Gladbeck. Jungen und Mädchen hatten im Brauck der 60-er und 70-er Jahre viel zu erleben. WAZ-Redakteuer Georg Meinert, der in Brauck groß geworden ist, erinnert sich: „Wir hatten eine tolle Kindheit, damals in Brauck, langweilig war uns nie, es war immer was los.“

Unsere Welt war die draußen, sommer- wie wintertags, im Straßenviertel, wo man immer jemanden traf, zur Not wurde jemand ‘rausgerufen. Aufgewachsen bin ich (geboren 1960) an der Dürerstraße. Die Höfe, die Gärten waren die ersten Paradiese, die wir eroberten. Dann die Straßen, auf denen wir Verstecken oder „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“ spielten.

Wenn der Eismann kam, gab es für 10 Pfennig ein Kugel. Wenn man Glück hatte, oder es Sonntag war, gab es drei Kugeln. Als der Spielplatz zwischen Antonius- und Boystraße fertig wurde, waren wir dort kaum wegzukriegen. Mutter brachte zur Stärkung nicht nur einmal ‘ne Stulle vorbei, der Junge könnte ja sonst verhungern... Im Winter schütteten wir, sobald es eisig war, Wasser auf den Bürgersteig und schlinderten, was das Zeug hielt. Schneite es, wurden die Gleitschuhe geschnürt.

Eingekauft wurde bei Vennebusch oder bei Bajohr, Würthen oder Körner. Auswahl gab es reichlich. Mit der Milchkanne in der Hand, ging ich so manches Mal los. Wenn sich zu Hause genug Rabattmarken angesammelt hatten, durfte man für ein Heft (1,50 DM!) eine Tüte Hefeteilchen mitbringen.

Als wir etwas größer waren, wagten wir uns schon weiter weg: Liebend gern steuerten wir den Südpark an, wo es neuerdings einen Trimm-Dich-Pfad gab. Am meisten reizte uns aber, den Zaun zur Köttelbecke zu überklettern. Das Springen über den Hahnenbach war nicht nur Mutprobe, sondern auch gefährlicher Spaß, den wir Blagen nicht sahen. Super in Erinnerung ist meine erste Feier in einer Kneipe: Bei Keisel war Kinderkarneval angesagt: Als Cowboy war ich dort, 100 oder 150 „Kröten“ amüsierten sich prächtig.

Ein Abenteuer waren die „Ausflüge“ auf den Holzplatz jenseits der Roßheide – verbotenes Terrain. Das war eine geheimnisvolle Welt, aus der uns immer wieder Arbeiter verscheuchten. Im Supersommer ‘73 ging es fast jeden Ferientag mit dem Rad ins Freibad.

Eine Fahrt in die Stadt, nach Gladbeck, wie wir sagten, war immer ein Erlebnis. Gefremdelt habe ich anfangs, als ich als Sextaner mutterseelenallein zum Rats musste. Mit der Straßenbahn, deren Gequietsche mir heute noch in den Ohren klingt. Eng war meine Anbindung an die Marien-Gemeinde, wo ich 1968 zur Kommunion ging. Mehr als zehn Jahre war ich Messdiener, Lektor, war in der Jugend, machte beim Jugendchor mit. Eine tolle Zeit...