Gladbeck. Stadtteilmanagerin Petra Appelhoff wünscht sich, dass der Stadtteil ohne die alten Vorurteile gesehen wird. Die Erneuerungen der letzten Jahre haben viele sichtbare Veränderungen gebracht. Auch viele Bürger engagieren sich für ein besseres Wohnumfeld

Wer etwas über Brauck erfahren will, sollte Petra Appelhoff (60) fragen. Sie kennt den Süden der Stadt mindestens so gut wie die Alteingesessenen, vielleicht sogar etwas besser. Seit 2005 hat die Stadtteil-Managerin einen ganz intensiven Blick auf Brauck und die Braucker und weiß daher, dass jenseits der Stadtteilgrenzen häufig noch ein ganz falsches Bild vorherrscht. Sie sagt: „Ich wünsche mir, die Gladbecker aus den anderen Stadtteilen würden die alte Brauck-Brille abnehmen und ohne sie durch den Ortsteil gehen“, sagt sie.

Dann nämlich würden sie einen Stadtteil entdecken, der das einstige Etikett des tristen Arbeiterviertels längst abgeschüttelt hat und so lebendig und vielfältig ist wie seine Bewohner:

Alt eingesessene Braucker, deren Vorfahren die Kohle einst in den Gladbecker Süden lockte. Zuwanderer, meist mit türkischen Wurzeln, die hier auch schon in dritter oder vierter Generation leben. Aber auch viele junge Familien zogen in den vergangenen Jahren in die neu erbauten Reiheneigenheime, z.B. an der Roßheidestraße. Denn dieser Teil von Gladbeck hat eigentlich alles, was Familien zum guten Leben brauchen: Attraktive und engagiert arbeitende Kindergärten, gute Schulen – die oft ausgezeichnete Erich-Kästner-Realschule kann sich kaum retten vor Anmeldungen – viele Grünflächen und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, und der nächste Lebensmittelladen ist für viele Braucker nicht mehr als 500 Meter weit weg. Kurz sind auch die Verkehrswege in umliegende Städte. Brauck wird geschätzt als Wohnstandort.

Vor 10, 15 Jahren war vieles davon schon da, aber der Gesamteindruck war anders. Brauck galt damals als „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“, wie das von Land, Bund und EU geförderte Projekt heißt, in dessen Genuss nur Viertel kommen, die, wie der Name sagt, eine Erneuerung bitter nötig haben. Die schäbigen, heruntergekommenen Häuser im Eingangsbereich zum Schulzentrum Brauck sind so verschwunden, stattdessen gibt es jetzt eine begrünte Fläche. Hausfassaden wurden verschönert, Schulhöfe zu attraktiven Spiel- und Sportplätzen umgestaltet, der alte Bunker blau angestrichen und bemalt, der Spielplatz an der Hunsrückstraße neu gemacht, und die zentrale Verkehrsader, die Horster Straße, fast bis zur Grenze Gelsenkirchen in eine schmucke Stadtstraße mit begrüntem Mittelstreifen, ordentlichen Parkboxen, Kreisverkehren und wunderbar glattem Asphalt verwandelt.

Grüngürtel am Hahnenbach ein Kleinod

Mit der Renaturierung des Hahnenbachs bekam der Stadtteil ein weiteres grünes Kleinod hinzu. Ein Naherholungsgebiet, das von den Anliegern, Schulklassen und Kindergärten rege für Ausflüge und Spaziergänge genutzt wird.

Und mit dem Bildungs- und Begegnungszentrum an der Roßheidestraße gibt es seit einem Jahr einen attraktiven Treffpunkt für Gruppen und Vereine, regelmäßige Kurse- und Veranstaltungen werden hier zudem angeboten.

Die in den letzten Jahren erfolgten auch sichtbaren Veränderungen haben Brauck ein neues Gesicht gegeben, aber sie haben noch ganz andere positive und viel weitreichendere Auswirkungen: Die Aufwertung des Umfelds hat direkten Einfluss auf das Lebensgefühl der Menschen. „Die Leute hier fühlen sich gut, weil das Umfeld jetzt gut ist“, hat Petra Appelhoff beobachtet.

Die Stadtteilmanagerin hat alle diese baulichen und gestalterischenVeränderungen mit sozialen Projekten begleitet. „Es gibt eine größere Identifikation mit dem eigenen Viertel und die Braucker sind stolz, wenn sie anderen ihr attraktives, grünes Umfeld zeigen können.“

Quartier rund um die Almastraße ein Sorgenkind

Ohne die Braucker selbst, die „gut für sich einstehen und für sich sprechen können“, so Petra Appelhoff, wäre die Umgestaltung des Stadtteiles nicht so gelungen. Sie haben ihre Anliegen am Runden Tisch vorgetragen, sind mit ihren Problemen zum Stadtteilbüro gekommen oder haben sich an den Stadtteilhausmeister Jochen Witte gewandt, der damals noch mit dem roten Fahrrad durch die Straßen fuhr.

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Seit einem Jahr ist das Bildungs- und Begegnungszentrum im Gebäude der Roßheideschule die Anlaufstelle und Leiterin Petra Appelhoff weiß aus Erfahrung: „Die Menschen hier gehen die Dinge an und sie machen mit, wenn es etwas zu tun gibt. “ Nicht nur beim Stadtteilfest im Südpark, dem alljährlichen Highlight. Sie packen auch da an, wo weiterhin Veränderungsbedarf ist. Denn es ist ja nicht so, als sei schon alles gut in Brauck.

Fast parallel zum Stadtteilerneuerungsprogramm gründete sich der Verein „Gemeinsam wohnen in Brauck“ mit György Angel und Mietersprechern als Motor vorneweg. Der Verein wird nicht müde, den Eigentümern vernachlässigter Wohnviertel auf die Finger zu gucken und gehörig auf die Füße zu treten.

Ihr Sorgenkind ist das Quartier rund um die Almastraße, wo rund 200 Wohnungen so oft den Besitzer gewechselt haben, dass die Mieter selbst fast den Überblick verlieren. Nur eins haben sie gemerkt: Besser wurde es nie, das Viertel ist weiterhin in Gefahr, sozial abzurutschen.