Gladbeck. Für Aufregung sorgte Süleyman Kosar von der Migrantenpartei ABI im Hauptausschuss: Er legte sein Direktmandat für den Integrationsrat nieder – um sogleich von den Linken für eben dieses Gremium als einer von sieben Ratsvertretern nominiert zu werden. Der Rat wird nun darüber entscheiden.
Diese Wahl ist für den neuen Ratsherren Kosar keineswegs sicher – er könnte am Ende leer ausgehen. Denn er tritt gegen die Grünen-Ratsfrau Simone Steffens an, die von ihrer Fraktion nominiert wurde.
Nach einem komplizierten Auswahlverfahren stehen der SPD vier und der CDU zwei Sitze im Integrationsrat zu. Über den siebten Platz sollten sich die „3-er-Fraktionen“ (also die kleinen Fraktionen mit je drei Mitgliedern) einigen. Das sind Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und die nach der Wahl neu gebildete 3-er-Fraktion aus den Einzel-Mandatsträgern von BIG, DKP und der schon in der vergangenen Wahlperiode im Rat vertretenen Migrantenpartei GBL.
Und genau hier liegt laut Linke-Fraktionschef Olaf Jung das Problem und somit der Grund für seinen Vorschlag. „Die Grünen zeigen keine Bereitschaft zu verhandeln, sie beanspruchen alles für sich“, sagte Jung im Gespräch mit der WAZ. Als stärkste der kleineren Oppositionsparteien poche die Linke aber darauf, berücksichtigt zu werden. Grünen-Fraktionschef Mario Herrmann sagte zur WAZ, seine Partei mache bei „diesen merkwürdigen Spielchen“ nicht mit, die nur auf Arithmetik, nicht auf politische Inhalte ausgerichtet seien. „Wir haben einen Partner, und das ist die SPD.“ Und Steffens sei eine gute Kandidatin, die auch schon im Integrationsrat war.
Die Positionen, die die Grünen „außer der Reihe“ bekleiden, gingen nicht zu Lasten Dritter, sondern zu Lasten der SPD. So sei vereinbart, dass die Grünen im Innenstadtausschuss einen Sitz zusätzlich bekommen, den die SPD den Grünen überlasse – genauso wie den Vorsitz in diesem Ausschuss. Von der SPD war im Hauptausschuss zu hören, der Jung-Kosar-Vorstoß sei politisches Taktieren, nur um ABI „einen weiteren Sitz im Integrationsrat zu verschaffen.“ Denn für den zurückgetretenen Kosar rückt ein anderes ABI-Mitglied von deren Liste nach, bevor möglicherweise Kosar als Ratsvertreter erneut Einzug halten wird. Dann hielte ABI sechs statt fünf Mandate.
Kosar sagte zur WAZ, er sehe an dem Vorgehen nichts Undemokratisches, was im Hauptausschuss geäußert wurde. Er wolle vielmehr auf diese Weise mehr Menschen für Politik interessieren. Als größte Gruppe im Integrationsrat poche ABI, sagte Kosar, auf den Vorsitz.