Gladbeck. . Andreas Pappert ist ein Braucker wie aus dem Stadtteilbuch: Groß geworden im Süden der Stadtund nie weggezogen, Genosse und Gewerkschafter, Fußballer mit Leidenschaft. Aber auch CDU-Ratsfrau Ilona Mikolajczyk ist typisch für Brauck: Sie setzt sich ein mit Herz und Verstand und hat ein waches Auge auf die Entwicklung des Stadtteils.
Wenn der Braucker Andreas Pappert (46) erklären will, was so besonders in Brauck ist und warum er nie woanders leben will, dann erzählt er die Geschichte vom 17er Schraubenschlüssel. Genau der fehlte ihm, als er vor Jahren mal am Auto schraubte, damals wohnte er noch im Haus an der Emscherstraße. Klar, dass er erst einmal den Nachbarn fragte. Der konnte nicht helfen, rief aber quer durch den Garten zum nächsten Nachbarn: „Der Andreas braucht einen 17er-Schlüssel“, was wiederum der andere Nachbar hörte, der wiederum den nächsten fragte . . . „In zehn Minuten hatte ich den 17-er Schlüssel“, beschreibt Andreas Pappert, was so typisch ist für die Nähe, das Miteinander und die funktionierende Nachbarschaft im Stadtteil.
„Man kennt sich und hilft sich.“ Er muss es wissen, ist schließlich in Brauck groß geworden und in vielerlei Hinsicht ein „typischer“ Braucker: Der Großvater Josef war Bergmann auf Matthias Stinnes, der Vater auf Prosper in Bottrop, er selbst hat auf Zollverein in Essen Mess- und Regeltechnik gelernt und hätte bei der DSK (Deutsche Steinkohle) weiter gearbeitet bis zur Rente, wenn es dafür eine Zukunft gegeben hätte. Ist aber nicht so, wie man weiß. Der Vater von vier Kindern schaffte vor acht Jahren den Absprung: Er machte den Elektro-Techniker-Abschluss und fand eine neue Stelle bei einer Firma in Essen, die Kokereien in Indien baut.
Alles noch etwas besser machen
Das aber ist noch lange nicht alles über diesen Braucker, der – auch das ist durchaus typisch – Gewerkschaftsmitglied (IG BCE) und als solches auch Ortsgruppenvorsitzender ist. Natürlich ist er auch Genosse, trat mit 21 Jahren in die Partei ein und machte im SPD-Ortsverein Karriere. Mittlerweile hat er den stellvertretenden Vorsitz inne, kümmert sich um die Pressearbeit. Und seit der Kommunalwahl im Mai sitzt er nun als Ratsherr im Stadtrat.
Womit das Leben des Brauckers Andreas Pappert nun noch ein wenig arbeitsreicher werden wird, wenn er das gesetzte Ziel erreichen will, das schlicht heißt: Dazu beitragen, das Leben der Braucker und Brauck noch besser zu machen. „Getan hat sich hier ja schon viel“, weiß er und kann an vielen Ecken im Stadtteil die positiven Veränderungen zeigen. Aber es gibt einiges zu tun. Zum Beispiel an der Heringstraße, wo das Grün am Straßenrand wild wuchert und kein schönes Aushängeschild ist, wenn Spaziergänger sonntags zur Halde gehen oder die Mountainbike-Fahrer dort langfahren.
Tempo 30 auf der Brauckstraße
Oder nehmen wir die Brauckstraße: „Da müsste es Tempo 30 geben“, sagt Pappert, wohl wissend, dass dies eine Landesstraße ist, auf der Tempobegrenzungen schwierig durchzusetzen sind. Vielleicht klappt es aber mit einer Querungshilfe für die Senioren. Die hätten auch gern ein Lebensmittelgeschäft in der Nähe, weiß er und hofft auf die Umsetzung der Entwicklungsstudie Brauck, die den Stadtteil noch attraktiver machen könnte. Als Mitglied im Wirtschaftsförderungsausschuss kann er ab jetzt mitreden bei solchen Entwicklungen. Und im Sportausschuss wird der Vorsitzende von „Schwarz-Blau“ sich für sein anderes großes Lebensthema einsetzen: Fußball.
„Man darf nicht immer nur meckern, muss selbst etwas tun“
Wer in der SPD-Hochburg Brauck in der CDU aktiv ist, muss ein kämpferisches Naturell haben und braucht wohl auch ein dickes Fell. Ilona Mikolajczyk (59), CDU-Ratsfrau und Vorsitzende der Frauen-Union, hat beides. Dabei war der Tochter eines Bottroper Bergmanns die christdemokratische Partei eigentlich nicht in die Wiege gelegt worden. „Aber die SPD war nie meine Welt“, sagt die gelernte Zahntechnikerin, die Ende der 70er mit Ehemann Dieter an die Horster Straße zog, und dort immer noch direkt gegenüber vom Schulzentrum Brauck wohnt. 1994 trat sie in die CDU ein, „weil man ja nicht immer nur meckern kann, sondern selbst etwas für den Stadtteil tun muss.“ In dem ja schon vieles besser geworden ist in den letzten Jahren, sagt sie. Auch das lang gehegte Gefühl der Braucker, stiefmütterlich behandelt zu werden, lasse etwas nach. Aber sie hat ein waches Auge drauf, und ist gespannt, ob das letzte Teilstück der Horster Straße so schön bepflanzt wird wie das in Stadtmitte.
Sich zu engagieren ist ein Lebensmotto der Wahlbrauckerin, die sich als Mutter von zwei Töchtern auch im Kindergarten und in der Schulpflegschaft engagiert hat, den Förderverein der Antoniusschule mitgründete. Bei den Brauckern ist Ilona Mikolajczyk daher bestens bekannt, viele sprechen die Ratsfrau, die schon in der vergangenen Ratsperiode Mitglied war, bei Problemen direkt an. „Ich regle das dann, ohne es gleich an die große Glocke zu hängen“, sagt sie. Und auch ohne ein Netzwerk in Anspruch nehmen zu können. Das sei der wesentliche Unterschied zur SPD, die über die Awo, die IG BCE, die Ortsgruppen ganz anders vernetzt ist im Stadtteil. Was sie aber gut aushalten kann. Und es gibt ja auch Freundschaften miteinander, im Fall von Ilona Mikolajczyk ganz speziell mit Ursel Ansorge, der langjährigen Rosenhügler SPD-Ortschefin.
Überhaupt kommt die CDU-Ratsfrau mit vielen Brauckern gut aus, wobei ihr das Miteinander mit den türkischen Zuwanderern besonders am Herzen liegt. „Ich habe unter ihnen viele Freunde und Nachbarn, auch mein Schwiegersohn ist türkischstämmig“, sagt sie. Pauschalurteile sind ihr daher ein Dorn im Auge, man „darf nicht alle über einen Kamm scheren.“ Im neuen Rat ist sie Mitglied im Integrationsrat. Das zweite Betätigungsfeld ist der Umweltausschuss. Aus Braucker Sicht nicht unwichtig!