Gladbeck. Die Stadtteilwochen der WAZ lösen jeweils zahlreiche Leser-Reaktionen aus. Auch Schorsch Laupenmühlen (85) meldete sich jetzt in der Redaktion - er ist ein echtes Kind der Gladbecker Altstadt. Die WAZ traf ihn an der Ecke Marktstraße/Kirchstraße, mitten in der Stadt also.
Schorsch Laupenmühlen ist ein treuer WAZ-Leser und ein waschechter Gladbecker, der sich vor allem auch in der Innenstadt allerbestens auskennt. Nach den WAZ-Berichten zu Gladbeck-Mitte im Zuge der Stadtteilwoche meldete sich der 85-Jährige jetzt im WAZ-Leserladen an der Horster Straße.
Schorsch Laupenmühlen hatte bei seiner WAZ-Visite ein tolles Zeitungsfoto dabei. Er zeigt das einstige Wohnhaus Kirchstraße 29, in dem Schorsch Laupenmühlen, Jahrgang 1929, seine Kindheit verbrachte. Die ersten Lebensjahre mitten in Gladbeck, mitten in der Altstadt - daran erinnert sich der 85-Jährige noch supergut. Die Häuser standen ganz eng zusammen.
„Die Leute aus der Familie des Schuhmachermeisters Klues gleich gegenüber konnten aus ihrem Fenster direkt in unsere Wohnung hineinsehen. Die Nachbarn haben sich von Fenster zu Fenster begrüßt“, erzählt der Ur-Gladbecker, den die WAZ am Montag nochmals vor Ort an der Ecke Marktstraße/Kirchstraße traf. Zeitungsausschnitte hatte Schorsch wieder dabei; und alte Fotos; und zahlreiche Erinnerungen:
Die Gaststätte Kocks, der Kohlehandel Kleeberger, die engen Gassen der Altstadt, auf denen noch die Pferdefuhrwerke unterwegs waren. „Ich habe die Pferdeäpfel aufgesammelt, mit denen wurden die Gärten gedüngt“, erzählt Schorsch Laupenmühlen, der sich auch an ein ganz besonderes Erlebnis erinnert: Im Jahr 1938 wurde er mitten in der Gladbecker Altstadt Kinderschützenkönig an der Seite von Margret Lindemann. Die alten Fotos zeigen ein stolzes junges Regentenpaar.
Irgendwann im Verlauf der 60-er Jahre wurde das Haus Kirchstraße 29 abgerissen, um die Marktstraße zu verbreitern. Ein Schicksal, das auch viele weitere alte Häuser im Herzen Gladbecks ereilte. „Mit diesen alten Häusern verschwindet ein weiteres Stück von Alt-Gladbeck“, hieß es damals in der Tageszeitung.
Die Altstadt im Kalender für das Jahr 1969
Schorsch Laupenmühlen heiratete im Jahr 1956, aber er blieb Gladbeck - natürlich - treu. Seit vielen Jahrzehnten wohnt er nun am Scheideweg - auf der Gladbecker Seite versteht sich.
Den Wert der (in größeren Teilen leider verschwundenen) Altstadt hat man in Gladbeck übrigens schon recht früh erkannt - schon zum 50-Jahre-Stadtjubiläum 1969 gab es einen Kalender mit Motiven aus Alt-Gladbeck. Der Grafiker Erich Lambert fertigte damals schmucke Handzeichnungen auf der Grundlage von alten Foto-Motiven. Eine schmucke Kalender-Idee, die sicher auch zum 100-Jahre-Stadtjubiläum viele Freunde finden würde.
Von 1943 bis 1945 nahm Schorsch Laupenmühlen übrigens an der Kinderlandverschickung teil. Als er 1945 zurückkehrte, waren große Teile Gladbecks zerstört. In der Altstadt standen aber noch viele Häuser ohne größere Schäden. Erst der Abrissbagger ließ sie endgültig verschwinden.