Fünft- und Sechstklässler am Ratsgymnasium Gladbeck ließen im Kunstunterricht mit Karoline Dumpe ihre Fantasie spielen: Aus ausrangierten Fußbällen, die lokale Sportvereine stifteten, gestalteten die zehn- und elfjährigen Mädchen und Jungen kleine Kunstwerke. Die Kinder malten und klebten, bastelten und säten Grassamen. Die Ball-Arbeiten sollen während der WM in Geschäften ausgestellt werden.

Fußball-Fans stehen in den Startlöchern, können es kaum erwarten, dass die weltbesten Kicker in Brasilien auf Torjagd gehen. Der erste Anpfiff ertönt am 12. Juni. Bei Kindern der Klassen 5a – der Inklusionsklasse – und 6a am Ratsgymnasium dreht sich bereits seit Wochen alles um das runde Leder – und das ausnahmsweise mal auf einem nicht-sportlichen Feld. Der Fußball als Objekt in der Kunst, so lautete die Taktik von Karoline Dumpe, die vertretungsweise Kunstunterricht an diesem Gymnasium erteilt.

Eingespielte Teams

„Die Idee war, den Kindern zu zeigen, was man alles aus einem Fußball gestalten kann“, sagt Dumpe. Wichtig war ihr, auch die Inklusionsklasse einzubinden, denn: „Darüber wird immer so viel Negatives gesagt. Hier sieht man, dass diese Kinder auch etwas können.“ Die Klassenlehrerinnen Salvatrice La Greca und Sarah Fröba haben festgestellt: „Die Unterschiede unter den Schülern werden durch solch ein Projekt minimiert.“

Säckeweise hatten hiesige Sportvereine ausgemusterte Bälle zur Verfügung gestellt. Und Dumpes Mannschaft erwies sich als ausgesprochen experimentierfreundig und kreativ. 90 Minuten pro Woche „trainierten“ die Kinder. Sie bemalten das Leder, setzen Figuren darauf; bohrten, klebten und bastelten. Manchmal musste sogar das Eckige ins Runde, wenn zum Bespiel ein Spielfeld im Innern Platz finden sollte.

Ausstellungsobjekte

Die runden Kreationen der Fünft- und Sechstklässler am Ratsgymnasium sind demnächst auch außerhalb der Schule zu sehen. Karoline Dumpe kündigt an: „In Kooperation mit der Werbegemeinschaft sollen die Fußbälle in Schaufenstern ausgestellt werden.“

Die Händler dürfen sich aus der Fülle der originellen Exemplare eines aussuchen, das während der Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft ausgestellt wird.

Ballarbeit Nummer Neun führt „auf den Rasen“: Asim hat seinen Ball aufgeschnitten und mit Erde und Grassamen gefüllt. Und siehe da, der Einfall fiel auf fruchtbaren Boden: Es spross ein winziger Rasen, darauf ein Fußballtörchen „Das Gras muss auch gegossen werden“, sagt Dumpe. „Nachwuchs“ heißt dieses Werk. Geholfen hat Niklas seinem Klassenkameraden.

Denn nicht nur die Idee allein zählte, ebenso mussten die Mädchen und Jungen zusammenarbeiten. Als eingespieltes Zweierteam landeten Elma und Nigina einen Volltreffer: Nummer 21 läuft als „Frauenfußball“ auf. Aus der Lederkugel in Bonbonrosa wachsen Lippenstifte in allen erdenklichen Rot-Nuancen: Von einem Hauch Farbe über Beere bis zu kräftigem Pink, der Lieblingsfarbe der beiden Elfjährigen: „Rosa haben wir genommen, weil es zu Mädchen passt.“ Die Lippenstifte haben sie übrigens nicht ihren Müttern gemopst: „Wir haben unsere Verwandten gefragt.“

Eine Krake gehöre zur Fußball-WM, dachten sich die Freundinnen Jana (10) und Maja (11), die das Tier als Wahrsager nicht vergessen hatten. „Die Arme haben wir aus Zeitungspapier und Pappmaché gebastelt, dann mit Acrylfarbe bemalt“, erzählen die Mädchen. Felix (10) und Ashley verpassten ihrem Ball einen Lockenkopf und ein Gesucht: ein Torwart mit der Nummer 11 – eine runde Sache . . .