Gladbeck. . Zur „Bürgerbeteiligung für die Entwicklung und Gestaltung der Gladbecker Haldenlandschaft“ hatten die Stadt Gladbeck, RAG Aktiengesellschaft und RVR auf die Mottbruchhalde eingeladen. Viele Gladbecker nutzten die Einladung auch, um bei bestem Wetter den Ausblick über das Ruhrgebiet zu genießen.

So ähnlich muss es in der Wüste aussehen, wenn die Dürre den Boden aufreißt. Das Regenwasser auf dem Plateau der Mottbruchhalde ist getrocknet, die Sonne tut ihr Übriges, um der Ödnis ein zerklüftetes Gesicht zu verleihen. Beeindruckende Landschaften bieten sich den Besuchern der Mottbruchhalde.

Den einmaligen Ausblick wollten viele Gladbecker am Freitag genießen. Stadt, RAG Aktiengesellschaft und Regionalverband Ruhr (RVR) hatten erstmals nach Beendigung der Schüttung zum „Tag der offenen Halde“ eingeladen. Dabei sollten die Besucher nicht nur den atemberaubenden Blick über das Ruhrgebiet genießen, sondern auch Vorschläge machen, wie es weitergehen soll mit den Gladbecker Halden Mottbruch, Moltke, 22 und 19.

Schautafel im Pavillon

Dazu haben die Gastgeber oben auf der Halde ein Pavillonzelt aufgebaut und Schautafeln mit Luftansichten der aufgeschütteten Abraumberge. Die Besucher können ihre Ideen auf Zettel schreiben und an die Wände pinnen, Zustimmung wird mit grünen Klebepunkten ausgedrückt. „Mit Licht die einzelnen Halden verbinden“ beispielsweise hat schon einige Punkte gewonnen. Auch das Windrad scheint beliebt – „einige haben das ganze Paket Grün genommen“, sagt Stadtplaner Achim Mirosavljewitsch lachend.

Dass trotz des langen Wochenendes mehr als 100 Gladbecker bergauf pilgern, findet der Stadtplaner beeindruckend: „Eine ganz große Resonanz.“ Der erste Besucher sei schon oben gewesen, als die Gastgeber noch ihren Stand aufbauten, ein Mountainbiker, der die Gelegenheit gleich nutzte, um Ideen für die sportlich Nutzung zu diskutieren – genau wie der Crossläufer, der kurz danach den Gipfel eroberte.

Auf der Suche nach Katzengold

Werner Koloska ist die Strecke auf dem Rad aus Rentfort-Nord nach Brauck gefahren: „Aber den Berg hoch habe ich geschoben.“ Die Steigung ist beachtlich, das merken auch die Fußgänger. Dankend nimmt mancher den Shuttle-Service der RAG an. Koloska ist begeistert von der Halde. Er hält einen glitzernden Stein in der Hand – Katzengold. Vielleicht bringt er es seiner Frau mit, als Geschenk. Was er sich für die Halde wünscht? „Als Wandergebiet fände ich es hier prima.“

Elke und Kurt Klein haben den Aufstieg zu Fuß absolviert. Die Aussicht finden die aus Düsseldorf zugezogenen Gladbecker toll. Christuskirche, St. Lamberti, Heilig-Kreuz, das Möbelparadies mit der Moschee – Gladbeck liegt ihnen zu Füßen. Der Herkules im Nordsternpark in Gelsenkirchen scheint zum Greifen nah, zum Tetraeder können sie herüberwinken. „Astrein hier“, sagt Kurt Klein und zeigt auf das Grün, „von Kohlenpott ist da nichts mehr zu sehen.“ Vielmehr erinnert ihn das Haldenplateau an den Islandurlaub.

Barrierefreier Zugang gewünscht

Apropos Island: Heiße Quellen und ein Geysir, das wäre doch mal was. Es klingt witzig – neu ist der Gedanke allerdings nicht. Einen Geysir wird es wohl nicht geben auf der Mottbruchhalde. Die Idee sei bereits ernsthaft von einem Gutachter geprüft und für nicht durchführbar erachtet worden, erklärt Stadtplaner Achim Mirosavljewitsch.

Viele Besucher wünschen sich eine barrierefreie Erschließung der Halde. Den Ideen sind vorerst kein Grenzen gesetzt. Ein Bürgerbus als Zubringer an Wochenende, eine Seilbahn, eine Pferdekutsche gar – Fantasie ist gefragt in der Findungsphase. Seit Ende 2013 wird die Halde nicht weiter aufgeschüttet, noch steht sie unter Bergaufsicht. Wenn sie daraus entlassen wird, kann es an die Öffnung und die endgültige Gestaltung gehen. „Wir haben als RAG die Bergehalde als Rohling geschüttet“, sagt Mitarbeiter Markus Roth. Den Rohling zu veredeln, wird Aufgabe von Stadt und RVR sein – mit den Ideen der Bürger.