Gladbeck. . Zwei traditionelle Kneipen gibt es noch im Gladbecker Stadtteil Ellinghorst. Im Haus Dörnemann serviert Dieter Gatzmanga seinen Gästen ein kühles Blondes zum guten Gespräch. Wirt Werner Hallay und sein Musikpub stehen seit jeher für Kneipenabende mit ganz besonderer Musikauswahl.

Was wäre Ellinghorst ohne „Werners Musikpub“? Schlichtweg nicht vorstellbar, lautet die knappe und simple Antwort. Die heimelige und sympathische Eckkneipe gehört in den Gladbecker Westen, wie ein Altar in die Kirche. Seit nunmehr 46 Jahren lädt Werner Halley zusammen mit seiner Frau Ursula tagtäglich zum kühlen Blonden ein.

An die Anfänge an der Eikamp­straße erinnert sich Werner Hallay nur zu gut. „Die ganze Geschichte baute auf Musik auf.“ Einer Menge Musik: Eine Plattensammlung, die zweifelsfrei ihresgleichen sucht. Der aktuelle Stand liest sich wie aus einem großen Plattenladen: 3500 LPs werden durch 2500 CDs ergänzt. „Früher hatten wir täglich Live-Musik“, erklärt Werner Hallay.

„Wir hatten alle Musikrichtungen hier. Nur mit Schlager kann ich nicht viel anfangen“, grinst der Wirt. „Und Techno geht auch nicht.“ Wie er selbst seinen Musikgeschmack beschreiben würde? „Ich mag alles. Eben alles, was gut ist.“

Gespielt wird, was dem Wirt und seinen Gästen gefällt

Lindenberg, Bap, Led Zeppelin oder die Stones – im Musikpub kommt jeder auf seine Kosten. „Wir sind mit unseren Gästen alt geworden und unsere Gäste mit uns. Ich war früher der Mann mit der neuen Musik.“ Noch heute erfüllt Werner Hallay jede einzelne Bitte.

An manchem Abend lädt Halley zum „Plattenlausch“ ein. „Nostalgie in Scheiben“ gibt es dann. Und um den Nachwuchs in seiner Kneipe braucht sich Hallay nun wahrlich keine Gedanken machen. „Wenn es läuft, dann läuft es“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln, wenngleich er bedauert: „Früher kamen die Gäste wegen der Musik. Heute hat jeder über das Internet die Möglichkeit, sich alles zu besorgen. Ich war früher beim Großhändler für meinen Laden einkaufen.“

Gäste kamen aus der gesamten Umgebung

Der Pub war der erste Laden dieser Art in der nahen Umgebung. „Von überall kamen meine Leute. Und viele kommen immer noch“, freut sich der Gastgeber. Eigentlich hat sich der Laden nicht verändert, ganzgleich wie auch die Kneipenkultur weiter voran schreitet. „Wir sind uns treu geblieben“.

Die Einrichtung ist rustikal, das Bier schmeckt immer gleich, und die Stammkunden wissen eben genau das zu schätzen. „Natürlich war früher vieles anders.“ Da wurde auch hin und wieder ein Gast morgens zur Arbeit oder zum Bund gefahren. „Das gehörte dazu, das war einfach Service.“

Eine große Familie

Anekdoten dieser Art kann der Wirt stundenlang zum Besten geben. In den 1970ern sei man nie vor vier Uhr morgens im Bett gewesen. „Einmal sind ein paar Jungs für einen Korn drüben in den Teich gesprungen – als es den noch gab.“ Nicht selten ging im Pub mit den gleichen Gästen die Sonne unter und wieder auf. „Wir sind eine große Familie. Jeder hilft Jedem. Das macht den Pub und ganz Ellinghorst besonders.“

Darts und Billard

Werner Hallay kann stundenlang über seine Kneipe erzählen, wenn er in dem beliebten Biergarten seiner Kneipe sitzt. Für die Gäste gibt es hier zum Bier eine Currywurst oder ein Schnitzel. Je länger man an der Eikampfstraße sitzt, desto mehr spürt man die Nostalgie der Kultkneipe. Weiter hinten duellieren sich die Gäste beim Darts und Billard. Der Kicker, der in den 60er Jahren noch zum Ambiente gehörte, ist heute jedoch Geschichte. „Das Ding hat sich irgendwann überholt.“

