Wie lebt es sich in Rentfort-Nord? Das wollte die WAZ von den Rentfortern wissen und parkte das WAZ-Mobil an der Schwechater Straße 38 – im Schatten des berüchtigten, leer stehenden Hochhauses und vor dem kleinen Geschäftszentrum. Erstaunliche Feststellung: Trotz geschlossenen Lebensmittelmarktes herrscht dort ein reges Kommen und Gehen. Apotheke, Zeitungs-/Lottoladen mit Postagentur und Pizzeria/Dönerbude haben zu tun. Und die Rentforter haben einiges zu erzählen am WAZ-Mobil.
Von Ost nach West
Margrit Thiele (73) zum Beispiel ist eine Grenzwanderin, zog von Sachsen-Anhalt nach Rentfort-Nord, weil die Tochter hier wohnt. Seit vier Jahren lebt sie an der Berliner Straße und es gefällt ihr dort. „Es ist grün, die Anlage ist gut, in der Nähe ist ein Teich mit Gänsen.“ Trotzdem: Die Umgewöhnung fällt schwer. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, hat Margrit Thiele gemerkt. Die Menschen hier seien nett, die Mentalität aber eine andere. „Die Leute müssten öfter ihren Mund aufmachen“, findet die Rentnerin. Sie stört, „dass überall der Hundekot ‘rumliegt. Keiner räumt das weg. Und es braucht einen Schülerbus. Wenn ich mit der Linie 258 aus der Stadt nach Hause fahre, ist der Bus total überfüllt. Die Schüler stürmen rein und rennen einen um.“
Nahversorgung ist ein Problem
Dass die fehlende Nahversorgung im Stadtteil ein großes Problem ist, beklagen fast alle Besucher am WAZ-Mobil. Vor allem junge Familien würden unter der Situation leiden, sagt Zozan Turgot: „Es gibt nur Netto. Es fehlen Drogeriemärkte. Wir Mütter müssen dafür immer in die Stadt laufen.“ Am meisten vermisst sie aber ein Café im Stadtteil, ein Treffpunkt für die jungen Mütter: „Wir sind jeden Tag draußen und gehen spazieren. Aber es gibt keinen Bäcker oder ein Café, wo man sich treffen könnte. Es sollte mal ein Eiscafé kommen, aber nichts ist passiert. Ich hoffe, es tut sich bald was.“
Hochhaus muss weg
Johann Jokiel ärgert sich über das klein gewordene Geschäftszentrum: „Wir haben nur die Post und den Kiosk.“ Der 84-Jährige wünscht sich bessere Einkaufsmöglichkeiten. Gerade Ältere müssten weite Wege zurücklegen, um zu einem Supermarkt zu kommen. Noch ein Kritikpunkt: „Das Hochaus muss endlich weg!“
Das sieht Helmut Czytkowski genau so, ist aber skeptisch, dass es so kommen wird. „Wir hoffen schon so lange darauf.“ Das Hochaus hätte man nie bauen dürfen, findet er.