Gladbeck. . Engagierte Bürger und Christen haben 2009 das Martin Luther Forum Ruhr aus der Taufe gehoben, das sich in fünf Jahren als kulturelles Zentrum etabliert hat. Vorstand und Förderverein ziehen im WAZ-Gespräch ein erstes Fazit. Das nächste Etappenziel heißt 2017, dem Jubiläumsjahr, in dem 500 Jahre Reformation begangen wird.
Das Martin Luther Forum Ruhr ist nicht mehr wegzudenken aus dem Gladbecker Kulturleben. Die ehemalige Markuskirche an der Bülser Straße hat sich zum Zentrum für anspruchsvolle Veranstaltungen und Diskussionen aus den Bereichen Religion, Kultur, Politik und Gesellschaft entwickelt. Was dort geschaffen wurde, ist einem Kraftakt bürgerschaftlichen Engagements zu verdanken. Dr. Martin Grimm, Vorstand des Forums, und Peter Drecker, Vorsitzender des Fördervereins, ziehen im WAZ-Gespräch ein Fazit nach fünf Jahren.
Ist Luther angekommen in Gladbeck?
Dr. Grimm: Vom Profil her auf jeden Fall. Seine zentrale Botschaft, Respekt und Toleranz, ist Kernthema in unseren Veranstaltungen, so unterschiedlich sie auch sind. Manchmal sagen Bilder ja mehr als 1000 Worte, das hat sich bei der Buddy Bears-Aktion bewiesen, auch beim Engel der Kulturen, der hier Station gemacht hat.
Peter Drecker: Bei den Buddy Bears (die symbolisch für Toleranz und Verständigung zwischen Völkern und Kulturen stehen, Anm. der Red.) war es die Symbolik des Kreises, die die Authentizität unseres Hauses widergespiegelt hat
Fast auf den Tag genau vor sieben Jahren entstand die Idee zur Gründung eines evangelischen Zentrums in Gladbeck. Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?
Dr. Grimm: Unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen. Wir hatten uns hohe Ziele gesteckt und ein sehr komplexes Projekt auf die Schiene gebracht. In jeder Hinsicht übrigens, denn beim Luther Forum geht es ja auch um die erfolgreiche Folgenutzung von Sakralbauten.
Drecker: Das war ja auch die Herausforderung und der Reiz, sich zu engagieren. Auch für mich als Katholik. Im Vorstand sind sowohl Katholiken und Protestanten vertreten, wir haben hier eine sehr positive Streitkultur entwickelt und das ökumenische Profil etabliert. Aber der Erfolg des Projekts wird von vielen Schultern getragen
Das Forum arbeitet hochprofessionell, und doch wird alles nach wie vor rein ehrenamtlich geleistet?
Drecker: Wir haben vorher nicht gewusst, wie viel positives Engagement in Bürgern steckt. Das ist unerwartet hoch, unter unseren 190 Mitgliedern gibt es einen Kern von 40 bis 50 Aktiven, die aber auch punktuell an Themen mitarbeiten.
Dr. Grimm: Die Leute können sich identifizieren, das hier ist ja nicht beliebig, sondern unserem Leitmotiv entsprechend gilt der Grundsatz: Entdecken, Erleben, Bewegen. Wichtig ist: Jeder ist willkommen, kann Ideen einbringen und mitgestalten.
Sie stecken viel Zeit und Energie in das Forum. Was ist der Lohn für die aufwendige, ehrenamtliche Arbeit?
Dr. Grimm: Wir machen das hier mit und für die Menschen. Wir sind nicht missionarisch unterwegs. Ich freue mich wahnsinnig, wenn die Besucher mir nach einer Veranstaltung das Feedback geben, dass sie etwas mitnehmen.
Drecker: Die Begeisterung der Leute motiviert, unser Thema ist greifbar und erlebbar. Das ist wahrhaftig.
Wie hat sich der Standort Gladbeck als Zentrum für ein Luther Forum im Ruhrgebiet bewährt?
Wir waren da vielleicht etwas zu ehrgeizig, aber der Standort ist im Grunde gut. Die Region Emscher Lippe hat Potenzial. Ein Problem ist das Kirchturmdenken, es gibt im Kreis Recklinghausen keine Kulturzuständigkeit für den Kreis.
Ihre Wünsche für die Zukunft?
Dr. Grimm: Dass das Martin Luther Forum als Lernort für Schulen erkannt wird. Und dass noch mehr Veranstaltungen ausverkauft sind.
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Das nächste Etappenziel: 2017
Fünf Jahre sind geschafft – das nächste Etappenziel heißt 2017, das Jahr, in dem weltweit das 500. Jubiläum der Reformation begangen wird. Und die Lutherfreunde werden bis dahin weiter mit großem Engagement dafür sorgen, dass das kulturelle Erbe der Reformation im Ruhrgebiet – so lautet auch der Titel der Dauerausstellung im Forum – lebendig und erlebbar bleibt.
Schon in den vergangenen fünf Jahren haben sie mit spektakulären Ausstellungen und Veranstaltungen für Aufmerksamkeit weit über die Grenzen hinaus gesorgt. Unvergessen ist die Aktion mit den „Buddy Bears (Minis)“, frisch in Erinnerung die Otmar Alt-Ausstellung im Frühjahr, und auch der Talk am Turm zu „Fußballgott und Teufelskerle“.
Lang ist auch die Liste der prominenten Namen, die im Gladbecker Luther Forum Vorträge gehalten und an Diskusssionsrunden teilgenommen haben: Dazu zählen: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Ex-Bischöfin Margot Käßmann, Joachim Gauck (bevor er Bundespräsident war), der Theologe Dr. Eugen Drewermann, Bundestags-Präsident Prof. Dr. Norbert Lammert, Christina Rau, der Essener Bischof Dr. Overbeck . . . Bis 2017 werden einige hinzukommen.
Aktuell können sich die Gladbecker auf eine besondere Ausstellung freuen, die das Deutsche Historische Museum zur Verfügung stellt: „Leben nach Luther - eine Kulturgeschichte des Ev. Pfarrhauses“ eröffnet am Sonntag, 24. August.