Gladbeck. . Unter dem Motto „Hören, zuhören, zusammengehören“ hatten Vertreter verschiedener Gemeinden und Initiativen zum 3. Interkulturellen Friedenstag in den Butendorfer Bürgerpark eingeladen. Beim Programm stand die Stille im Mittelpunkt, als Voraussetzung für innere Einkehr, gegenseitiges Verständnis, für ein friedliches Miteinander.

„Wenn Menschen aufhören, einander zuzuhören, endet der Weg oft in einer Katastrophe.“ Die stellvertretenden Gladbecker Bürgermeisterin Brigitte Puschadel bringt auf den Punkt, was die Organisatoren des Interkulturellen Friedentags im Stadtteilpark Butendorf bewogen hat, das diesjährige, das 13. Fest unter das Motto „Hören, zuhören, zusammengehören“ zu stellen.

Wer zuhört, kann verstehen – und die richtigen Fragen stellen. Wie Momo aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Michael Ende, aus dem die evangelische Pfarrerin Birgit Krenz-Kaynak den Text über das Zuhören entlieh. Momo konnte so gut zuhören, dass sogar dumme Leute auf schlaue Gedanken kamen. „Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.“

Die Macht der Stille betonten alle Geistlichen aus den verschiedenen Religionen

Zeichen setzen für Toleranz und Frieden

Seit 2001, seit den Anschlägen in New York am 11. September, wird in Butendorf der Interkulturelle Friedenstag gefeiert.

Bereits zum 13. Mal feierten die Menschen in Butendorf am gestrigen Sonntag ihr Friedensfest.

Unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Ulrich Roland (der am Sonntag verhindert war) waren dabei: katholische und evangelische Kirche, die Moscheevereine DITIB und IGMG, der islamische und der alevitische Kulturverein, der Kindergarten Oase, die Lambertischule, die christlich-Islamische Gesellschaft sowie der S!NG-Projektchor.

Oder, wie es Dietrich Bonhoeffer formulierte: „Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Einigung, der Sammlung auf das Wesentliche.“ Diesen Satz, gedruckt in deutscher, arabischer und türkischer Sprache, verteilten Kinder an die Festgäste. Auf die Wichtigkeit des Zuhörens gingen alle Geistlichen, christliche wie muslimische, ein. „Es gibt eine Macht der Stille, die uns zwingt, tiefer in uns hinein zu hören“, sagte Abdellah Houbbane vom Islamischen Kulturverein, der forderte: „Lassen Sie uns gemeinsam etwas für den Frieden machen.“

Gut gefüllt waren die Bänke auf der Wiese im Stadtteilpark. Damit alle das Thema beherzigten, forderte Moderatorin Müzzeyyen Dreessen alle Besucher zu Beginn auf, die Handys auszuschalten. Mit Erfolg: Hektisch mit dem Finger über Displays wischende Menschen gab es nicht. Dafür aber Kinder, die in aller Stille ihre Botschaft übermittelten.

Als der S!NG-Projektchor den meditativen Taizégesang anstimmte, schritten die Schüler der Lambertischule langsam ins Rondell, ein bisschen aufgeregt, aber ganz selbstsicher. Sie setzten sich in einen Kreis, warteten den Gesang ab, fassten sich an den Händen und riefen aus: „Wir wünschen uns Frieden auf der Welt.“

Dass währenddessen in den hinteren Reihen eine Bank samt darauf Sitzenden umfiel (niemand wurde verletzt, alle Umsitzenden eilten zur Hilfe), merkten die Kinder gar nicht, so konzentriert waren sie auf ihre Stilleübung. Als schließlich ein Mädchen eine Kerze anzündete, kam es manchem Zuschauer so vor, als habe sich der Wind für einen Moment gelegt. Und weil der erste Auftritt so gut gelungen war, sprangen die Lamberti-Schüler gegen Ende spontan ein, um die fünf Kleinen („Leider sind nur wenige Kinder gekommen“, sagte Leiterin Annelie Lipka) aus dem Kindergarten Oase beim Tanzen zu unterstützen.