Gladbeck. . Der Verein setzt sich dafür ein, die Hürden zwischen Zugewanderten und „Ur-Gladbeckern“ abzubauen. Die Vereinsgründerinnen Huriye Aydin und Nilüfer Akcay sind Beispiele für eine selbstbewusste, angekommene Generation. Ein Ziel: Mehr miteinander als übereinander reden.
Wer das GLA im Autokennzeichen zeigt, drückt ein Bekenntnis zur Heimatstadt aus. Ein neuer Verein, der sich bewusst GLA nennt, hat dieses ebenfalls im Sinn. „Wir leben hier und wir sind Gladbecker.“ Dieses eigene Lebensgefühl bekannter und ein Stück „normaler“ zu machen ist die Absicht von Nilüfer Akcay (34) und Huriye Aydin (43), die im Februar in Vereinsstatut meißelten, was ihnen schon lange ein Herzensanliegen ist. GLA steht übrigens für Gladbecker Lebendige Alternative.
„Wir sind hier geboren oder aufgewachsen und wir sind ein Teil von Gladbeck“, sagen die beiden Frauen selbst bewusst. Dazu haben sie allen Grund, sind sie doch beide geradezu Paradebeispiele für Angekommene und stehen mit ihrer Biografie für gelungene Integration. Seit 20 Jahren leitet die gelernte Krankenschwester Huriye Aydin ihren eigenen Ambulanten Pflegedienst, lebt mit Mann und zwei Söhnen in Butendorf im Eigenheim. Nilüfer Akcay hat Jura studiert, arbeitet als Integrationshelferin für die Lebenshilfe, engagiert sich politisch in der FDP. „Von uns gibt es viele, aber das ist gar nicht so bekannt und wird nicht als selbstverständlich gesehen“, sagen sie.
Aber sie wissen auch: Viele Zuwanderer, auch die der dritten und vierten Generation, und – ja, wie nennt man sie denn nun? – die „Ur-Gladbecker“ leben oft aneinander vorbei. Ein Indiz dafür: „Es wird zu viel über- und zu wenig miteinander geredet“, sagen beide. Dahinter stecke oft gar keine böse Absicht, sondern Unwissenheit auf beiden Seiten.
Jugendliche dürfen sich nicht in eine Parallelwelt zurück ziehen
Das wollen sie nun mit Hilfe des Vereins verändern. Ein erster Ansatz: Die einen müssen mehr über die anderen erfahren und umgekehrt. Dass auch die Zuwanderer dies wollen, steht für die Frauen außer Frage. Denn schon vor der Vereinsgründung gab es ein Schlüsselerlebnis: Ein Besuch im Bonner Haus der Deutschen Geschichte mit einer interkulturellen Gruppe stieß auf so große Begeisterung, dass nun eine Wiederholung geplant ist. „Es gibt vor allem bei älteren Zuwanderern einen Riesenbedarf mehr über das Land und die Stadt zu erfahren, in der sie leben. Aber viele wissen oft nicht, wie sie das machen sollen.“ Der oft gehörte Vorwurf „die wollen ja gar nicht“, treffe keineswegs zu.
Dennoch: Huriye Aydin und Nilüfer Akcay wollen auch nichts schönreden. Sie beobachten mit Sorge, dass türkischstämmige Jugendliche sich stärker als früher an der Kultur des Herkunftslandes ihrer Eltern orientieren. Aydin: „Das ist ein Rückfall. Die Kinder müssen lernen, ihren Platz hier in der Gesellschaft zu finden, sie dürfen sich nicht in eine Parallelwelt zurückziehen“.