Gladbeck. . Die Wahlplakate im Straßenbild spiegeln die Stärke der Parteien nicht unbedingt wider. Stadt entfernt falsch gehängte Plakate, zählt aber nicht penibel nach. Bürgermeister Roland wirbt für sich allein und ohne Bekenntnis zur Partei. SPD-Stadtverband-Geschäftsführer: „In Gladbeck weiß doch jeder, dass er zur SPD gehört“.

Franz Kruse in der Mitte, Ralf Michalowsky oben drüber und manchmal hängt unten das Konterfei von Linken-Promi Sahra Wagenknecht in rot vor hellem Hintergrund: Die Wahlplakate der Linken sind im Stadtbild kaum zu übersehen. Die Partei kleckert nicht, sie klotzt in diesem Wahlkampf. Ein bisschen zuviel sogar: Die illegalerweise aufgehängten Plakate auf der Europabrücke – verbotene Zone für Wahlplakate – hat das Ordnungsamt wieder entfernt. Auf solche Verstöße gegen die Regeln achtet die Stadt bei ihren Kontrollen, so die Pressestelle. Ob jede Partei sich auch an die vereinbarte Plakatzahl je Straße hält, zählt sie allerdings nicht.

Und wer in diesen Tagen durch Gladbeck fährt, gewinnt den Eindruck, dass die Zahl der Wahlplakate wenig mit der Stärke der Partei zu tun hat. Zumindest nutzt die Linke jeden der ihr zugestandenen 320 Standorte weidlich aus, hängt dort doppelt oder dreifach.

Die CDU kommt zwar weniger knallig als die Linke daher, auch sie geizt im Straßenwahlkampf aber nicht mit Plakatwerbung. Das Konterfei von Bürgermeisterkandidat Christian Enxing schmückt mitunter ganze Straßenzüge.

SPD-Stadtverbandsgeschäftsführer: Plakate überzeugen niemanden

Ob’s was nutzt? Andreas Dunkel, Geschäftsführer des SPD-Stadtverbandes, hat Zweifel, er glaubt nicht an die Wirkung solcher Wahlwerbung. „Durch Plakate überzeugen wir niemanden“, argumentiert er. Was erklären könnte, warum die SPD in diesem Wahlkampf erstaunlich bescheiden erscheint in ihrer Eigenwerbung. Zwar nutzt sie laut Dunkel alle 500 Werbestandorte im Stadtgebiet aus, doch haben sich die Genossen eine persönliche Zurückhaltung auferlegt: Auf den farblich schlicht gehaltenen Plakaten – wenig rot, viel weiß – wird nicht mit Namen und Köpfen um Stimmen geworben, sondern mit dem Slogan „Gemeinsam für Gladbeck“. Drei Zahnräder am Rand symbolisieren: „Wir arbeiten als eine Gruppe, niemand wird hervor gehoben“, so Dunkel. Dass andere Parteien zahlenmäßig offensiver werben, ist ihm schon aufgefallen – und sauer aufgestoßen. „Wir halten uns an die Regeln, andere nicht.“

Politische Farbe im roten Quadrat

Klar geregelt und deutlich voneinander getrennt hat die SPD übrigens den Kandidaten- vom Bürgermeisterwahlkampf. Auch räumlich: Die Parteiplakate mit der Aufforderung zur Wahl hängen an Laternen, der Platz auf den großen Stellwänden wird Ulrich Roland überlassen. Der wirbt für sich allein, nennt wie 2009 auf seinen Plakaten nicht die SPD, sondern zeigt die politische Farbe lediglich mit einem kleinen roten Quadrat. Andreas Dunkel: „Als Bürgermeister steht er ja qua Amt ja über der Partei. Und in Gladbeck weiß doch jeder, dass er zur SPD gehört. Bei der letzten Wahl hat das hervorragend geklappt.“