Gladbeck. Eigentlich sind es zwei Straßen, die heute rein innerstädtischen Verkehr abwickeln, einst aber zu einer überregionalen Nord-Süd-Achse ausgebaut werden sollten. Die Rede ist von Postallee und Friedrich-Ebert-Straße. Und am Nordpark sollte ein Hauptbahnhof entstehen.
Ursprünglich – zu Gladbecks dörflichen Zeiten im 19. Jahrhundert – gab es nur ein kleines Stück der Postallee, und zwar nur den Abschnitt vom heutigen Willy-Brandt-Platz (Rathausplatz) bis Hermannstraße (übrigens eine uralte, überregionale Wegeverbindung). Damals ahnte sicher noch niemand, welche Ideen Stadt- und Verkehrsplaner einmal für sie entwickeln würden.
Die Straße gehörte jedenfalls 1898 zu den ersten in Gladbeck, die einen Namen bekamen: Mühlenstraße. Benannt nach der Windmühle, die dort stand, wo heute die Geschäftsstelle der GWG steht, an der Ecke zur Mittelstraße. 1933, nach der Machtübernahme durch die Nazis, wurde die Mühlenstraße umbenannt in Adolf-Hitler-Straße. 1934/35 verlängerte man bis zur heutigen Konrad-Adenauer-Allee die zunächst Verbandsstraße, später „Straße der SA“ hieß. 1945 wurde die Adolf-Hitler-Straße in Postallee umbenannt.
Etwa zur gleichen Zeit, genauer 1932, wurde überhaupt erst das erste Stück der heutigen Friedrich-Ebert-Straße ab Rathaus bis Lambertistraße gebaut. Bis dahin gab es dort Gärten und Grünflächen. 1933 erhielt die Straße den Namen Hindenburgdamm. 1947 wurde sie, wie andere Straßen auch, auf Grund einer Kontrollratsdirektive der Alliierten in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt. Sie wurde zweimal verlängert, zunächst Anfang der 60er Jahre bis zur Friedrichstraße, dann - 1966 - bis zur Wilhelmstraße.
Ausbau der Straßen geriet aus dem Blick
Die Pläne zum Ausbau der Straßen zur großen Nord-Süd-Achse wurden nicht förmlich ad acta gelegt, sondern gerieten während der NS- und Kriegszeit aus dem Blick.
Auch der Bau des Hauptbahnhofes wurde in den 50er Jahren von der Entwicklung des Individualverkehrs überholt und war am Ende nicht mehr notwendig.
In den 70er Jahren wurde schließlich die Postallee um- und zurückgebaut, sehr zum Unwillen einer ganzen Reihe von Bürgern ging der Alleecharakter verloren.
Schon unter Gladbecks ersten Oberbürgermeister Dr. Michael Jovy reiften Pläne, die Mühlenstraße (also die heutige Postallee) ausbauen - zu einer Achse, die den Verkehr von Dorsten an der Gladbecker Innenstadt Richtung Essen führte. Auf einem Teilstück der Postallee wurde die Idee auch in die Tat umgesetzt und sie wurde als zweibahnige Allee ausgebaut. Der Verkehr sollte vorbeiführen am Gladbecker Hauptbahnhof, der an der Kreuzung der beiden Bahnlinien entstehen sollte (auf dem Gelände der heutigen Kleingartenanlage Nordpark). Der Bahnhof war geplant als sogenannter Turmbahnhof im Dreieck der beiden Gleisverbindungen.
Von Norden kommend (Frentroper Straße) sollte der Verkehr über die Talstraße vorbei am Bahnhof auf die Postallee geführt werden. Die Friedrich-Ebert-Straße sollte über die Wilhelmstraße hinaus verlängert werden bis auf die Trasse der heutigen B 224 Richtung Essen.