Die Chefin der Gladbecker Feuerwehr, Beigeordnete Nina Frense, absolvierte am Wochenende ein Praktikum beim Rettungsdienst. Ihre Eindrücke schildert sie in Form eines Tagebuchs.
Eine 24-Stunden-Schicht absolvierte die Beigeordnete Nina Frense bei der Gladbecker Feuerwehr im Rettungsdienst.
7.30 Uhr: Dienstbeginn. Vor der Feuerwache kommen mir die Kollegen der vorigen Schicht entgegen. „Sehen noch recht wach aus“, denke ich. Hoffe, mir geht es morgen früh nach 24 Stunden Rettungsdienst auch so. In der Fahrzeughalle treffe ich auf die anderen, man steht im Halbkreis, der Wachabteilungsleiter gibt kurze Instruktionen, teilt die Schicht ein. 14 Kollegen sind im Dienst, Brand- und Rettungswache. Im Rettungsdienst sind es zwei Rettungswagen (RTW) mit je zwei Rettungsassistenten und einem Notarzteinsatzfahrzeug mit einem weiteren Kollegen. Ich fahre auf dem RTW 2 mit Andrea Schröder und Marco Büning.
8 Uhr: Kleiderkammer. Erstmal einkleiden, rot–weiß. Hose, Shirt, Jacke, Schriftzug: „Feuerwehr Gladbeck“. Passt alles prima, auch die Sicherheitsschuhe.
8.30 Uhr: Nachdem ich mein Bettzeug auf die Stube gebracht und meinen Pieper ausgehändigt bekommen habe, geht der bereits los. Runterlaufen zum Rettungswagen, Andrea und Marco sind schon da. Ein Krankentransport, „gut zum Kennenlernen“, sagt Marco. Eine ältere Dame muss ins Krankenhaus gebracht werden, sie ist am Abend vorher gestürzt.
9.20 Uhr: Frühstück. Wer gerade nicht im Einsatz ist, sitzt jetzt hier. Die Stimmung ist gut, das Rührei auch. Da meldet sich der Pieper. Also schnell zum Wagen, nächster Einsatz. Verdacht auf einen Schlaganfall. Wir sind als erste da, kurz danach kommt der Notarzt. Mit ihm an Bord geht’s ins Krankenhaus.
Die jungen Kollegen beeindrucken mich, sind immer ruhig, professionell und sehr sensibel im Umgang mit den Patienten. Marco sitzt hinten, überprüft die Infusion und beruhigt. Andrea fährt. Sie ist die einzige Frau unter den Hauptberuflichen. Ich frage mich warum? Das ist doch ein spannender und abwechslungsreicher Beruf und gut vereinbar mit der Familie. Andrea hat zwei Kinder, ihr Mann ist auch bei der Feuerwehr, in Bottrop.
11Uhr: Übung. Auf dem Hof wird die Rettung aus einem Unfallauto geübt. Schweres Gerät kommt zum Einsatz. Ich darf mir Andreas Brandschutzkleidung ausleihen. Jetzt ahne ich, warum dieser Job nicht für Jeden bzw. Jede in Frage kommt. Allein die Kleidung hat Gewicht, und beim Aufstemmen des Kfz kann ich das benötigte Gerät nicht ohne Hilfe halten, es ist zu schwer.
13Uhr: Mittagessen. Hühnchen, Kroketten und Gemüse, dazu viele Feuerwehrgeschichten. Man merkt, die Kollegen kennen sich, man kann sich aufeinander verlassen, das schweißt zusammen. Die Blauen haben bisher „eine ruhige Schicht“. Da darf man auch ‘mal versuchen, einen Schwan zu retten, der sich als Ente entpuppt: „Tierrettungsgeschichten“. Das Thema wird kontrovers diskutiert.
19Uhr. Die Einsätze werden wieder häufiger.
20.20 Uhr. Wieder auf der Wache. Der Tatort läuft seit 5 Minuten, vor mir steht mein Abendbrot, aber das wird nix . . . Es geht weiter.
23.30 Uhr. Erster Versuch, ein wenig zu schlafen. Gerade bin ich eingenickt – Licht an, Alarm, wieder‘raus. Die Schuhe binde ich mir im Auto zu.
1.10 Uhr bis 5 Uhr. Tatsächlich knapp vier Stunden Schlaf, dann wieder ‘raus. Diesmal: Verdacht auf Herzinfarkt.
6.30 Uhr. Zurück auf der Wache. Man trifft sich im Speiseraum, der „erste“ Kaffee macht die Runde. „Wie oft wart ihr draußen?“, fragen die „Blauen“. 10 Mal sagt mein Pieper. Das ist Durchschnitt, gilt als ruhige Schicht
7.30 : Die Schicht ist beendet.Zurück bleibt das Gefühl, etwas mehr verstanden zu haben von dem, was Rettungsdienst und Feuerwehr Tag und Nacht leisten. Das können große Heldentaten sein, vor allem aber sind es viele, viele Einsätze, bei denen die Kollegen ein Gefühl der Sicherheit geben: „Alles wird gut, wir sind da, kümmern uns!“