Gladbeck. Die Gildenstraße hat nicht nur einen noblen Namen, sondern sie ist auch eine feine Adresse. Einst bauten hier am Rande des Wittringer Waldes Gladbecks erste Millionäre ihre Eigenheime. Die Geschichte der Straße ist überraschenderweise zweiteilig.
Die historische Gildenstraße, eher eine Stichstraße am Randes des Stadtwaldes, entstand um 1900. Sie führte nur rund 120 Meter von der Schützenstraße nach Westen, etwa dort, wo heute die Einfahrt zum Hof der Gaststätte „Trend“ liegt. Der Name ist, so die Stadt, bis 1956 für diesen „Straßenstumpf“ nachweisbar.
Die Straße im heutigen Verlauf wurde in zwei Etappen gebaut: Zunächst ebenfalls um die Jahrhundertwende von der Schützen- bis zur Wittringer Straße. Sie hieß damals Jägerstraße, eventuell nach einem Bauernhof, vermutet der Heimatverein. 1930/31 wurde sie bis zur Bottroper Straße auf rund einen Kilometer verlängert.
Weitere prominente Häuser wurden errichtet. Die Straße behielt den Namen Jägerstraße, wurde aber 1935 (nach der Nazi-Machtübernahme sowie dem „Anschluss“ des Saargebietes ans Deutsche Reich) in Saarstraße umbenannt.
Nach Kriegsende wurde die Saarstraße schnell umbenannt. Sie bekam den alten Namen der historischen Gildenstraße. Wahrscheinlich, so vermutet der Heimatverein, wählte man den Namen wegen der Nähe zum Schloss Wittringen mit seinem Gildensaal. Außerdem gab es in der Nachbarschaft bereits die Wittringer Straße. Das passte.
Der Name Gilde kommt aus dem Altnordischen „gildi“ für Genossenschaft und ist ein durch Schwur besiegelter Zusammenschluss von Kaufleuten und Händlern, nicht von Handwerkern. Der Gildensaal heißt aher offenbar irrtümlich so: Denn er wurde zu Ehren der Handwerkerinnungen, die die Fenster finanzierten, so benannt. Sie waren aber eben keine Gilden.