. Der Gladbecker Georg Liebich-Eisele organisierte zum zweiten Mal eine Gedenkstättenfahrt nach Israel mit 22 Jugendlichen. Gemeinsam besuchten sie Orte wie Jerusalem, Tel Aviv oder das West-Jordanland. Dabei kamen sie dem Nahost-Konflikt ganz nah und erlebten zum ersten Mal einen Raketenangriff.

„Wir hatten immer im Hinterkopf, dass etwas passieren kann.“ Eine gewisse Anspannung herrscht vor, als Georg Liebich-Eisele mit 22 deutschen Jugendlichen am 6. Juli in Israel landet. Geplant ist eine Gedenkstättenfahrt nach Jerusalem, Tel Aviv und das West-Jordanland. Orte, die zwei Tage später Ziele von Raketen aus Gaza sind.

„Vor der Reise habe ich mich beim Auswärtigen Amt und bei unseren Tourguides vor Ort über die Lage in Israel erkundigt. Alle meinten, es sei ruhig“, erzählt der Gladbecker. Bereits zum zweiten Mal organisierte er für die Arbeiterwohlfahrt die Fahrt mit Jugendlichen im Alter von 18 bis 26 Jahren.

Doch dieses Mal sah die politische Lage in der Region anders aus: „Es war uns bewusst, es kann was passieren.“ Vor der Fahrt hatte Liebich-Eisele mit den jungen Teilnehmern gesprochen, die meisten gingen locker mit der doch angespannten Situation um. Sie wollten trotzdem an der Fahrt teilnehmen. Nur zwei sprangen ab.

Die Jugendlichen erleben einen Raketenangriff

Nach ihrer Ankunft im Heiligen Land erkundet die Gruppe die Altstadt Jerusalems. Live-Musik erklingt in den Straßen. Eine tolle Atmosphäre, beschreibt Liebich-Eisele den Abend. „Wir haben festgestellt, die Menschen führen ein ganz normales Leben“.

„Am Dienstag“, der Tag an dem die Luftangriffe beginnen, „wollten wir abends im Hotel das WM-Spiel Deutschland gegen Brasilien sehen“. Doch es kommt anders. Ein langgezogener Sirenenton ertönt – das Zeichen für Raketenalarm. Alle sammeln sich auf dem fensterlosen Hotelflur.

Schlagartig wird der Nahost-Konflikt für die Jugendlichen spürbar. Fragen kommen auf: Wie lange geht der Alarm? Bis in die Nacht hinein? Ist das eine akute Bedrohung? Nur fünf Minuten dauert der Raketenalarm an. Nichts passiert. Doch es fühlt sich wie eine Ewigkeit an.

Fernseher und Radio bleiben ausgeschaltet

Achttägige Gedenkstättenfahrt nach Israel

Ehrenamtlich organisierte der Gladbecker Georg Liebich-Eisele bereits zum zweiten Mal die Gedenkstättenfahrt nach Israel. Dieses Mal fand sie vom 6. bis zum 14. Juli statt. 22 Jugendliche im Alter von 18 bis 26 Jahren nahmen an der achttägigen Reise teil.

Die Gruppe besuchte u.a. Jerusalem, Bethlehem, das West-Jordanland, Tel Aviv, Yad Vashem.

Veranstaltet wird die Fahrt von der AWO. Förderer sind das Landesjugendamt, die Deichmann- und die Springer-Stiftung.

„Danach haben wir alle zusammengeholt und über das Erlebte gesprochen. In der Gruppe herrschte anfangs Schrecken. Es war ein mulmiges Gefühl.“ Manche weinen. Viele schalten bewusst nicht den Fernseher oder das Radio ein, um sich nicht weiter verunsichern zu lassen. Nachts schreckt Liebich-Eisele hoch, wenn ein Krankenwagen vorbeifährt: „Die Krankenwagensirene machte ein ähnliches Geräusch wie der Raketenalarm.“

Schlimm seien die Anrufe und SMS der Eltern in Deutschland an ihre Kinder im Brennpunkt Nahost gewesen, als sie im Fernsehen Bilder von den Angriffen sahen. Liebich-Eisele: „Die Jugendlichen haben versucht, die Eltern zu beruhigen und ihnen die Angst zu nehmen.“

Plötzlich ist die Situation völlig verändert. Trotzdem, die Gruppe will mit ihrer Reise weitermachen. Normalität kehrt ein. „Die Menschen in Israel schienen relaxed.“ Das habe sich auf die Gruppe ausgewirkt: „Die Bedrohung war vielleicht akut, aber das Gefühl doch eher im Hintergrund.“ Wichtig sei aber gewesen, dass die Gruppe gemeinsam jeden Tag reflektiert und die Stimmung festgehalten habe.