Gladbeck. Stets hat er das Fahrrad dabei, wenn man ihn trifft: Peter Jarosch ist pro Jahr rund 4000 Kilometer mit dem Rad in Stadt und Region unterwegs. 2012 erhielt er die Stadtplakette, vor allem wegen seiner Verdienste um die Pflege der „Stolpersteine“. Ein WAZ-Porträt über einen besonderen Gladbecker.

Er ist ein echtes Markenzeichen des Gladbecker Stadtbilds; fast alle Gladbecker haben ihn schon einmal gesehen: Auf dem Fahrrad, mit Baskenmütze - das ist Peter Jarosch, Jahrgang 1955, ein Braucker Junge von der Klarastraße.

Am 8. September 1955 kam er einst im St.-Barbara-Hospital zur Welt als Sohn von Else und Eduard Jarosch, der als Bergmann auf der Zeche Graf Moltke arbeitete.

Gladbeck-Brauck in den 50-er Jahren: Zechen, Kumpel, graue Arbeitersiedlungen, das Ruhrgebiet der Adenauer-Nachkriegszeit. Hier wurde Peter Jarosch groß, der somit auch in die 60-er Jahre hineinwuchs, die ihn in gewisser Weise für das gesamte Leben prägen sollten.

Als er 1968 eine Anti-Vietnamkrieg-Demonstration von Studenten in Gladbeck miterlebte, wurde das sozusagen zu seinem politischen Erweckungserlebnis. Die Studenten malten ihren Protest direkt vor dem Rathaus und vor der St.-Lamberti-Kirche aufs Straßenpflaster. Und der 13-jährige Peter Jarosch war von der Aktion fasziniert.

Begegnung mit Martin Meier-Stier: „Absolut prägend für mich“

In dieser Zeit lernte er auch Gladbecks legendären evangelischen Pfarrer Martin Meier-Stier kennen, einen Wegbereiter der Friedensbewegung in Gladbeck und Umgebung. „Das war absolut prägend für mich“, sagt Peter Jarosch im Gespräch mit der WAZ.

1971 trat Jarosch der Sozialistischen Jugend Deutschlands „Die Falken“ bei; als er in den 70-er Jahren den Wehrdienst verweigerte, musste er durch alle Instanzen: Gewissensprüfung und Verhandlung mit Bundeswehrvertretern inklusive. Seinen Zivildienst leistete er dann bei den Falken in Recklinghausen ab, danach wechselte er zum Falkenheim an die Erlenstraße in Gladbeck, wo er sieben Jahre mit Kindern und Jugendlichen arbeitete. „Damals habe ich viele Leute kennengelernt, die ich heute immer noch treffe. Sie sind jetzt oft selbst Eltern“, erzählt der 59-Jährige.

Ausbildung bei Dume als Industriekaufmann im Bauhauptgewerbe

Nicht zu vergessen: Peter Jarosch absolvierte in seinen jungen Jahren beim Bauunternehmen Carl Dume eine Ausbildung als Industriekaufmann im Bauhauptgewerbe; in späteren Jahren lernte er noch den Beruf des Möbel- und Bautischlers und führte zwei eigene Geschäfte in Zweckel und Butendorf, in denen man vor allem Kindermöbel und Holzspielzeug kaufen konnte.

Seit 59 Jahren lebt, arbeitet und engagiert er sich nun bereits in Gladbeck, seit 2004 ist er Mitglied der DKP (zuvor Mitglied der PDS), für die DKP war er zehn Jahre als sachkundiger Bürger im Jugendhilfe- und im Schulausschuss präsent. 2012 erhielt Peter Jarosch die Stadtplakette, vor allem auch wegen seiner Verdienste um die regelmäßige Pflege der „Stolpersteine“ im Stadtgebiet, die an das Schicksal von den Nazis verfolgter und ermordeter Gladbecker erinnern. Im Bündnis für Courage engagiert sich Peter Jarosch seit vielen Jahren, kaum ein Treffen, bei dem er nicht dabei ist.

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„Ich habe nie in meinem Leben wegen meiner politischen Überzeugung Ausgrenzung in Gladbeck erlebt“, sagt Peter Jarosch am Schluss des WAZ-Gespräches - und macht damit in gewisser Weise seiner Heimatstadt ein großes Kompliment. Selbst als Auszubildender habe sein damaliger Chef, der Bauunternehmer Heiner Dume, seine politische Einstellung und seine gewerkschaftliche Aktivität stets toleriert. „Mein Leben ist fest mit dieser Stadt verbunden“, sagt Jarosch. „Ich hatte nie einen Grund, von hier wegzugehen.“