Bald wird Werner Hallay 70. Ein wenig mehr Freizeit möchte er mittlerweile doch ganz gerne haben. Aber das sei schwer. Mehr gemeinsamen Urlaub mit der Frau strebt der Wirt an. Heute fahren sie ab und zu getrennt und manchmal doch gemeinsam, wenn es die Zeit erlaubt. „So lange ich gesund bin werde ich hinter der Theke stehen.“ Es wird schwer, einen Nachfolger zu finden. Und ob Hallay das wirklich möchte? „Eigentlich möchte ich darüber jetzt noch gar nicht nachdenken.“

Haus Dörnemann – eine echte Siedlungskneipe 

Dieter Gatzmanga ist in Ellinghorst bekannt wie ein bunter Hund. Er steht gemeinsam mit Frau Renate und seiner Kneipe „Haus Dörnemann“ für das, was Ellinghorst auszeichnet: Geselligkeit, Familie und Ruhe. „Die Atmosphäre hier bei uns ist einfach einzigartig“, betont Gatzmanga.

Stammkunden sind zu Freunden geworden. Und aus Freunden wurde Familie. „Wie soll man es sonst auch in der äußersten Ecke von Gladbeck aushalten“, fragt der Wirt schmunzelnd.

Seit 23 Jahren hinter der Theke

Im „Haus Dörnemann“ fühlen sich alle wohl. Seit 23 Jahren laden die Gatzmangas ein. Am liebsten soll es noch ewig so weiter gehen für die „letzte Siedlungskneipe“ im Westen der Stadt. „Bis ich mit dem Rollator bedienen muss, so lange werde ich meine Gäste versorgen. Und wenn es nicht mehr geht, dann bleibe ich hier zur Unterhaltung“, flachst Renate Gatzmanga. „Wo sollten sich die Vereine denn sonst wohl treffen“, grübelt Ehemann Dieter. Und er ist froh, dass sein Laden so beliebt ist. „Andernfalls würde ein Anlaufpunkt wirklich fehlen.“ Die Schützen kommen regelmäßig, der Fußballverein um die Ecke, Siedlungsgemeinschaften – im Haus Dörnemann trifft man sich. Tag und Nacht, Sommer und Winter – einfach zu jeder Zeit.

Trotz Frohsinn und Heiterkeit – „einfach verdientes Geld“ ist die Kneipe für Renate und Dieter Gatzmanga nicht. „Wir fühlen uns wohl, aber der Umsatz wird weniger.“ Man habe etwa mit den gleichen Problemen wie Sportvereine zu kämpfen: Der Nachwuchs fehlt.

Auch sei das Rauchverbot ein „unfassbares Ärgernis. Dadurch geht viel Kultur verloren, eigentlich nicht auszumalen.“ Aber jammern, das ist nicht das Ding von Dieter Gatzmanga. Eine Freundin der Gastgeber trifft es auf den Punkt: „Hier, das ist einfach Gatzi, hier sind wir gern“, erklärt Anke Meise.

Sportbegeisterte Kneipenwirte 

Kneipen und Ellinghorst gehören ebenso zusammen wie auch Fußball und Ellinghorst. Im Haus Dörnemann trafen sich erst in der vergangenen Woche noch die Gründungsmitglieder des Fußballclubs Adler Ellinghorst. Vereinsveteranen wie Engelbert Gatzke und Co. ließen es mal wieder richtig krachen. „Feuchtfröhlich und laut wurde es“, verrät Dieter Gatzmanga. „Und es wurde natürlich gesungen.“

Vor allem, wenn der FC Schalke 04 kickt, wird es voll bei „Gatzi“. „Wir haben hier schon alles gemeinsam bejubelt und betrauert – Erfolge wie Niederlagen.“

Musikpub spendet regelmäßig

Auch im Musikpub spielt der Fußball eine besondere Rolle. Eine erfolgreiche Kneipenmannschaft sammelte einst Titel wie Briefmarken. Und auch heute kann Werner Hallay nicht ganz ohne den Amateursport. Die Adler liegen ihm ebenso am Herzen wie auch der Traditionsverein BV Rentfort. Die Jungs unterstützt er gerne. „Vereinen zu helfen, oder auch Abende für karitative Zwecke zu organisieren, gehörte schon immer zu meinen Aufgaben. Seit jeher machen wir das hier bei uns.“

Derzeit läuft übrigens wieder eine dieser karitativen Aktionen im Pub. Für jedes Musikstück, das er auflegt, bittet Hallay aktuell, 50 Cent in das rote Sparschwein „Olga“ zu werfen. Ganz bald soll der erlös wieder gespendet werden.