Gladbeck. Lediglich eine grüne Hecke trennt das kommunale Bestattungsareal vom katholischen Friedhof St. Lamberti. Im Jahr 1889 eröffnet. Eher schmucklose Gemeinschaftsgräber dokumentieren den Wandel in der Bestattungskultur. Alte Grabsteine erzählen oft ein Stück Stadtgeschichte

Er bildet eine Einheit und zugleich zwei Möglichkeiten für einen Abschied aus der Mitte der Lebenden, der Zentralfriedhof zwischen Konrad-Adenauer-Allee und Lindenstraße. Denn die letzte Ruhestätte in Stadtmitte besteht als Besonderheit aus einem kommunalen Friedhof im nördlichen, und dem katholischen Friedhof St. Lamberti im südlichen Bereich des Gesamtareals.

Besucher, die sich unsicher sind, in welchem Bereich sie sich befinden, können sich auch an den Grabsteinen orientieren. „Auf dem katholischen Friedhof trägt jeder Grabstein auch ein Zeichen des Heils oder Glaubens wie ein Kreuz oder betende Hände“, erklärt Heinz Beckmann, der für die rund 6000 Grabstätten auf dem acht Hektar großen Areal zuständig ist.

Der kommunale Teil ist mit sechs Hektar etwas kleiner und viele der 5000 Gräber weisen keinen besonderen religiösen Schmuck auf. Auch mag hier eine Grabform ins Auge fallen, die in der jüngeren Zeit bei oft mehr als der Hälfte aller Jahresbegräbnisse gewählt wurde. „Das Gemeinschaftsgrab mit Stein, bei dem wir quasi als rundum Sorglospaket für 25 Jahre die Pflege übernehmen“, erklärt Lothar Venghaus vom Kommunalfriedhof.

Die Grabstelen in Reih und Glied sind auch sichtbares Zeichen einer sich verändernden Bestattungskultur, da viele Familien nicht wie früher fest am Ort verwurzelt bleiben, sondern die Kinder oft weiter wegziehen und die Grabpflege in Obhut der Friedhofsverwaltung geben.

Nicht nur im ältesten Friedhofsteil auf katholischem Grund lässt sich Bestattungskultur als Teil der Stadtgeschichte entdecken. Etwa die Ruhestätte des Dichters Sigismund von Radecki und die Gruften vieler alteingesessener Familien wie Küster oder Schulte-Rebbelmund. Deren Spross Paul, der nur ein Jahr alt wurde, gehörte 1889 zu den ersten Gladbeckern, die auf dem neu angelegten Areal beerdigt wurden.

Im kommunalen Teil sind jüdische Grabfelder zu finden, zudem erinnern auch mehr als 1000 Gräber von Bombenopfern, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern an den sinnlosen II. Weltkrieg.