Gladbeck. Mal als raumfüllendes Fortissimo, mal als sanfte Begleitmelodie – beim Konzert „Orgel trifft Stimme“ demonstrierte Organist Jörg Nitschke die Vielseitigkeit der Klais Orgel in der Lambertikirche, mit der er Bass-Bariton Klaus Mertens, einen der weltweit führenden Oratoriensänger, begleitete.
Das Konzert „Orgel trifft Stimme“, bei dem der gebürtige Gladbecker Jörg Nitschke, der in Essen als Kantor tätig ist, die Orgel bediente, bildete den Auftakt zu den von Kantor Konrad Suttmeyer organisierten 27. Gladbecker Orgeltagen, die bis Ende September laufen. Gemeinsam mit dem weltweit bekannte Bariton Klaus Mertens, geboren im niederrheinischen Kleve, der eine Kostprobe seiner berührenden Stimmkunst gab, lockte das Konzert etwa 100 Zuhörern an.
Nach Nitschkes euphorischem Auftakt mit Johann Sebastian Bachs Toccata d-moll (dorische) stellte Mertens – begleitet von den zurückhaltenden Tönen des kleinen Orgelpositivs im Chorraum – zunächst einige barocke Kirchenlieder vor: fröhlich das „Cantabo Domino“ aus „Ghirlandia Sacra“ von Alessandro Grandi, verspielt koloriert die Ausschnitte aus Heinrich Schütz‘ „Kleinen geistlichen Konzerten“, sehnsuchtsvoll schreitend die Stücke aus „Schemelli’s Musicalischem Gesangbuch“ von J. S. Bach.
Schon hier wurde die besondere Klangqualität der mitteltiefen Stimme von Klaus Mertens spürbar, der seinen vielfarbigen Gesang gefühlvoll von den Schallwellen durch das hallende Kirchenschiff tragen ließ.
Um die gesamte Klangvielfalt der Orgelregister zu nutzen, wechselten die Musiker für die romantische Literatur auf die Empore. Und während das Abendlicht hinter den Kirchenfenstern langsam schwand, erleuchteten die majestätischen Töne aus mehr als 2 000 Orgel-Pfeifen bei Théodore Dubois‘ Toccata G-Dur für die Große Orgel das Innere des sakralen Konzertsaals. Mit feinen dynamischen Nuancen und ganz unterschiedlichen Klangschattierungen präsentierten Nitschke und Mertens im zweiten Teil geistliche Gesänge von Josef Gabriel Rheinberger, Max Reger und Antonin Dvorák.
„Es ist traumhaft, diese schöne Stimme in einer solch ausgezeichneten Akustik hier in Gladbeck zu hören“, schwärmte Zuhörerin Monika von Eichmann (67) am Ende des besinnlichen Abends. Ganz besonders genoss auch Kantor Konrad Suttmeyer das wunderbare Zusammenspiel seines ehemaligen Schülers Jörg Nitschke mit dem berühmten Bass-Bariton, der als erster Sänger überhaupt das gesamte Bach‘sche Kantatenwerk auf CD einspielte: „Klaus Mertens und ich haben vor 20 Jahren schon einmal in Gladbeck zusammen gearbeitet und nun hat es mich umso mehr gefreut, ihn in meiner Kirche zu erleben.“