Gladbeck. . Ein „heimisches Gewächs“ vertritt die Kleingärtner im Vorstand ihres Landesverbandes. Stephan Winter wurde als Schriftführer in das Gremium für Nordrhein-Westfalen gewählt. Den Vorsitzenden des Bezirksverbandes freut’s: „Das gab’s hier noch nie! Das bedeutet auch ein hohes Renommee für Gladbeck.“
Und Winter sieht in seiner neuen Position und Aufgabe durchaus eine Chance: Er bekommt Informationen aus erster Quelle – Wissen, das in heimatlichen Gefilden auf fruchtbaren Boden fallen kann. „Ich kann entsprechend reagieren“, meint Winter. Und: „Eigene Probleme kann ich auch vorbringen.“ Und vielleicht an entscheidenden Stellen Einfluss nehmen. Probleme? Welche Schwierigkeiten bereiten denn den Gladbecker Kleingärtnern Kopfzerbrechen?
„Wir werden immer jünger“
„Ach, eigentlich haben wir ja keine Probleme“, beteuert Stephan Winter, die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und ZBG gedeihe prima. Kein Grund zu Klagen. Wenn nur die leidige finanzielle Dürre nicht wäre . . . Der einstige Vorsitzende des Kleingartenvereins „Am Nattbach“ erklärt: „Bisher gab’s vom Land an den Landesverband Westfalen-Lippe 180 000 Euro für Umbauten und Altanlagen. Diese Förderung soll jetzt gestrichen werden.“ Sollte dies geschehen, „müsste die Stadt einspringen – und die hat auch kein Geld“. Winter will sich in der kommenden Woche mit dem Landtagsabgeordneten Michael Hübner von der SPD treffen, „um sich dafür stark zu machen, dass das Geld weiter fließt“. Und was treibt die Kleingärtner – insbesondere in Gladbeck – um? Wie sieht’s mit dem Nachwuchs aus?
Wir haben keine Warteliste
WAZ: „Bio“ ist in aller Munde. Manche Verbraucher ziehen es vor, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen – zum Beispiel in einem Schrebergarten. In einigen Städten ist deswegen die Nachfrage nach Parzellen stärker als das Angebot. Wie ist die aktuelle Lage in Gladbeck?
Winter: Menschen, die sich für einen Kleingarten interessieren, weil sie sich selbst versorgen wollen, sind eigentlich bei uns die Ausnahmen. Wir können die Nachfrage noch stillen, Wartelisten gibt’s bei uns nicht. Aber wir haben auch keine Nachwuchssorgen.
Wie viele Parzellen sind beispielsweise in der Anlage Allinghof derzeit noch zu vergeben?
Genau eine. Der jetzige Pächter gibt sie aus Altersgründen auf.
Welche Interessenten wenden sich an Sie und die Vereine?
Darunter sind viele Familien mit Kindern. Rentner sind eher die Ausnahme. Die meisten Interessenten kommen aus der Altersgruppe um Mitte 20.
Fast 1100 Kleingärtner
Zehn Kleingartenvereine gibt es Gladbeck. Sie bringen es auf eine Gesamtfläche von 231798 Quadratmetern. Die Anzahl der Parzellen beläuft sich aktuell auf 608, um die sich knapp 1100 Freizeitgärtner kümmern.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt – je nach Verein – pro Jahr 50 bis 60 Euro. Hinzu kommen Kosten für Pacht (rund 90 Euro), Strom, Wasser usw., unterm Strich zahlen Kleingärtner per anno etwa 200 bis 250 Euro für ihr Hobby.
Das bedeutet ja, dass die Schrebergärtnerei kein Hobby vorwiegend älterer Pflanzenfreunde ist . . .
Richtig, das ist ein Klischee. Das aktuelle Durchschnittsalter bei uns in Gladbeck liegt bei 54 Jahren, Tendenz sinkend. Wir werden immer jünger.
Welche Beweggründe haben führt Interessierte zu den Kleingartenvereinen?
Viele sehen einen Kleingarten als Alternative zu einer Urlaubsreise – gerade Familien mit Kindern oder Menschen, die früher Dauercamper waren. Oder es melden sich Interessenten, die keinen Garten, aber Freude an Pflanzen haben.
Was hat Sie persönlich dazu gebracht, eine Parzelle zu pachten?
Ich bin ziemlich spät auf die Idee gekommen. Meine Frau und ich wollten unsere Ruhe haben und Natur genießen.