Gladbeck. . Verkaufsoffener Appeltatenfest-Sonntag: Die Innenstadt ist schwarz vor Menschen – nur in die Postallee verirrt sich kaum jemand. Die Händler dort sind immer noch sauer, weil der Blick zu ihren Geschäften versperrt war. Verdient haben sie an diesem Tag nichts.

Das Appeltatenfest liegt zwar schon anderthalb Wochen zurück, aber Nicole Franke ist immer noch stocksauer. Die 43-Jährige betreibt das Modegeschäft Nickis XXL Fashion an der Postallee, und während die Hochstraße schwarz vor Menschen war, hat sich in der Postallee am verkaufsoffenen Sonntag kaum ein Kunde blicken lassen, „weil wir vollkommen ausgegrenzt worden sind. Der Blick von der Hochstraße auf unsere Geschäfte war versperrt“, klagt die Kauffrau. „Da dachten wahrscheinlich alle, unsere Geschäfte wären dicht.“

Zeit sinnvoller nutzen

Das Kinderkarussell, das in den Jahren zuvor am Ende der Hochstraße stand, musste wegen der Baustelle auf den Gehweg an der Ecke Postallee/Willy-Brandt-Platz verlegt werden. Vor den Geschäften waren ein großes Gefährt des Eventmanagements und ein Versorgungswagen abgestellt, dazu Privatautos der Akteure in der Innenstadt. „Und selbst die Leute, die den WC-Wagen benutzt haben, der hier auf der Fahrbahn stand, konnten uns nicht sehen, weil die Türen auf der anderen Seite waren“, bemerkt Nicole Frankes Nachbar Christian Krause, Mitarbeiter im Hörstudio Sporkmann, sarkastisch. „Und die Kutsche mit der Appeltatenkönigin fuhr auch nicht, wie früher, durch die Postallee zum Rathaus. Dann war hier richtig was los.“

Noch ein Geschäftslokal weiter betreibt Peggy Jenko ein Fachgeschäft für Friseurbedarf. „Am Appeltaten-Sonntag waren in der ersten Stunden drei Kunden hier, aber nur, weil sie wussten, dass mein Geschäft geöffnet hat. Anschließend hat sich drei Stunden lang niemand hierher verirrt.“ Verdient hat sie an diesem Sonntag nichts, „nur Strom verbraucht und meine Zeit vertan“. Auch Nicole Franke ärgert sich, dass sie ihre Freizeit geopfert hat: „Im vergangenen Jahr habe ich rund 2000 Euro umgesetzt. Dieses Mal hatte ich nach den fünf Stunden genau 187 Euro in der Kasse, und davon musste ich noch eine Mitarbeiterin bezahlen. Die Zeit hätte ich wirklich sinnvoller nutzen können, als hier im leeren Laden herumzustehen.“

Die wenigen Geschäftsleute an der Postallee fühlen sich von Stadt und Einzellhandelsverband stiefmütterlich behandelt. „Gehören wir denn nicht zur Innenstadt?“, fragt Peggy Jenko. „Wir bezahlen doch auch Gewerbesteuer.“ Wie Nicole Franke denkt sie darüber nach, im nächsten Jahr die verkaufsoffenen Sonntage zu ignorieren, „wenn wir wieder so abgeschnitten werden“, und ein Beschwerdebrief an die Stadtverwaltung ist gerade in Arbeit.