Gladbeck. . Jede Woche treffen sich die Mitglieder der Kochgruppe der Lebenshilfe Gladbeck in der Küche des Begegnungszentrums Aku an der Friedrich-Ebert-Straße. Zusammen bereiten sie leckere Gerichte vor. Und anschließend wird natürlich zusammen gegessen, am schön gedeckten Tisch.

Bitte nicht stören. Cengiz muss sich konzentrieren. Mit Präzision lässt er das Messer durch das rote Fruchtfleisch der Tomate gleiten, Würfel um Würfel zerlegt er ein ganzes Kilo. Nebenmann Dean schaut fasziniert zu, während er Thunfisch-Brocken mit einer Gabel zerkleinert. In der Kochgruppe der Lebenshilfe bekommt jeder eine Aufgabe, die zu seinen Fähigkeiten passt.

Von anderen Ende des Tischs dringt Gelächter herüber. Wanja und Lisa haben sich viel zu erzählen. Während Lisa Eisbergsalat zupft, seziert Wanja eine Schlangengurke. Mikroskopisch kleine Würfel schneidet sie und weiß ganz genau, dass Lebenshilfe-Praktikantin Franziska das nicht so gemeint hat, als sie von kleinen Würfeln sprach. „Wir lachen uns hier kaputt“, sagt Wanja und kichert. Dann lässt sie sich überreden, größere Stücke zu schneiden. Das geht schneller – schließlich haben alle Hunger.

Wraps stehen auf dem Speiseplan. Das sind Teigfladen, gefüllt mit Salat. Bei der Lebenshilfe wird die Füllung wahlweise ergänzt durch Putenbrust, Thunfisch und Fetakäse. Für Vegetarierin Judith gibt es fleischfreie Extrawurst. „Ramona lässt sich immer eine nette Alternative für mich einfallen“, sagt die junge Frau mit dem ledernen Schutzhelm lächelnd. Die Sticheleien ihrer Kochkollegen, Vegetarier würden den Tieren die Körner wegfuttern, perlen an ihr ab wie die Regentropfen, die draußen vor dem Aku-Begegnungszentrum aufs Pflaster prasseln.

Kochgruppe mit Tradition

Zwölf bis 13 junge Leute schwingen in der Kochgruppe regelmäßig den Löffel. Seit rund 20 Jahren besteht dieses Angebot, im Oktober übernahm Ramona Schlensok die Kursleitung. Unterstützt wird sie von Betreuerin Zeinab Sevim und Praktikantin Franziska Wotzka, die laut Wanka besonders schöne Haare hat.

„In erster Linie steht der Spaß im Vordergrund“, erklärt die angehende Heilerziehungspflegerin Ramona, die durch ein Freiwilliges Soziales Jahr zur Gladbecker Lebenshilfe kam. Aber die Küchenarbeit soll auch einen erzieherischen Wert haben. „Wir Betreuer versuchen, uns bei den Dingen, die sie selbst können, zurückzuhalten“, erklärt Ramona. So lernen die Teilnehmer, im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit Werkzeugen umzugehen, sich zu konzentrieren, kleinere Gerichte mit einfachen Zutaten ganz allein zuzubereiten. Kürzlich gab es beispielsweise Toast Hawaii.

Fastfood ist besonders beliebt

Pizza, Burger und Lasagne stehen trotzdem ganz weit oben auf der Hitliste der Lieblingsgerichte. Unbeliebteste Arbeit in der Küche ist ganz klar Zwiebeln schneiden. Und Knoblauch. Da müssen auch schon mal die Betreuerinnen ran. Beim Essen sind die anderen Köche dann aber wieder mit dabei.

Dean hat Thunfisch und Fetakäse fertig zerdrückt. „Ist das richtig so, Ramona?“, fragt er und bekommt ein großes Lob: „Ja, das hast Du super gemacht.“ Und schon steht die nächste Aufgabe an. Geriebenen Käse in eine Schüssel geben. „Hast Du Dir die Hände gewaschen“, fragt die Chefin, und Deans „Ja“ entlarvt sich durch ein breites Grinsen als Flunkerei. Also ab ins Bad.

Dann geht es schon bald ans Tischdecken. Während Wanja und Lisa Brettchen und Messer spülen, verteilen Cengiz, Dean und Lisa bunte Teller auf dem Arbeitstisch, der nun zur Tafel wird, mit Servietten und allem Drum und Dran. Anrichten muss beim Wrap-Mal jeder selbst. Na dann: Guten Appetit.