beschluss, die kleine Straße, die über knapp 300 Meter im Winkel von der Bottroper- zur Breddestraße führt, nach dem bekannten Textilunternehmer Heinrich Buschfort zu benennen. Seine Firma galt lange Zeit als Aushängeschild der heimischen Textilindustrie, in Spitzenzeiten zählte sie bis zu 800 Mitarbeiter.

Bei dem neuen Wohngebiet, das die Straße erschließt, handelt es sich im wesentlichen um das Gelände der ehemaligen Textilwarenfabrik, die der Schneidermeister 1948 an dieser Stelle gründete. Auf dem Areal entstehen 20 Bungalows, die ersten Häuser sind bereits bezogen. Außerdem sieht die Planung einen Gebäudekomplex für betreutes Wohnen von Demenzkranken vor.

Die Buschforts stammen aus Brauck, von einem der ältesten Bauernhöfe in Gladbeck. Schon 1411 wurde er erstmals erwähnt. Der bekannteste Spross der Familie sollte Hermann Buschfort werden, der, 1910 geboren, selbst zwar aus Bottrop stammte, dessen familiären Wurzeln aber bei der Braucker Familie lagen. Aus dem 2. Weltkrieg kam er mit einer schweren Verletzung nach Hause, absolvierte eine Schneiderlehre und besuchte eine Textilfachschule, was offenbar auch seiner Verwundung geschuldet war, wie es heißt. Die Kleiderfabrik, die er nur drei Jahre nach Kriegsende an der Bottroper Straße gründete, sollte von sich Reden machen.

Firmengründer spendete für den Stadionausbau

Firmengründer Heinrich Buschfort war in seiner Stadt auch sozial engagiert: Was viele Gladbecker vermutlich gar nicht wissen, Buschfort hat 1960 mit einer Spende von 25 000 DM zum Ausbau des Stadions in Wittringen beigetragen.

Buschfort-Mitarbeiter kamen aus hunderten Gladbecker Familien. Vor allem Frauen fanden dort einen Job – in jenen Jahren waren die nicht so zahlreich gesät und daher hochwillkommen.

Mit 20 Mitarbeitern gestartet, wuchs der Betrieb rasant. Buschfort erweiterte schon wenig später um eine hauseigene Weberei, eine Wollhalle mit Kammgarnspinnerei, eine Färberei, eine Stopferei und eine Zuschneidung. Schon Ende der 50er Jahre zählte Buschfort zu den namhaften Textilherstellern im Ruhrgebiet, verkauft seine Ware deutschlandweit. Von der Verarbeitung der Rohwolle, die aus Montevideo kam, bis zum fertigen Kleidungsstück wurde bei Buschfort alles selbst fabriziert und direkt an Endverbraucher verkauft. Buschfort stand in den 60ern an der Spitze der technischen Fertigung: In nur vier Minuten wurde in seiner Produktion ein Anzug gefertigt! Mitte der 70er Jahre zog sich die Familie aus dem Betrieb zurück, nachdem der Patriarch 1973 nur 63-jährig gestorben war. 1975 wurde die Fertigung eingestellt. Bis 2008 gab es noch einen Einzelhandelsverkauf.