Gladbeck. . Vor 30 Jahren zog die Musikschule Gladbeck in ihr Domizil in der ehemaligen Berginspektion am Bernskamp. Das historische Gebäude, errichtet im Jahr 1905, musste mit großem (Geld-)Aufwand auf Vordermann gebracht werden. Große Probleme bereiteten Hausschwamm, ein undichtes Dach und veraltete Technik.

So etwas nennt man wohl eine „schwere Geburt“. Etliche Monate gingen Günter Waleczek, den Gladbecker mit Fug und Recht Vater der hiesigen Musikschule nennen, und Gleichgesinnte mit der Idee schwanger, ihrem „Kinde“ ein beständiges Dach über dem Kopf zu gönnen. In aller Zukunft an wechselnden Orten zu unterrichten, das klang in ihren Ohren keinesfalls verlockend.

Förderverein warb für Idee

Die alte Berginspektion am Bernskamp – das wäre doch ein stilvolles Zuhause für die Musikschule – dafür rührte der Förderverein Anfang der 1980-er Jahre die Werbetrommel. In den Chor der Befürworter stimmte die SPD-Fraktion ein. Doch die Geburtswehen zogen sich hin. 1984 war’s geschafft: Seit nunmehr drei Jahrzehnten spielt am Bernskamp die Musik.

Benennung nach Gründer Waleczek

Ein runder Geburtstag, der sicherlich geradezu danach ruft, auf den Namen des Mannes getauft zu werden, dessen Lebenswerk diese Einrichtung war: Günter Waleczek, der im August gestorben ist. Wegbegleiter und Bürgermeister Ulrich Roland würden dem Begründer und Schuldirektor mit der Namensgebung gerne ein Denkmal setzen. Übernahm Waleczek doch einen entscheidenden Part in der Entwicklung der Bildungsstätte, die sich einen klingenden Namen über Gladbecks Stadtgrenzen hinaus erworben hat. Auf WAZ-Anfrage hieß es aus dem Rathaus: Erst im kommenden Jahr, zum 50. Geburtstag der Musikschule, soll die Benennung über die Bühne gehen – in einem gebührenden Rahmen.

Von der Miete zum Besitz

Bevor die Musikschule das historische Gebäude – einst Berginspektion – am Bernskamp bezog, beherbergte es Büros des VEBA-Materialwesens.

„Die Stadt hatte das Haus anfangs nur angemietet, im Jahr 2004 bot sich die Möglichkeit, es zu kaufen“, erzählt Musikschulleiter Rolf Hilgers.

Als die Einrichtung noch kein festes Domizil ihr eigenen nannte, dienten u.a. ehemalige Büros einer Baufirma an der Wilhelmstraße als Unterrichtsräume.

Feierlich war es auch, als Waleczek am 23. Juni 1984 symbolisch die Schlüsselgewalt für das neue Domizil erhielt. Wer heutzutage durch das schmucke Portal zum Unterricht geht, könnte jubilieren: Das 1905 errichtete Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, strahlt trotz moderner Räume und Ausstattung gemütlichen Charme aus. Doch diesen Lobgesang konnten Stadt und Musikschulteam längst nicht von Stunde eins an anstimmen. Die Beteiligten erhielten einen niederschmetternden Dämpfer verpasst, als sie die Bausubstanz in Augenschein nahmen. Fast zwei Millionen Euro musste Gladbeck für die Instandsetzung in den Bau – Fläche: 2001 Quadratmeter – stecken. Veranschlagt waren ursprünglich rund 40 000 D-Mark.

Rolf Hilgers, heutiger Leiter der Musikschule: „Überall steckte der echte Hausschwamm.“ Statt eines frischen Windes zog ein muffiger Hauch durch die Gänge. Ordnerweise sind Mängel in Fotoalben dokumentiert. Unter dem undichten Dach waren die Balken verfault, Brandschutz und Heizkörper entsprachen nicht modernen Standards. Eleven mussten im Ballettsaal um einen Kamin tanzen.

Schmuddelecken im Keller

Moll-Stimmung braucht heutzutage nicht mehr aufkommen. Die unter Denkmalschutz stehende Villa wurde trocken gelegt, der Hausschwamm ist vertrieben. Im nagelneu gestalteten Dachgeschoss proben Jazzmusiker; Raum 111 wurde zum Tonstudio; die einst schmutzige Fassade leuchtet nach einer Behandlung mit dem Sandstrahler. Außen installiert wurde eine Fluchttreppe. Schallschutz, neue Fenster, Elektrik – all dies und noch mehr schaffen ein gedeihliches Arbeitsklima. Und doch gibt’s noch einen Missklang in der Sinfonie des Schönen. Im Untergeschoss fristen (verschachtelte) Räume ein Dasein, das Hilgers und sein Stellvertreter Ernst Hesse wohl auch lieber im Verborgenen ließen: ramponierte Türen, notdürftig geflickte Wände, abgeblätterte Fußleisten wollen nicht so recht mit dem übrigen Gebäude harmonieren. Der Musikschulchef: „Damals gingen die Gelder aus.“ Aber vielleicht wird dieser Teil des Baus zum 50. Geburtstag der Musikschule ja ebenfalls aufgemöbelt . . .