Gladbeck.. Der Hobby-Spieleentwickler Kevin Nitschmann hat die Buslinien mit Straßen und Gebäuden für eine PC-Simulation nachgebaut. Das Spiel, bei dem man virtuell am Steuer eines Linienbusses Platz nehmen und durch Gladbeck fahren kann, ist sehr beliebt. Samstag findet sogar ein erstes Fantreffen statt.

Gladbeck-Enthusiasten der besonderen Art reisen deutschlandweit an, um beim Fan-Treffen am Samstag dabei zu sein und die Stadt zu erkunden. Genau 35 an der Zahl, die Gladbeck kennen und wiederum nicht kennen, da sie markante Ecken und Plätze bislang nur aus einem ganz besonderen Blickwinkel gesehen haben: Als Busfahrer bei virtueller Fahrt am heimischen Computer.

Verantwortlich für das Interesse an Gladbeck ist Kevin Nitschmann, selbst Fan des Bussimulators Omsi. Mit seinem Kumpel Mike digitalisierte er die Linien durch seine Heimatstadt samt vorbeirauschenden Häusern und Plätzen immer perfekter und stellte sie als Omsi-Stadtfahrplan ins Internet (WAZ berichtete). Die Fanschar, die so mit der 252 oder anderen Buslinien durch Gladbeck düsen, ist mittlerweile auf mehr als 20.0000 begeisterte Nutzer angestiegen, die es kaum erwarten können, bis Kevin und Co. ein neues Update zusammengebastelt haben.

35 Fans kommen zum ersten Treffen in Gladbeck

Da sei ihm die Idee gekommen, ob vielleicht Interesse bestehen könnte, „Gladbeck mal nicht nur virtuell sondern real kennen zu lernen“, erzählt Kevin Nitschmann. Die Idee wurde begeistert im Internet angenommen, so dass sich zügig 35 Fans zum ersten Treff angemeldet hatten. „Bis aus München, Emden, Hannover oder Dormagen reisen Spieler an“, freut sich der Gladbecker. Leider habe er nicht mehr Zusagen geben können, da das die Kapazitäten des von ihm geplante Tagesprogramms sprengen würde. „Ein Programmpunkt ist die Fahrt zum Busdepot von Urban-Reisen, wozu wir voraussichtlich per Bus abgeholt werden“, so Nitschmann.

Gerne hätte er mit den Fans das Depot der Vestischen besucht, „das war aber leider nicht möglich“. Bei der Stadt hatte der Hobby-Touristiker sich nach einer Führung erkundigt, „die aus personellen Gründen leider auch nicht drin war“. So wird der PC-Spielentwickler selbst zum Gästeführer. „Logisch, dass wir uns dabei Punkte ansehen werden, die auch im Spiel angefahren werden können wie den Busbahnhof Oberhof, den Marktplatz oder den Rathausvorplatz. Dabei können die Fans auch den Fortschritt der Baustelle in Sachen FuZo-Neugestaltung betrachten. Denn selbstverständlich passt Kevin seine Computerwelt immer wieder den realen Gegebenheiten an, „so dass auch die Baustellenschilder und Absperrungen im Spiel zu sehen sind“.

Präsentiert wird auch das neuste Update des Spiels

Nach der Stadttour gehts zum Nordsternpark nach Gelsenkirchen, zur Besichtigung der großen Modelleisenbahn. Spannend für die Fans: Hier wird dann auch das neueste Update 4.2.3 der Gladbeck Map präsentiert, erstmals mit Fahrtmöglichkeit über die Stadtgrenzen hinaus mit der Straßenbahn 302 bis Gelsenkirchen Hauptbahnhof.

Wie es begann - die Anfänge der virtuellen Busfahrt

Kevin Nitschmann hat den Linienplan der Vestischen für ein PC-Simulatorspiel digitalisiert.Gladbecker Straßen und Häuser entlang der Strecken wurden möglichst realistisch nachgebaut

„Nächster Halt, Goetheplatz“ ist aus dem Lautsprecher zu hören. Beim Blick aus der Windschutzscheibe des Busses sieht man schon den Kreisverkehr näher kommen, dann biegt der Fahrer nach rechts ab und kurz darauf öffnen sich die Türen zum Ausstieg. Eine Alltagsszene und doch etwas ganz besonderes, denn die fotorealistische Bustour war ein rein virtuelles Vergnügen am Computerbildschirm. Gladbeck in Miniatur nachgebaut von Kevin Nitschmann für einen Bussimulator, damit sich für jedermann (-frau) der Kindheitstraum vom Busfahrer auf Linientour durch die Heimatstadt erfüllen lässt.

Auf dem Videokanal Youtube habe er „Gladbeck“ als Stichwort eingegeben, „um herauszufinden was es für Filme über die Stadt gibt“ erzählt Kevin Nitschmann. Dabei sei er auf ein am Computerspiel mitgeschnittenes Busvideo gestoßen, das eine Tour durch Gladbeck darstellen sollte. „Die ganzen Außenansichten waren unrealistisch und ich dachte mir, das ist doch imageschädigend für meine Stadt und muss besser hinzukriegen sein“. Der Ellinghorster besorgte sich die Software (OMSI), um den aktuellen Liniennetzplan durch Gladbeck nachzubauen. „Wir Ingenieure basteln halt gerne am PC“, ergänzt der Maschinenbau-Student mit einem Augenzwinkern. Das tolle an der Software sei, das sie für Hobbykonstrukteure offen sei und es im Internet Gleichgesinnte gebe, die schon fertige Datenpakete kostenlos zum Herunterladen anbieten, „zum Beispiel aktuelle Busmodelle, die auch der VRR in seiner Flotte hat“.

"Die Busse sind ja individuell gestaltet und lackiert"

So lernte der Gladbecker Maik Müller aus Neuß kennen, der schon seit geraumer Zeit Busse am Computer modifiziert. „Denn die unterschiedlichen Nahverkehrsunternehmen haben ihre Busse ja individuell gestaltet und lackiert“, erklärt der 37-Jährige. „Es gibt keinen Bussimulator der von der Fahrphysik so realistisch ist wie OMSI“, lobt er. Und der Computerfreak weiß, wovon er spricht, schließlich ist er auch im echten Leben Linienbusfahrer.

.Kevin Nitschmann hat ihm Fotos aller Busse der Vestischen, die durch Gladbeck touren, geschickt, deren Design für die Simulatorbusse samt Werbung digitalisiert wurde. Auch ein WAZ-Bus kann so gefahren werden. Ihr Software-Ergebnis „Willkommen in Gladbeck“ haben die Tüftler zum kostenlosen Download über Maiks Softwareschmiede (mak-software.de) seit Ende Januar bereits in mehrfach aktualisierten Versionen zur Verfügung gestellt. Aktuell sind beide dabei, das Ex-Hertie Kaufhaus originalgetreu nachzubasteln. Das ihr Werk den virtuellen Busfahrern gefällt, belegen die Downloads: Fast 8000 Mal wurde Gladbeck bereits aus dem Internet gesaugt. Nur einmal habe er geschummelt, gesteht Kevin. „Ich lasse den SB 91 und 259er auch in die Meerstraße fahren, obwohl da gar kein Halt ist.“ Der einfache Grund: virtueller Eigennutz, denn hier wohnt der 24-Jährige im echten Leben.