Gladbeck. . Wilfried Roßmann ist ein Ehrenamtler wie aus dem Bilderbuch. Der 63-Jährige engagiert sich in Seniorenheimen und im Kindergarten und neuerdings auch als Patientenbegleiter. Wenn alleinstehende Menschen ins Krankenhaus müssen, erledigt er die notwendigen Dinge.

Wilfried Roßmann ist ein Ehrenamtler wie aus dem Bilderbuch. Eine freiwillige Aufgabe allein reicht dem 63-Jährigen nicht. Als der ehemalige Küster der Christuskirche noch berufstätig war, engagierte er sich in der Flüchtlingshilfe der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mitte. Jetzt, im Ruhestand, arbeitet er im Seniorenbeirat mit, ist immer zur Stelle, wenn eines der sechs Seniorenheime in der Innenstadt helfende Hände bei Festen braucht, beschäftigt sich mit Vorschulkindern im städtischen Kindergarten an der Voßstraße und – das ist jetzt sein jüngstes Ehrenamt – kümmert sich als Patientenbegleiter um Menschen, die vor und nach einem Krankenhausaufenthalt praktische Hilfe brauchen.

Das Angebot richtet sich an Alleinstehende, die Begleiter verstehen sich als eine Art „gute Nachbarn“, die zur Stelle sind, wenn der Patient Unterstützung braucht: Sie packen die Tasche, holen beim Arzt die Einweisung ab, melden die Zeitung ab, besorgen die Medikamentenliste, bestellen den Krankentransport . . . Sie begleiten den Patienten ins Krankenhaus und zu den Eingangsuntersuchungen.

Dann ist der Einsatz der Ehrenamtler erst einmal beendet. „Wir sind weder ein Fahrdienst noch übernehmen die Begleiter pflegerische Aufgaben. Sie kommen in der Regel erst wieder ins Spiel, wenn die Entlassung bevorsteht und praktische Hilfen gebraucht werden,“ stellt Karin Gerbig klar. Gemeinsam mit Gudrun Müller, der Initiatorin des Projekts, koordiniert sie bei der AWO die Einsätze der Patientenbetreuer.

Wilfried Roßmann hatte von diesem für die Patienten kostenlosen Angebot in der Zeitung gelesen und wusste gleich: „Das ist auch ein sinnvolles Ehrenamt für mich.“ Der 63-Jährige ist selbst alleinstehend und kann deshalb sehr gut nachvollziehen, dass sich vor allem ältere Menschen Sorgen machen, wer ihnen im Notfall zur Hand gehen könnte. Jetzt ist er ein paar Monate dabei, hat seine ersten sieben potenziellen „Kunden“ besucht, um die wichtigen Fragen im Vorfeld zu klären, beispielsweise: Welche Medikamente nimmt der Patient, wer ist sein Hausarzt, gibt es eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht? Auf den ersten praktischen Einsatz wartet der 63-Jährige noch, weil glücklicherweise bisher bei keinem seiner Patienten ein Krankenhausaufenthalt notwendig war.

Gut so: Da bleibt genügend Zeit für die anderen Ehrenämter.

Bisher gibt es sechs Patientenbegeleiter

Seit Dezember 2013 läuft das Modellprojekt „Patientenbegleiter“ unter der Leitung des Forschungsinstituts Geragogik e.V. aus Witten. In Gladbeck kooperieren unter der Trägerschaft der AWO die Stadt, der Seniorenbeirat und das St.-Barbara-Hospital. Die Fäden laufen bei Karin Gerbig und Gudrun Müller zusammen. 22 Patienten stehen derzeit in ihrer Kartei, vier brauchten bisher Hilfe. Sechs Begleiter sind fest im Boot, vier weitere haben Interesse bekundet. „Es könnten mehr Patienten, aber auch mehr Begleiter sein“, sagt Karin Gerbig, die mit Gudrun Müller in allen möglichen Einrichtungen mit potenziellen Interessenten fleißig die Werbetrommel für dieses niedrigschwellige Angebot rührt. Das Projekt „Patientenbetreuer“ wurde übrigens jüngst mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

Wer sich in die Patientenkartei aufnehmen lassen will oder Interesse am Ehrenamt als Patientenbegleiter hat, kann sich melden bei Karin Gerbig, 206147, oder Gudrun Müller, 295467, patientenbegleitung@awo-msl-re.de.

Die Patientenbegleiter werden alle 14 Tage eine Stunde geschult. Dabei geht es zum Beispiel um Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Erste Hilfe oder Demenz. Zum Abschluss gibt es ein Zertifikat. Der Zeitaufwand variiert. Vorgesehen sind sechs bis acht Einsätze pro Patient.