Gladbeck. . Am Tag des Ehrenamtes präsentierten Organisationen, Vereine und Gruppen aus Gladbeck sich und ihre Arbeit. Am WAZ-Mobil und an Ständen auf der Lambertistraße erkundigten sich Passanten nach Zielen des ehrenamtlichen Engagements. Fachleute und Aktive berichteten von ihren Erfahrungen.

Jessica hat ihr Herz am rechten Fleck. Es schlägt unübersehbar für andere Menschen, blinkt an ihrem Revers für die Arbeiterwohlfahrt (Awo). Ein leuchtendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement eines jungen Menschen. Denn gerade Aktive wie Studentin Jessica Löll (25) sind selten geworden in der heutigen Gesellschaft. Darin sind sich die Vertreter von Vereinen, Verbänden und Gruppen einig, die sich am Samstag – dem Tag des Ehrenamtes – vor dem WAZ-Mobil auf der Lambertistraße ein Stelldichein geben. Caritas, Kneipp-Verein, mehrere Selbsthilfegruppen, Malteser, Förderverein Kotten Nie, Tierschutzverein und andere – sie alle hoffen auf eine gute Resonanz, auf Unterstützung.

„Sie halten die Hand auf!“

Woran mangelndes Interesse am Ehrenamt liegt? Hans-Jürgen Nagel vom DRK, ein Mann der ersten Stunde im Netzwerk Freiwilligenarbeit, hat festgestellt: „Es gibt heutzutage bei vielen eine Erwartungshaltung: Sie halten die Hand auf.“ Da ist also nichts mit Ehrenamt. Netzwerk-Sprecher Norbert Dyhringer: „Engagement hat etwas damit zu tun, wie man aufgewachsen ist.“ Ihm sei ehrenamtlicher Einsatz vorgelebt worden – das ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen.

Mitarbeit – ein Zeitproblem?

Ähnlich erging es Jessica Löll. „Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde“, erzählt sie lachend. Opa Golombeck (78) war und ist – mit seiner Lebensgefährtin Brunhilde Silz (81) – in der Organisation aktiv; Jessicas Mutter Michaele (49) hat’s übernommen. Und mit der Tochter geht dieses Engagement in die nächste Generation: „Ich bin zwar kein festes Mitglied, helfe aber nach Bedarf – wie ich Zeit habe.“

Das dürfte typisch sein für jüngere Menschen. Klaus Parma (73) von der Verkehrswacht, die an diesem Tag einen Seh- und Reaktionstest im Gepäck hat, vermutet: „Viele haben wohl keine Zeit mehr für ehrenamtliches Engagement. Und nach der ersten Begeisterung ist’s schnell vorbei.“ Und auch Heinz Maibach (79) vom VfL beobachtet eher sporadische Mitarbeit. Darin dürfte wohl die Zukunft des Ehrenamtes liegen, schätzt Dyhringer: passgenauer Einsatz, abgestimmt auf mögliches Pensum und Interessen einzelner. Und derer können mannigfach befriedigt werden: auf sozialem Gebiet, in Umwelt, Kultur, Sport und Freizeit.

Kleiner Einblick

Der Aktionstag schafft einen kleinen Einblick – und für die Gruppen bietet sich eine Chance, auf diesem Wege ehrenamtliche Verstärkung zu gewinnen. Der Caritasverband führt per Stelltafel anschaulich vor Augen, welche Möglichkeiten er bietet. Die Feuerwehr „zieht immer“, meint Nagel, „attraktiv ist, wo etwas los ist.“ Das DRK genießt in der Öffentlichkeit ebenfalls Aufmerksamkeit, aber: „Auch wir können immer Leute gebrauchen.“

Von A bis Z

Das Spektrum der Teilnehmer reichte von A wie Adipositas Selbsthilfegruppe bis Z wie Zappelphillip. Ihre Arbeit stellten außerdem vor: Ambulanter Hospizdienst, Ambulanter Kinderhospizdienst, Angst, Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Donum Vitae, Deutsches Rotes Kreuz, Förderverein Kotten Nie, Freiwillige Feuerwehr, Kneipp-Verein, Literaturcafé, Malteser, Moscheeverein, MS-Gruppe, Seniorenbeirat, Siedlergemeinschaft, Sozialdienst katholischer Frauen, SoVD, Tierschutzverein, Tinnitus, Verkehrswacht und weitere Gruppen wie Kontinenz, Osteoporose, Prostata, Pusteblume und Skoliose.

Das Büro für freiwilliges Engagement und Selbsthilfe (Wilhelmstraße 8) ist geöffnet montags bis donnerstags, 8.30 bis 15.30 Uhr, und freitags, 8.30 bis 12 Uhr. Kontakt: Christa Spickermann, 99 20 80, christa.spickermann@stadt-gladbeck.de; Fredi Skopp, 99 24 64, fredi.skopp@stadt-gladbeck.de.

Und wenn das Interesse erst einmal erwacht ist, helfen Ansprechpartner der Vereine und Gruppen gerne weiter. Oder Christa Spickermann und Fredi Skopp vom städtischen Büro für freiwilliges Engagement und Selbsthilfe. „Die Leute rufen uns an, wir machen einen Termin und nehmen uns etwa eineinhalb Stunden Zeit, um ganz gezielt herauszusuchen, welche Aufgabe wohl die passende wäre. Das braucht schon seine Zeit, das geht nicht hopplahopp“, so die Expertin.

Wer mit Ehrenamtlichen spricht, merkt schnell: Engagement macht Freude. Für Sigrid Wrede (70) bedeutete es noch mehr. Sie berichtet: „Ich habe mich fünf Jahre lang als Bewohnerin in der Awo-Außenwohngruppe für psychisch Kranke am Stadtwald gekümmert.“ Dyhringer: „Und irgendwann war sie so fit, dass sie wieder auf eigenen Füßen stehen konnte.“