Gladbeck. Die neue Gottesdienstordnung mit einer Reduzierung der Gottesdienstzahl ist eine erste Anpassung an schrumpfende Gläubigen- und Kirchenbesucherzahlen. Auch im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Katholiken in der Stadt ab. Propst André Müller: Das Gemeindeleben wird sich drastisch ändern.


Eine weiter schrumpfende Gläubigenzahl, keine Aussicht auf mehr Geistliche, weniger Gottesdienste – die Katholiken in Gladbeck stehen vor Herausforderungen. „Wir gehen schweren Zeiten entgegen“, bereitet Propst André Müller, Pfarrer der Großpfarrei St. Lamberti, die Gläubigen auf weitere Anpassungen vor. „Was früher Gemeinde war, wird sich auf Dauer überleben“, mutmaßt Propst Müller.

29 223 Katholiken gibt es noch in Gladbeck (Stand Ende Dezember 2013), 139 oder 0,4 % weniger als ein Jahr zuvor (WAZ berichtete kurz). Es tröste wenig, so Propst Müller, dass Gladbeck im Vergleich zu anderen Städten noch relativ gut abschnitt und im „schlechten ganz gut aussieht“. Aber: „Wir verlieren in Gladbeck im Jahr etwa 1000 Gläubige, seit meinem Amtsantritt vor fünf Jahren sind es 4500 weniger.“ Nur zehn Prozent seien Kirchenaustritten, 90 Prozent der Demografie geschuldet.

Letztlich müsse man, so Müller, bei einem derartigen Schrumpfungsprozess „eucharistiefähig“ bleiben. Will heißen: „Es hilft nichts, in fast leeren Gotteshäusern heilige Messen zu feiern.“ Vor allem auch, weil sich das Verhalten junger Generationen, was Gottesdienstbesuche anbelange, gewandelt habe und „von unten wenig nachkommt“.

„Wir müssen andere Wege finden, nah bei den Leuten zu bleiben, projektbezogen arbeiten, die Kirchen für andere Formen als hl. Messen öffnen, etwa zum Abendgebet oder Kinderkrabbel(wort-) Gottesdienst. Auf der anderen Seite müssten Gottesdienstgemeinden zusammengeführt werden.

Werktagsgottesdienste kaum noch besucht



Reduziert wird auch die Anzahl der Gottesdienste unter der Woche: Verteilt auf sechs Kirchen (Lamberti, Johannes, Herz Jesu, Josef, Heilig Kreuz und Marien) gibt es 20 heilige Messen, bislang waren es 25. Sie werden, so die Propstei, aber kaum noch von Gläubigen besucht.

Festgehalten wird am 18-Uhr-Gottesdienst jeden Werktag im Barbara-Hospital. Hinzu kommen diverse hl. Messen und Wortgottesdienste in Seniorenheimen. Jetzt in den Ferien gibt es in der Woche Gottesdienste nur jeden Morgen um 9 Uhr in Lamberti und abends 18 Uhr im Hospital.

Letztlich machten Anpassungen nicht Halt beim Gebäudemanagement. Bis Ende 2014 werde eine pfarrei-interne Arbeitsgruppe Nutzungen, Kosten und Gebäudezustände untersuchen. „Dann gibt’s ein Ergebnis, das Antwort gibt auf die Frage: Was brauchen wir wirklich an Kirchen- und Kirchennebengebäuden“, so Propst Müller, der inzwischen von Krisenmanagement in der Großpfarrei spricht.

Die neue Gottesdienstordnung, die nach den Sommerferien in Kraft tritt, passt sich den Realitäten an. Am Wochenende wird es künftig drei Gottesdienste weniger geben, allerdings ging man bei den Nachberatungen in den Gremien auf Wünsche aus den Gemeinden ein. Statt fünf gibt es künftig nur drei Vorabendmessen: 17 Uhr in Herz Jesu, wieder um 18 Uhr in Lamberti und je abwechselnd um 18.15 Uhr in Heilig Kreuz oder St. Marien. St. Josef behält seine 8-Uhr-Messe am Sonntag, dafür entfällt die Vorabendmesse in Franziskus, wo es nur noch eine hl. Messe sonntags (11.15 Uhr) geben wird.

Nur noch eine hl. Messe gibt’s künftig auch für Johannes (10 Uhr). In Marien bleibt es bei 11.15 Uhr (nicht 11.30 Uhr, wie zunächst geplant). Die Sonntagsmesse in Lamberti ist künftig um 11.15 Uhr.