Gladbeck. . Unfertig wirkt die Performance „Sänger ohne Schatten“ von Regisseur Boris Nikitin, die bei der Ruhrtriennale 2014 ihre Uraufführung in der Maschinenhalle Zweckel feierte. In Aktion: Sopranistin Karan Armstrong, Countertenor Yosemeh Adjei und Tenor Christoph Homberger sowie Stefan Wirth am Klavier.
T-Shirt und Jeans statt Perücke und Gewand, frei liegende Kabel am Boden, Feuerlöscher und Kaffeekanne in der Ecke – befinden sich die drei Opernsänger und der Pianist überhaupt auf einer Bühne? Proben sie vielleicht noch? Planmäßig unfertig wirkt die Performance „Sänger ohne Schatten“ von Regisseur Boris Nikitin, die am vergangenen Freitagabend im Rahmen der Ruhrtriennale 2014 ihre Uraufführung in Gladbeck feierte.
Herausforderndes Wechselspiel
Ob aus Graz, Karlsruhe, Münster oder Friesland – rund 200 Opernliebhaber und Performancefans lauschten in der ausverkauften Bühnenbox mitten in der Maschinenhalle Zweckel der Sopranistin Karan Armstrong, dem Countertenor Yosemeh Adjei und dem Tenor Christoph Homberger, begleitet von Stefan Wirth am Klavier. Knapp zwei Stunden lang sprechen die drei Sänger über Stimme, Rolle und Identität, jodeln und prusten Stimmbänder und Lippen warm und erwecken Charaktere aus ihrem musikalischen Repertoire von Bach bis Wagner mit schillernden Solotönen und flüsternden Trios zu neuem Leben.
Für vier Termine sind noch Tickets erhältlich
Wer die Premiere verpasst hat oder keine Eintrittskarte ergattern konnte, muss dennoch nicht auf diese Aufführung verzichten.
Weitere Termine in der Maschinenhalle Zweckel an der Frentroper Straße stehen fest. Für vier der insgesamt acht Aufführungen sind noch Karten erhältlich: Samstag, 30. August; Freitag, 5., Samstag, 6., und Sonntag, 7. September.
Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Weitere Informationen unter www.ruhrtriennale.de.
Ein kurzes Innehalten, dann ist Armstrong „die Isolde“: Mit verschränkten Händen kostet die ehemalige Primadonna der Deutschen Oper Berlin jeden Ton aus, während Kamera und Leinwand intime Großaufnahmen ihrer Mimik zeigen. Doch so schnell sie in Isoldes Haut geschlüpft ist, so schnell streift sie sie auch wieder ab. „Ein Sänger muss immer ein kleines Stückchen Abstand von seiner Rolle halten, denn Schluchzen schlägt auf die Stimme“, erklärt die US-Amerikanerin. Dieser Kontrast zwischen Moderation und Operngesang war es, der den Schweizer Nikitin zu seiner Inszenierung anregte.
Der Abend ist ein herausforderndes Wechselspiel zwischen Singen und Schweigen, Performance und Pause, Drinnen und Draußen. Unvollkommen, ohne szenischen Kontext, aber gerade deswegen voller Möglichkeiten. Eben ohne Schatten – ein Motto, das auf Richard Strauss‘ Oper „Frau ohne Schatten“ zurück geht – aber nicht ohne Anspruch. Das muss der eine oder andere Zuschauer erst einmal „sacken lassen“.
Warum gab’s keine Kostüme?
Spontaner sind da die Mädchen und Jungen der offiziellen Children’s Choice Awards Jury. „Warum gab’s keine Kostüme?“, will der elfjährige Calvin im exklusiven Künstlergespräch mit Dramaturg Stephan Buchberger wissen. „Auf der Bühne sind auch T-Shirt und Jeans Kostüme“, erklärt Sänger Yosemeh Adjei. „Das ist alles bis ins Kleinste geplant.“