Gladbeck.

Er ist eine regelrechte Institution im Hallenbad, gehört fast zum Inventar: Schwimmmeister und Badleiter Jörg Wieding. Der 56-Jährige feierte am 1. September ein seltenes Jubiläum: Er ist bereits seit 40 Jahren bei der Stadt - die meiste Zeit davon warf er ein wachsames Auge auf die schwimmenden und planschenden Gäste des Hallenbades.

„Und die letzten acht Jahre, bis ich in Rente gehe, werde ich das mit Sicherheit auch noch tun, für nichts in der Welt will ich woanders hin“, schwärmt der Gladbecker von „seinem“ Bad, das längst sein zweites Zuhause geworden ist. Eigentlich, meint der Dienstjubilar augenzwinkernd, könnte das Hallenbad, wenn er denn gehen wird, Wieding-Bad heißen. Denn sein Vater Günter, erklärt er, war auch 44 Jahre im Hallenbad tätig. „Zusammengerechnet haben wir dann über 90 Jahre hier verbracht.“

Jörg Wieding begann am 1. September 1974 seine Ausbildung zum Schwimmmeistergehilfen im 1967 neu eröffneten Hallenbad, heute heißt die Ausbildung „Fachangestellter für Bäderbetriebe“. Direkt nach der Lehre verließ er das Hallenbad für einige Jahre (1977-1983), um im Freibad und wintertags in der damals neu angeschafften Traglufthalle Dienst zu tun. Seit ‘83 ist Wieding, der 1984 seinen Meister machte, aber aus dem Hallenbad nicht mehr wegzudenken – und war auch nie dort wegzulocken. „Spaßbäder sind mir viel zu hektisch, laut und unpersönlich. „Hier bei uns geht es doch bis heute ziemlich familiär und fast idyllisch zu.“ Geradezu ins Schwärmen gerät er, wenn er von seinen Frühschwimmern erzählt, die allesamt Stammgäste sind. „Da kenne ich viele mit Namen, die meisten melden sich auch ab, wenn sie in Urlaub fahren.“

Im Großen und Ganzen sei das Publikum in all den Jahren sympathisch geblieben, auch wenn bei einigen, vor allem bei Jugendlichen, ein wenig der Respekt gegenüber dem Personal verloren gegangen sei. Verändert habe sich in den zurückliegenden Jahren die Organisation im Hallenbad: Damals, als er anfing, da lief der Betrieb auch noch ganz anders ab, erinnert sich Wieding. „Da waren wir 30 Leute hier: Schwimmmeister und Kollegen in Sauna, in den medizinischen Bädern, an der Kasse, in Wäscherei und Reinigung sowie in der Technik.“ Das hat sich gewaltig geändert, Sauna und Badabteilung sind lange geschlossen, der Automat ersetze die Damen an der Kasse. „Vieles machen wir heute als Kundenservice mit, inklusive einiger Hausmeistertätigkeiten.“ Vor allem: Die Stellenzahl ist auf 8,5 geschrumpft.

Hallenbad ersetzte 1967 das Kaiser-Wilhelm-Bad

Mit dem Bau des Hallenbades wurd 1964 begonnen, also vor genau 50 Jahren. 1967 wurde es eröffnet und mit dem Abriss des Vorgänger-Bades, des Kaiser-Wilhelm-Bades, begonnen.

den Gladbeckern 54 Jahre zur Verfügung gestanden. Es war 1913 in Betrieb genommen worden. Die Volksbadeanstalt galt seinerzeit als vorbildliche Einrichtung weit und breit.

Gefragt ist das Hallenbad bei den Gladbeckern nach wie vor: rund 100 000 Besucher kommen Jahr für Jahr, erläutert Sportamtsleiter Klaus-Dieter Bugdoll. „Und vor allem, die Leute sind zufrieden“, betont er. Bei einer Umfrage von 2012, an der 1500 Badegäste teilnahmen äußerten 74,5 Prozent ihre Zufriedenheit mit „sehr gut“ und „gut“. Nur 2,4 Prozent mit „ausreichend“ und „mangelhaft“. Bugdoll: „Das ist der beste Wert in NRW, und geht auch auf das Engagement der Mitarbeiter im Hallenbad zurück“, lobt der Amtsleiter.

Zwei- bis dreimal die Woche nutzt Dienstjubilar Jörg Wieding selbst das von Gästen als äußerst sauber bewertete Wasser, um seine Bahnen zu schwimmen. „Wir müssen ja fit bleiben.“ Etwa für Rettungseinsätze. Bei dem schlimmsten erlitt ein Badegast einen Schlaganfall, lag regungslos auf dem Wasser. „Ich sprang hinein, holte ihn schnell raus, leitete die Erstversorgung ein, bis der Rettungsdienst kam.“ Aber auch Kurioses erlebte Wieding: „Einmal verlor eine ältere Besucherin ihr Gebiss im Wasser. Nach einer Tauchaktion hatte ich die dritten Zähne der Dame gerettet.“