Fröhliches Treiben herrschte am Mittwoch an der Wiesenstraße 28. Jauchzende Kinder entdeckten mit ihren zuschauenden Eltern alte Kinderspiele. Sie traten ausgelassen im Sackhüpfen an, kegelten auf eine Hütchenwand oder zielten beim Krocket auf kleine Tore im Gras. Eine gelungene Geburtstagsfeier, wobei es aber nicht um das Wiegenfest eines Kindes selbst, sondern um die Einrichtung als Ort des Spektakels ging: 35 Jahre Frühförder- und Beratungsstelle des Caritasverbandes Gladbeck.

Im Jahr 1979 hatte der Caritasverband die Einrichtung als eines der ersten Angebote vorschulischer Bildung für Kinder in der Stadt an der Bachstraße gegründet. Nach Zwischenumzug in die Caritaswerkstätten erfolgte vor zehn Jahren der Umzug in den Neubau an der Wiesenstraße, der großzügig Platz für alle Angebote unter einem Dach ermöglichte. „Anfangs wurden nahezu ausschließlich Kinder mit klassischer Behinderung wie Down-Syndrom oder Spastik gefördert, was sich im Laufe der Jahre völlig geändert hat“, sagt die Leiterin der Frühförderstelle, Brigitte Kleine-Harmeyer. Heute mache dieses Klientel noch etwa zehn Prozent aus. Durch die medizinische Entwicklung und Diagnostik seien diese Behinderungen eher selten geworden.

Das Schwerpunktfeld des Teams der Frühförderstelle seien jetzt unterschiedlichste Formen der Entwicklungsverzögerung ab der Geburt bis zur Einschulung. Die Zahl der ganz jungen Kinder, beziehungsweise Säuglinge, habe sich deutlich erhöht, seit dem es die Medizin ermögliche, dass Frühchen ab der 23 Schwangerschaftswoche mit kaum 600 Gramm überleben; nicht selten mit Entwicklungsverzögerungen.

„Wir sind heute offen für alle Eltern und Erziehungsverantwortlichen, die sich Sorgen um die Entwicklung ihrer Kinder machen“, ergänzt Diplom-Sozialpädagogin Doris Latza. In die Beratungsstelle kommen so nicht nur Eltern von „Frühchen“, sondern auch von Kindern mit sozialen und emotionalen Schwierigkeiten, mit Behinderung oder Entwicklungsstörungen. „Jährlich werden etwa 170 Kinder und Familien von 13 Mitarbeitern betreut“ so Caritasverband-Vorstand Rainer Knubben. In interdisziplinärer Einzelförderung oder in Kleinstgruppen in der Einrichtung, Zuhause oder im Kindergarten.

Der Blick sei dabei nicht mehr einseitig auf die Beseitigung von Störungen gerichtet, so Brigitte Kleine-Harmeyer, „sondern auf die allgemeine Stärkung und Entwicklung zu einer besseren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“