Gladbeck. Schultendorf und RBH – der Ortsteil und das Unternehmen, einst ein königlich-preußischer Betrieb, gehören seit über 100 Jahren zusammen. Kaum ein Unternehmen prägte einen Ortsteil mehr als die einstigen Bahn- und Hafenbetriebe die Gartenstadtsiedlung zwischen Tauschlagstraße und Gonheide.

Doch das gewohnte Bild, vor allem das der rangierenden Züge und der oft geschlossenen Schranke an der Talstraße, gehört schon jetzt mit dem Auslaufen der Werkstatt der Vergangenheit an. Und wird sich in den nächsten Jahren weiter nachhaltig ändern, wenn die riesigen Betriebsflächen, die RBH von der RAG gepachtet hatte, neu geordnet und genutzt werden.

Denn ab 2015 wird in Schultendorf von der RBH Logistics GmbH nicht viel mehr als der Verwaltungssitz übrig bleiben. Ausgelagert zur Brüsseler Straße in den Gewerbepark Brauck wurden mittlerweile der Rest der Werkstattverwaltung und die geschrumpfte Truppe der Gleiswartung, nachdem im vergangenen und im laufenden Jahr knapp 200 Stellen sozialverträglich abgebaut und die Werkstatttätigkeiten zu DB-Standorten verlagert wurden.

81 Mitarbeiter finden in Brauck eine neue Bleibe – eine vorübergehende offensichtlich, denn mit dem angekündigten weiteren personellen Aderlass bis 2019 wird der Außenstandort fraglich werden. Weitere 193 Stellen, so bestätigte der RBH-Betriebsrat der WAZ, sollen in zwei Etappen bis 2019 abgebaut werden. Der neue Außenstandort wird dann vermutlich schon nicht mehr gebraucht.

Wahrscheinlich bleibt dann von dem einst stolzen Zechenbahn- und Hafenbetrieben, die 1913 gegründet worden waren, nur ein schlank-geschrumpfter Logistik-Dienstleister mit lediglich gut 400 Beschäftigten übrig, der bundesweit tätig ist. Einst waren es in der Spitze 1600 Mitarbeiter. Der Umbruch bei RBH, vor allem als Folge der wegfallenden Kohlentransporte, sowie die Infrastrukturanpassungen im Nachklang von Gleisab- und Werkstattrückbau – sie sind gewaltig. Nicht nur das Unternehmen, ganz Schultendorf ändert das Erscheinungsbild.

Längst wird bei der RAG als Grundstücksbesitzerin und der Stadt über eine Neunutzung auf der Nordseite der Talstraße nachgedacht. Es gab bereits erste Gespräche zwischen RAG Montan Immobilien GmbH und der städtischen Wirtschaftsförderung, um eine Lösung zu finden. Auch Workshops fanden statt. Für 15 000 Quadratmeter werden neue Nutzer gesucht – allerdings gelten einige tausend Quadratmeter als fast nicht vermarktbar, weil die verbleibenden Gleise (Ineos, BP und Kraftwerk) hinderlich sind.Vorwiegend geht es um das Gelände im Eck von Tal- und Tauschlagstraße.

Vorstellbar ist eine kleinteilige Vermarktung an Gewerbebetriebe, was auch einen Abriss der Gebäude nötig macht, die ohnehin marode sind. Großflächigen Einzelhandel schließt die Stadt aus wegen einer schwierigen verkehrlichen Anbindung. Auch große Betriebe mit Emissionen oder Lärm kommen wegen naher Wohnbebauung nicht in Betracht. Eine Nutzung zu Kulturzwecken (etwa in einem der Werkstattgebäude) sei, so die Wirtschaftsförderung, nicht vorstellbar.

Aus zwei Gründen: Die Bausubstanz sei ungeeignet, außerdem brauche Gladbeck keine weitere Spielstätte in Sachen Kultur. Davon geht auch die RAG aus: Die Substanz ist ungeeignet. Sie hat Gelände und Gebäude ihrer Tochter RAG Immobilien zur Vermarktung übertragen. „Die wird aber nicht einfach“, schätzt man bei der Ruhrkohle.